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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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überlaut / so / daß seine Stimme sich schier dem Donner vergliche; Ach! sagte er / wie lang soll ich den Menschen noch zu ihrer Unweisheit leuchten / und ihre Boßheit in meinen Augen gedulden / damit sie den Schöpffer lästern / der mir zwar befohlen / meinen Schein beydes guten und bösen mitzutheilen? Jupiter / welcher solches stracks höret / und vielleicht vermeynte / es möchte jemand seinen Strahl ergriffen haben / ihm ins Handwerck zu stehen / erschiene alsobald auff einer liechten Wolcken / und fragte / was da zu thun wäre? Ach gütiger Jove , antwortet Phebus , siehestu dann nicht / wie bey nahe alle Menschen ihre richtige Wege / die sie gehen solten / verlassen / und daß ich denselben noch darzu auff den Jrrwegen die sie in ihrer Boßheit wandlen / leuchten / und immerhin / von Osten biß ins Westen mit Anschauung allerhand unmenschlicher Greuel / mich quälen lassen muß? bedünckt dich unbillich seyn / daß ich drüber ächtze und lamentire ? Jch sage dir / es wäre kein Wunder / wann ich wie Phaeton etwan auß Unkündigkeit deß Dings / dessen er sich unterfangen / gethan / vorsetzlich solche Wege führe / dardurch die Landschafften der gantzen Welt entzündet / und ihre Jnwohner sampt den greulichen Lastern ihrer Boßheit vertilgt / und von dem Erdboden ausgerottet würden.
    Jupiter antwortet hierauff / solche procedur wäre zu streng und wider die Güte deß grossen Numinis , und wann er Apollo sich deren auß eygenem Willen unterfangen würde / so wäre sie auch strafbar / der Sach müste anderst abgeholfen / und zuvor untersucht werden / auß was Ursachen und Bewegung die unartige Menschen noch ärger würden / wann solche gefunden / und auß dem Weg geraumt sey / so würde alsdann wol wieder Besserung zu hoffen seyn / und das schöne Gebäu der Welt / mit welchem auch sie die Planeten selbst aufhören müsten / noch länger in seinem Flor stehen bleiben könten / darauff erregte er ein sanfftes Donnern / die gesampte Götter-Schaar dardurch zu versammlen / weil Mercurius nicht vorhanden / sondern auff Erden an unterschiedlicher grossen Herren Höfen mit allerhand Staads-Geschäfften bekümmert war; Als nun deren ansehenliche Gegenwart erschiene / trug ihnen Jupiter alles vor was nöthig / die eigentliche Ursach zu erkundigen / umb welcher willen / oder wordurch das Menschlich Geschlecht so gar den Krebsgang gienge; Jn dem nun die Götter und Göttinnen sich hierüber zu berathschlagen anfiengen / kam Mercurius auch eylends angestochen / welchem Jupiter einen scharpffen Verweiß gab / und ihm den lahmen Vulcanum vorwarff / der länger dann eine gantze viertel Stund vor ihme sich eingestellt hätte; Doch weil Mercurius vor den schlauesten Vocativum unter allen Göttern gehalten wird / wolte er ihn nicht gleich gar in die Schind-Grub werffen / oder auff den Esel setzen / sondern damit er ihn im Laun behielte / und weil er ohne das seine Proposition an die Götter nicht gehöret hatte / fragte er ihn / was doch die Ursach seyn möchte / daß die Menschen den jenigen Weg / welchen ihnen das grosse Numen zu wandeln gezeigt / so gar verliessen / und der Höllen zurenneten? Mercurius antwortet ohn allen Vorbedacht / gütiger Jove , wer wolte anders dran schuldig seyn als das holde Gelt? dann ich weiß am besten / und erfahre es noch täglich / was solches vor manigfaltige Kräfften hat / die Menschen auff vielerlei Weis und Weg zu verführen und zu verderben.
    So bald Pluto diß höret / gab er Mercurio einen grämischen Blick / und sagte / wie kans immer müglich seyn / daß die beyde eygene Metallen Phœbi , und seiner keuschen Schwester Dianæ solche Greuel und Laster verursachen solten / worüber sich Apollo selbst beklaget? Du bist halt ein unnützer Plauderer / und vermeynest / weilen ich zugleich deß Gelts Patron , und der Höllen König sey / so lauffen die Menschen allein der Ursachen / weil sie es lieben / dem Höllischen Reich / und also wider deß höchsten Numinis Willen / dem Verderben zu; Es seynd andere Sachen / welche sie in allerhand Laster verleiten; Sag mir / du Phantast , ob Midas die Tage seines Lebens auch jemahls andächtiger die Götter angerufen / als damahls / da er Gelds vollauff hatte / und der Krafft seines Wunschs / der noch biß auff diese Stund bey den weisen Menschenkindern vor thorecht gehalten wird / widerumb entledigt zu seyn gebetten?
    Mercurius sagte hierauff / das Gelt bestünde nicht allein in Gold und Silber / sondern auch in Kupffer / Zinn / Bley / Ganza /

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