Das wunderbarliche Vogel-Nest
außzuspüren / und hätte ich gleich 17. Wochen im Closter verharren sollen; vor Essen und Trincken war mir allbereit nicht mehr angst / wie ich selbiges in wehrender Zeit bekommen möchte / dann ich sahe so viel / daß ich keine Ursach hatte / mich an deß Königs Arturi Hofhaltung zu wünschen / allwo die tafelrunde Gesellschafft der Abenteurlichen Jrr-Ritter immerzu so vortrefflich tractirt worden.
Jch gieng weitere durch den vor- und innern Hof / und fande noch mehr Werckstätte anderer Handwercks Leute / als Schmied / Becken / Metzger / Hafner / Köch und dergleichen / welche ebenmässig mit Leyen-Brüdern desselben Ordens besetzt waren; Jch kam zum Roßstall / worinn die schönsten Pferd beydes zum Reiten und Ziehen stunden; Rindviehe / die Schaf und Schwein waren zwar auff der Waid / aber an den Ställen sahe ich wol / daß beyderley ein grosse Anzahl vorhanden; Jch kam auch zur Mühl / deren wie auch deß Viehs Verpfleg- und Abwartung / aber keinen Ordens-Leuten sonder weltlichen Personen oblag; Von dar gelangte ich in den Baum- Küchen- und Blumen-Garten / worinn warhafftig ein rechter Lust zu sehen / weil alles so ordentlich und gleichsam Fürstlich zugerichtet und versehen; und eben deswegen machte der Vorwitz meiner Augen / die sich mit grosser Ergetzung darin waideten / daß ich länger darin herumb spatzierte als ich wohl im Sinn gehabt.
Also hin und her schleigend kam ich in eine selbstgewachsene Schatten-Hütte / in deren ein steinener Tisch und zugehörige Bänck stunden / daran zwey Patres ihre Horas beteten; als sie mit der Andacht fertig / sagte der Prior zu dem Groß-Keller / dem gnädigen Herrn ware vorkommen / was massen der Groß-Keller die vorgesterige Nacht biß umb ein oder zwey Uhr gegen Tag in der Gesind-Stube gesessen / sich mit deß Schäfers Schalmey erlustiret / und darbey etlichen aus dem Gesinde Biers genug spendirt hätte / welches ihm höchlich mißfalle / derowegen er dann ihme Prior befohlen / deßhalber zu inquirir n / und nach befindenden Dingen ihn der Verlauff wiederumb zu berichten / damit er zu Verhütung künfftiger solcher Ungebühr mit Vollziehung einiger Straffe verfahren: und also allen fernern unanständigen Aergernüssen / so man den Leyen geb / als auch den unnützen Verschwendungen vorkommen könte; Der Gros-Keller antwortet / es ist nicht ohn / daß ich mich diß Orts ergetzt / was wolte es aber seyn gegen der grossen Mühe / mit deren ich continuir lich in deß Gotteshauses Geschäfften beladen bin? Der Widder stöst nur stärcker / nach dem er ein wenig zuruck gelauffen und einen Zulauff genommen; zu dem hab ich auch nicht so gar schrecklich weit über die Schnur gehauen; der Hirt hätte einen geringen Vortel / vor seiner Heerde / wann er auch wie das Viehe Graß fressen müste: und kan ichs vor gar kein Unrecht erkennen / wann man denen die es mit ihrem getreuen Fleiß umbs Gotteshauß verdienen / bisweilen ein reiches Trüncklein zukommen läst / als denen die man dardurch zu ebenmässigen Fleiß locket und anreitzet: Allein mögte ich wohl wissen / wer der Fuchsschwäntzer seyn mag / der mich beym gnädigen Herrn angetragen? Das mögen Eu. Ehrwürden / sagte der Prior , außsinnen: Jch dörffte meinen Kopff verwetten antwortet der Groß-Keller / der junge Simplex hats gethan / dann den übrigen andern / so darbey waren / habe ich so etwas und noch wol mehrers zukommen lassen / welches aber jederzeit hingangen und verschwiegen blieben; Jch glaubs / sagte der Prior , dann wann er nicht je zu zeiten so etwas dergleichen zu Ohren trüge / so wärs unmöglich / daß er den Gn. Herrn in einer solchen Bälde so hart ans Hertze bachen können; Er liebt ihn da mehr als jemaln ein König seinen Favoriten! und wann wir ihn so fortfahren lassen / so wird endlich keiner aus uns keinen Fortz mehr lassen dörffen / den er nicht dem Gnädigen Herrn vorbringt / also daß wir ihn zuletzt mehr als den Gnädigen Herrn (wie das Wild den Spürhund mehr als den Jäger) fürchten müssen; Darumb / antwortet der Groß-Keller / ists vonnöthen / daß wir diesen Battum beyzeiten auß dem Weg raumen; welcher gestalt solches aber füglich geschehen kan / darüber ist sich zu bedencken / sintemal es schwerlich wird beschehen mögen / weil ihn der Gnädige Herr so hoch liebt / ohn ists nicht / der Jüngling hat schöne qualit eten / aber der grosse vielleicht von seinem Vatter ererbte Mangel / daß der Phantast so gar offenhertzig: und weder simulirn noch dissimulirn : noch mit
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