Das wunderbarliche Vogel-Nest
zu den ehrlichen Gesellen setzte / zu hören / was sie miteinander tractirten; Zudem war ich allbereit ohne diß ungläublich curios worden / anderer Leute heimliche Conversationes und Anhänge / so unsichtbarer Weise zu vernehmen / umb mich damit zu delectiren / weil ich ausser dessen sonst kein Kurtzweil und Zeitvertreibung haben / oder eines andern Spasses fähig seyn könte.
Jhr Vorhaben war diß / daß sie die morntrige Nacht einem reichen Kautzen einfahren und den Stein schneiden / das ist auff teutsch so viel / daß sie einem wolhabigen Mann diebischer Weis einbrechen / und ihm sein Hauß bestehlen wolten; Jch gedachte / holla! du must auch darbey seyn; nicht daß ich hätte Part an ihrem Diebstal haben mögen / sondern ihnen den Compaß zu verrucken; sintemal mich ihr Anschlag / wie sie ihn vor sich hatten / gar zu weit aus der Diebs-Zunfft / (derer Mitglied / so viel das Maul-Futter anbelangt / ich damals auch eins war) zu der Mörder-Gesellschaft geschritten zu seyn bedunckte / dann sie sagten / der Herr selbst ligt am Podagram; seine Frau muß morgen zu ihrer Schwester Hochzeit; sie bleibt auß auffs wenigst biß umb Mitternacht; der Gaden-Diener oder die Magd / eins von diesen beyden / muß ihr die Latern bringen; also bleibt nur noch eine Person neben dem krancken Cyprianer im Hauß; solten nun eins oder gesetzt alle beyde über unsere Arbeit wach werden / wie gering seyn sie erwürgt? derowegen verbliebe ich bey diesen zweyen Gesellen / der Meinung nicht von ihren Fußtritten zu weichen / ich hätte dann zuvor ihren Anschlag zu Wasser gemacht; ob ich gleich bey ihnen wider meines Hertzens Willen Durst leiden muste / oder (damit ich mehr überflüssige Wort brauche) keinen Tropffen Wein zu trincken bekommen konte; Zuletzt nannte einer das Hauß das sie bestehlen wolten / nach dem Schild der daran hieng / darumb gieng ich von ihnen dasselbe zu suchen und vor ihrem Beginnen zu Salvaquartirn.
Wie ichs fande / gieng ich hinein / und sahe es von allem dem jenigen was in ein wolhabigs Hauß gehöret / genugsam gespickt und versehen; der Gaden bestund in allerhand Waaren mit solchem Uberfluß / daß man deß Jnnhabers Reichthum genugsam daraus abmessen konte / in einem Neben-Gewölb fande ich den edlen Tranck Peter Simon / darauß ich zapffte / dieweil der Gaden-Diener anderwerts zu thun / und einigen Käuffern etliche Waaren hinzugeben hatte / wormit ich mich hertzlich erquickte / und ihn gar nicht zu sparen: hingegen aber auch denselbigen auff die bestimmte Nacht wiederumb redlich zu verdienen gedachte; er schmeckte mir auch so wol / daß ich ein Flaschen-Glas nam / solches / weil ich Zeit genug darzu hatte / voll füllete / und mit mir hinauff ins Hauß auff den Kasten trug / allwo ich von meinem Wildpret stattlich zu Nacht asse / und mich auff etliche daselbst liegende Plauen mit einem ziemlichen Rausch zur Ruhe bequemte.
Den folgenden Morgen erwachte ich nicht ehender / als ungefähr umb acht Uhr / und weil ich noch etwas von Peter Simon übrig hatte / zumalen einen Appetit empfand / frühestückte ich vor allen Dingen; schliche darauff im Hauß herumb und kam in die obere Stub / worinn der Haußherr am Podagram lag / dessen Frau aber / ein schönes junges Weib / vorm Spiegel stunde / und sich zur Hochzeit mutzte; Sie hatte stattliche Kleider und war mit Gürteln / Ringen / Perlen und dergleichen Geschmeiß auch nicht übel versehen und gezieret; Weßwegen dann ihr Herr unangesehen seines Podagræ / mit solchen häfftigen Begierden entzündet wurde / daß er begehrte / sie wolte in solchem ihren Schmuck einen Gang mit ihm wagen / so wolte er hingegen ihr wiederumb willfahren / sie mögte auch an ihm begehren was sie immer wolte; das Weib sperrte sich nicht lang / sondern damit sie ihrem Mann mit Ablegungen dieser so angenehmen Schuldigkeit desto sicherer willfahren und gehorsamen mögte / schlosse sie die Stubthür zu / also daß ich wider meinen Willen im Zimmer bleiben / und zusehen muste / was der Potagramer konte; Ach! gedachte ich / ihr liebe Leut / wann ihr wüstet was euch vor eine Lauge gegossen und übergehengt worden / so solte euch der Kützel wol vergehen; nach verrichtem Werck legte das Weib die Falten wieder ein wenig zu recht / thät ein ander Größ umb / und machte sich gefast zur Hochzeit zu gehen; der Mann aber der nunmehr nach Genügen sein Contentament empfangen / begehrte von seinem Weib zu vernehmen / was sie vor einen Recompens vor ihre Willfährigkeit prätentirte / er wolle
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