Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
Vom Netzwerk:
als einen Mühlkarch in einem Dorff; Auff Erden war alles so lustig anzusehen / als immer im Mayen / da sahe man die allerlustigste Felder / grüne Matten und Wälder / anmuthige Gärten voller fruchtbahrer Bäum von allerhand Gattungen / und was das aller-anmuthigste schiene / war diß / daß man zugleich deren zeitig Obs / und an andern Orten / doch darzwischen die Bäume in voller Blüt sehen konte / in dieser lustigen Gegend sahe man die Menschen in ihren Geschäften herumb wimeln / denen weder an Gesundheit noch etwas anders an ihrem Wolstand / viel oder wenig mangelt / so gar / daß auch die armste Bettler wegen deß reichen vorhandenen Uberflusses das liebe Brot zu verachten / vor keine Sünd hielten; Man sahe Leute / die dem grossen Numen allein dieneten / und ihm im Namen und von wegen aller Creaturen / umb gegenwärtige friedsame / ja gantze guldene Zeit danckten / ohnangesehen sie solchen Gnadenreichen Seegen und Uberfluß selbst nicht weiters gebrauchten / oder sich zu Nutz machten / als was blößlich die Auffenthaltung ihrer Leiber erforderte / so sie jedoch auch gesparsamlich genug thäten / diese waren aber sehr dünn gesäet / etliche auß ihnen hielten darvor / sie wären ausser dem / daß sie GOtt mit der Vernunfft und seinem Ebenbild geziert / nicht so gut als das unvernünfftige Vieh / weil sie sündigen / und Gott erzürnen könten / das sich aber an den Thieren nicht fände / hingegen sahe man ein unzehlbare Menge / die sich auß Menschen in Bestien verwandelten / also / daß es ein Ansehen hatte / ob wäre wieder ein andere Circe erstanden.
    Es wird mir zu lang zu erzehlen / und fällt verdrüßlich zu hören / wie mancher / der nach seines Nächsten Eheweib wiehlet / sich in einen Hengst / wie manche gaile Ehebrecherin sich in eine läuffige Zatz / und alle ausgelassene / auff die Unkeuschheit verpichte / sich in stinckende Böck verkehren / geschweige / daß ich erst sagen solte / wie viel durch fressen und sauffen zu Säuen / durch Neid und Haß zu Hunden / durch Geitz und Gelt-Begierd zu Wölffen / durch Grausamkeit zu Löwen / und andere durch andere Laster zu sonst allerhand Bestien worden / dann solche gemeine und bekandte Veränderungen waren hie gar nichts neues / sondern dieweil man in diesem vorgegauckelten Gesicht / wie in einem engen Begriff alles sehen konte / was in der gantzen Weit geschiehet / hatte man genug zu thun / die Augen auff andere erschröckliche Verwandlungen zu wenden / und zwar auff solche / von dergleichen auch Ovidius niemahlen sich träumen lassen dörffen; Zwar was darffs vieler Umbständ? man sahe Menschen / die zu leibhafftigen Teufeln wurden.
    Lieber was ists anders ein Teufel seyn / als Gott hassen / die / so ihn lieben / anfeinden / seine Geschöpffe verunehren / mißbrauchen und lästern / und in Summa / das allerärgste so nur zu ersinnen / wider Gott und die seinige zu stifften? Jch rede hier nicht von der unglückseligen Congregation der Hexen / die Nächtlicher Weil wie die Liechtscheuende Eulen und Fledermäuß zu solchem Ende auff ihre Versammlungen fahren / dann von solchen deß leidigen Teufels elenden Sclaven ist ohne das genugsam bekand / was vor Verwandnus / Aenlichkeit und Gleichheit sie mit dem Teufel zu haben pflegen / wilstu aber mehr Leute wissen / die diesen gar nahe kommen / so will ich dich nicht zu Mördern und Strassenraubern / oder anderm dergleichen beschribenen heyllosen Gesind / sondern nur in ein Wirthshauß gewiesen haben / darinnen ein Hauffen Baurenknecht (nicht Soldaten / die da den Namen Gottlos ererbt) beysammen sitzen / und umb das ihrig sauffen und spielen / da wirstu einen solchen grausamen Hauffen der aller erschröcklichsten Gottslästerungen herauß speyen hören / daß du vernehmen wirst / entweder der Teufel selbst rede auß ihnen / wie auß den Besessenen / oder das Thier in der Offenbahrung Johannis / oder der Höllische Schlund selbst hätte seinen Rachen wider GOtt auffgethan / welche heyllose Bursch nur vor Schertz und Kinderspiel halten / wann sie wünschen / hundert tausend Teufel sollen sie holen / in die Lüffte (ja in Nobis -Krug) hinweg führen / und zu hundert tausend Stückern zerreissen.
    Aber wo komm ich hin? Jch wolte nur sagen / daß es in unserem Gesicht unter den Menschen so voller Unmenschen herumb grabelt / daß man unter ihnen schier keine rechte Menschen mehr sehen konte / wann gleich Diogenes mit seiner Laternen daher kommen wäre; Solchen Greuel sahe Pbœbus von der Höhe / und schrye

Weitere Kostenlose Bücher