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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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ja bisweilen so gar nur in Leder / und als er sich zu verantworten / und seine Meynung zu vertheidigen / ferner fortfahren wolte / legt ihm Jupiter stillschweigen auff / die Stimmen der samptlichen Götterschaar einzusammlen / deren einhellige Erkandnus endlich herauß kam / deß Jnhalts / daß nemlich die Güte Jupiters selbsten an allen den jenigen Greueln und Lastern schuldig wären / worüber sich Apollo beklagte / er hätte das Cornu Copiæ der Cerere zugestellt / auß welchem sie den Menschenkindern so viel und überflüssig spend irt / daß sie gantz muthwillig / gail / ausgelassen / und verrucht darvon worden / man wisse / wann der Gaiß zu wol sey / so gehe sie auff das Eyß / und breche ein Bein / und demnach sich Neptunus eben auch gleich beklagte / daß einige / die er gleichsam auß dem Staub erhaben / und in seinem Reich groß gemacht / sich so wol wider seine Göttliche Macht / als seine Liebling unter den Menschen / welchen er wegen guter Nachbarschafft geneigt seye / sich auffbäumten / so / daß es schiene / ob wolten sie allen Gewalten der Welt Gesetze vorschreiben; Als befahl Jupiter dem Marte , er solte der Ceres ihr Cornu Copiæ , gleichsam wie ein feist Jmen-Faß ein wenig beschneiden und außplündern / zu sehen / ob die Menschen durch Mangel und Noth zur Erkandnus ihrer selbst und ihrer Gebrechen / und also zu ihrer Besserung gebracht werden möchten / und zwar solte er solches bey denen anfangen / wo er finden würde / daß es am mehristen vonnöthen.
    O gütiger Jove , schryen hierauff die friedliebende Götter / was gibstu diesem Hirnschelligen Wüterich vor einen Gewalt? Was wird er abermal in der Welt vor Jammer durch seine Grausamkeit anstellen? Welchem auch die aller-unschuldigste Menschen nicht entrinnen mögen? Aber Jupiter liesse sich diese Einred nicht irren / sondern sagte / das grosse Numen wird die seinige schon zu erhalten wissen / und wann gleich über den einen oder den andern etwas von dieser allgemeinen Heimsuchung verhängt / und mancher Gottliebender Mensch gar deß Zeitlichen Lebens und Guts beraubt wird / so wird ihn dasselbige jedoch darvor hinwiderumb in seinem Himmlischen Reich ergötzen.

CAP. XXII.
    Wie es weiter gieng / und was auß diesem Gesichte zu lernen.
    GLeich wie die Bienen Honig / und die Spinnen Gifft auß den Blumen saugen / also schöpffen auch die gute Menschen guts / und die schlimme böses auß den Büchern; Ein Buch kan so ärgerlich nicht seyn / es wird ein frommer Mensch etwas guts drauß lernen können / und ein Buch wird so Gottselig nicht seyn / darauß ein verkehrter Mensch nichts nehmen könte / das ihm vermeyntlich zu Besteiffung seines verkehrten Sinns nicht dienlich wäre; Sehen wir solches nicht an den Ketzern / welche zu Verthäidigung ihres Jrrsals auch die Göttliche Schrifft selbst mißbrauchen? Was es aber dißfalls vor eine Art mit den Büchern hat / die hat es auch mit andern Dingen / als wann man Historien vornimpt / oder Comœdien agir en siehet / und dergleichen / und was man von solchen Sachen sagen / und darauß lernen kan / das kan man vielmehr auß gegenwärtigem unserm vorgegauckelten Spectacul .
    Die Compagnionen , welchen zu gefallen diß Gesichte zur Kurtzweil und Zeit-Vertreibung vorgestellt worden / schöpfften die meiste Verwunderung und gröste Freud darauß / also / sie sagten / wie grossen Gewalt den Teufeln verhängt war / wann sie ihre Zauberer und Hexen im Lufft herumber / und hin und wieder auff die Berg und einsame Oerter führten / dort Täntz und allerhand Spaß / und herrliche Pancket anstellten / und hernach die Erd-Gewächse verderbten / wie sie sich hie und da an denen / von welchen sie sich beleidigt zu seyn vermeynten / mit Anhenckung schwerer Kranckheiten / tödtung und Bezauberung beydes der Kinder / deß Gesinds / deß Viehes / und ihrer selbst rächeten / Und ihnen das ihrig durch aller Zäuberische Mittel und Hülffe der bösen Geister ab- und sich selbst zuhexten / sie gedachten aber im wenigsten daran / was vor einen erschröcklichen Lohn ihnen entweder noch in dieser oder in jener Welt von dem allergerechtesten Richter umb solche ihre Arbeit gegeben werden solte.
    Mancher hingegen / wann er diß Gesichte sehen sollen / hätte zu seiner Geistlichen Aufferbauung ohne Mühe begreiffen mögen / wie durch die Völle und Genüge deß reichen Segen Gottes / der sich in den lieben Friedens-Zeiten überflüssig verspüren / und so wol von den Menschen nach Nothdurfft geniessen / als unnützlich

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