Das wunderbarliche Vogel-Nest
möchte auch wol wissen / was Esther darzu sagt / wann sie ins künfftig unser Kind nicht als einen Messiam zu Jerusalem im Jüdischen Tempel sitzen / sondern als eine Christin in der Christlichen Kirchen ihr Andacht verrichten / und dem wahren Messiæ dienen sehen wird? Jch rathe euch / weil ihr sehet / daß es mit diesem euren Messiæ gefehlet / ihr wollet nunmehr euren hiebevor gefasten Vorsatz wieder ergreiffen / und mir je ehender je besser / in Annehmung der Christlichen Religion folgen / und wann meine Esther / die nicht vom Elia / sondern von mir diese Tochter geboren / gesehen haben wird / daß sie in ihrer Närrischen Meynung den Messiam zu gebären / betrogen worden / und alsdann / gleich wie ich gethan / den heiligen Tauff annehmen / und mich vor ihren Eliam zum Ehegemahl haben will / so mag sie innerhalb 24. Stunden zu mir kommen; Jndessen bitte ich / gehet zu ihr / sagt ihr diese meine Meynung / und bittet sie von meinetwegen / daß ich sie so artlich überlistet und betrogen / umb Verzeyhung / mit Vermeldung / daß mich die Liebe / so ich zu ihr getragen / nicht warten lassen / biß sie von selbsten auß ihres Vattern Hause zu mir kommen; Endlich gab Eraßmus der Josanna eben den jenigen Ring / den mir Esther zum Gedächtnus geben / als ich die letzte Nacht bey ihr geschlaffen (dann zu solchem Ende hatte ich ihm denselbigen zugestellt) mit Vermeldung / sie solte denselbigen der Esther bringen / dann bey diesem konte sie eygentlich abnehmen / daß er der Tochter wahrer Vatter sey / und so er selbst Mündlich mit ihr zu reden käme / wolte er ihr zu besserem Wahrzeichen auch das Gespräch erzehlen / so zwischen ihr und dem vermeynten Elia vergangen / als der Messias geschmidet worden.
Josanna hätte sich schier zum Narren verwundert / als sie beydes / das Kind und den Ring sahe / und Eraßmum so reden höret / nam auch die Bottschafft zu verrichten gern auff sich / und da sie in Eliezers Hause kam / war es eben an dem / daß die Juden die gute Esther wegen Verlust ihres Kinds getröstet / und sie beredet hatten / Elias hätte es ohn allen Zweiffel zu sich in das Paradeiß verzuckt / allwo es unter den Engeln aufferzogen / und mit Himmlischer Speise ernährt würde / biß es sein Alter erreicht / und das Werck der Erlösung Jsraels und Wieder-Einsetzung in das Jüdische Land verrichten könte / das muste nun von der Esther so wol als von allem Jüdischen Volck / so Nachricht von dieser wunderbarlichen Entzuckung kriegte / festiglich geglaubt seyn / sintemal man nicht spüren konte / daß einige Thür / einigs Fenster / einiger Laden oder einigs Schloß in und am gantzen Hause geöffnet worden; als aber Josanna der Esther den Ring brachte / und ihr erzehlte / was sie gehöret und gesehen / da verschwor sie den Jüdischen Glauben / und schämte sich / daß sie sich so äffen und betrügen lassen / da sie doch zuvor die Warheit der Christlichen Religion genugsam auß den Büchern erkundigt; Sie konte vor Ungedult der künfftigen Nacht kaum erwarten / in deren sie zu Eraßmo überzugehen entschlossen / sie packte so heimlich als es seyn konte / ihren Schatz von Gold und Klenodien zusammen / damit stahl sie sich hinweg auß ihres Vattern Hause / und kam mit der Josanna nach der Abend-Demmerung in mein Losament angestochen / da sie dann Eraßmus zu bewillkommen /und mit reden zu unterhalten wuste / wie ich ihn instru irt / und die Sach erfordert / so / daß sie ihr nimmermehr anders träumen lassen / als wäre er der angemaste Elias / und ihrer Tochter rechter Vater gewesen.
CAP. XX.
Wie es weiters vor- in- und nach der Hochzeit ablieff.
JCh liesse Eraßmo zu / daß er sich gegen seiner künfftigen Frauen nicht mehr als mein Diener / sondern als einer / der seyn eygener Herr sey / anlassen solte / doch befahl ich ihm heimlich / was er thun und lassen müsse / nemlich ein eygen Zimmer vor die Esther und ihr Kind / darinnen sich auch Josanna behelfen muste / zu dingen / und sie darinn mit aller Nothdurfft zu versehen / und dann heimlich nach einem vertrauten Geistlichen zu sehen / der geschickt sey / beyde künfftige Christinnen / was ihnen in der Christlichen Religion zu wissen noch abgieng / vollkommenlich zu unterrichten / folgends sie beyde / in Gegenwart genugsamer Zeugen / sampt dem Kind zu tauffen / und endlich ihn mit der Esther ehelich zu copulir en / befohlen und gethan war eins; Jch freute mich / daß ich auff einmal drey Jüdin zu Christinnen gemacht / aber weil solcher Weg nicht passir lich /
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