Das wunderbarliche Vogel-Nest
umb 10. Gulden zukauffen / wann ich Vieh bedörffte; so fern ich sie euch aber abhandelte / so geschehe es nur darumb / damit ich zwo durchauß einander so ähnliche Kühe zusammen brächte; Nach vielem Wortwechslen wurde der Kauff endlich umb sechs Reichsthaler und vier Maß Wein geschlossen / ehe wir gar zum Stadt-thor kamen.
Der Reitende kehrte nicht im Wirtshauß ein / sondern bey einem seiner Bekannten / da sie auch beydes Roß und Kuh einstellten; und die erste Maß von dem Weinkauff holen liessen; Jch machte mich auch darzu / dann ich war ja auch beym Kauff gewest /und muthmasste an dem daß der Reitende so willkommen war / es dörffte einen zimlichen Schmauß da setzen / vornemlich weil sie schon vier Maß Weinkauff zum besten hatten / darvon ich ohne das meinen gebührenden Theil / weil ich auch beym Kauff gewesen / nicht dahinden zu lassen gedachte; Nun es gieng an wie ich mir eingebildet / aber es endet sich nicht wie ich vermeint gehabt; dann der Tisch wurde zwar gedeckt und auffgetragen / auch Wein herbey geschafft / und der Verkauffer nach dem er seine sechs Thaler vor die Kuh empfangen / zum Nieder sitzen genöthigt / aber er erzeigte sich so discret und erkanntlich / daß ers nicht thun wolte / er wiste dann auch was vor sein Theil an dem Essen beitragen solte; zuletzt wurde ihm auff sein freiwilliges Anerbieten und höfliges Bitten verwilligt / daß er zu diesem Jmbs eine gute Pastet holen mögte / worzu ihm dann der Haußvatter eine zinnerne Platte hergab; da gedachte ich nun bey mir selber / ach wann du dich nur auch dörfftest sehen lassen / wie gern wolltest du dein gebraten Wildpret hergeben / und dich mit diesen Leuthen rechtschaffen lustig machen; der Verkäuffer war aber kaum mit seiner Platten oder Schüssel unter die Thür kommen / als er sich anders besonne; dann er kam wieder und sagte / botz Stern es ist schier eine Schand / daß ich so mit der Platten und auch hernach mit der Pastet über die Gasse gehen solle; der Käuffer und Haußwirth billichten seine Rede und der letztgemeldte liehe ihm seinen Mantel / desto reputirlicher hinzuwandern; das thät er / kam aber drumb nicht wieder / und demnach sie sehr nahe bey einer halben Stund auff ihn gewartet / fieng ihnen erst an zu schwanen es mögte nicht recht hergehen; Wie sie gedachten so wars auch; sie fanden sich in ihrem Wahn nicht betrogen / wie oben gemeldte Dame und arme Leut / sondern wurden (aber zu spat und mit ihrem Schaden) gewahr / daß dieser Maußkopff den Käuffer die Kuhe von der Weid hinweg gestohlen: und auch den Mantel samt der Schüssel so meisterlicher Weise dahin hatte.
Jch sahe wol daß weder dem Käuffer noch Haußwirth hierauff Essen oder Trincken mehr schmecken wolte; derowegen machte ich mich auch darvon; gieng auff den Marckt; fischte auch daselbst einem Becken zwey Kreutzer Brod ab / und asse fein öffentlich unterm freyen Himmel zu Mittag / darzu mir ein zimlicher Schmarren vom Reheziemer nicht übel schmeckte; Niemand rechtfertigt mich deßwegen als der Durst / den ich aber in eines Weinschencken oder Gassen-Wirths Keller befriedigte / als das Mensch so vorm Zapffen sitzen solte / sich anderwerts vergaffte / neue Mähren von ihres gleichen Pappeltäschen zu vernehmen.
Nunmehr mangelte mir vor dißmal nichts anders als Gelegenheit / die edle Zeit / welche man die lange Weil nennet / zu vertreiben / sintemal ich zu faul war / selbigen Tag auß der Stadt weiters zu gehen; derowegen verfügte ich mich eine Gasse hinauß in ein Wirthshaus / worinn ich ein Gedöß hörete / welches mich hinein lockte; darinnen fande ich unterschiedliche Tische / mit auch unterschiedlichen Standsleuten besetzt / doch alle vom gemeinem Volck; Etliche hatten halbe Räusch / andere waren gantz voll / und die dritte fiengen erst an zu zechen; einer redte diß / der ander jenes; wol dahinden sasse eben der jenige / mit noch einem Gespanen / der denselben Tag das Kühlein verkauft hatte; allein war er barbirt / anders verkleitet und dermassen verstellt / daß ich ihn bey nahe nicht gekannt hätte / wann ich nicht eben denselben Tag mit ihm ein Stück Wegs geräiset wäre; nach dem ich sie aber genauer betrachtet / erkannte ich sie eben vor die zween / so neulich beyde Studiosi ermorden wollen.
Der enge Rath den sie miteinander hielten / ihre Fuchs-Augen die sie herumb schiessen liessen wie andere Dockmäuser / und dann daß ich schon erfahren / ja selbst gesehen hatte / daß der Kühehändler ein Ertzfunck war; machten daß ich mich
Weitere Kostenlose Bücher