Das wunderbarliche Vogel-Nest
aber auch ein paar Dutzet Pastetlin mit bringen; gar gern / antwortet die Schusterin; aber wie dem sie werden mir vom Regen naß / und zum Mann sagte sie / es siehet auch jeder was ich trage; dem Ding ist bald geholffen antwortet der Schuster / ich will meinen Mantel nehmen / und beydes selbst herholen / gesagt und fortgangen war eins.
Er hatte aber kaum den Rucken verwendet / da brachten beyde hinderlassene die Mäuler so nahe und dichte zusammen / umarmten sich und konten sich auch so gar nicht wiederumb voneinander bringen / daß ich vermeinte / sie wären mit einem Bechknollen zusammen geleimet gewesen; und das war noch nicht genug / sondern der Leimstängler warff noch darzu die gute Schusterin auff das daselbst stehende Lotterbett / und formirte mit ihr so eine werckliche Postur / daraus ein jeder / er hätte den gar ein Schaf seyn wollen / leicht abnehmen können / daß er das Eheliche Weibgen wie der Schuster seinen Schuh zu tractirn vorhatte; Sie wurde zwar gar nicht zornig drüber / aber mich verdrosse es im Hertzen / daß er mir so eine visirliche Kurtzweil da anrichten wolte; derohalben schliche ich unten an die Bettlade / erwischte ihn bey den Füssen und fuhr mit ihm gleichsam wie ein Bauer mit seinem Pflug den langen Weg deß Ackers hinauß über das Fußbrett / woran er sich beydes mit den Händen / und seiner Kirschenhackenmässigen Nase noch erhielte / dann ich hätte ihn sonst weiters und vielleicht gar auff die Gasse hinauß geschleift; Es mag ein jeder selbst gedencken und errathen / was diese beyde hierüber gedachten; Jch zwar weiß es nicht / wolte es sonst auch erzehlen; das aber weiß ich wol / daß sie einander mit Erstaunen ansahen / und vor Furcht / Angst und Schrecken zitterten; das erste / so sie wieder mit einander redeten / war diß / daß je eins das ander fragte und sagte / HErr GOtt was ist das? Jch aber gedachte / hättet ihr beyde so zusammen gesagt / ehe ihr euer verdammliche Gauckel-Fuhr begangen / so wäre es mit einem guten / und nicht wie jetzt mit einem geängstigten Gewissen geschehen;
Jch war mit deß Kerls Nase so unsäuberlich an das Fußbrett gefahren / daß sie ihm blutet schier wie ein gestochene Sau / aber da bekümmert ich mich wenig umb / sondern ich wünschte vielmehr / daß ich allen solchen Hengsten dergestalt zur Ader lassen / und das erhitzte geile ehebrecherische Geblüt vom Hertzen raumen könnte; die Schusterin war hingegen viel barmhertziger / und ließ an ihrem Trost / wischen und waschen nichts ermangeln / so mich abermal in Harnisch brachte / und verursachte / daß ich ihr einen Zuber voll Wasser / der neben ihres Manns Werckstatt stunde / mit samt dem darin weichenden Leder / Schuhen / Bechknollen und Wetzsteinen über den Kopff abgosse; Nach dieser Verrichtung gieng ich meines Wegs / weil es ohne das zu regnen auffgehöret / nicht weiß ich wie diese beyde einander ferners außgeholffen / oder wie sie zu deß Manns Ankunfft die Pastetel miteinander getheilt haben.
Von dar gieng ich besser in die Stadt hinein / und zwar in ein Hauß / welches dem Ansehen nach keins von den schlechtesten war; darin stund unten im Haußährn ein Mann in einem Mantel der etwas darunter hatte und fleissig auffwartete; indessen tratte der Haußherr die Stege herab dem ein baar Stadtdiener folgten / darauß ich abnahm / daß dieser ein vornehme Regiments-Person seyn muste / und an seiner fetten Wampen und dickem Kopff konte ich sehen / daß er gleichsam auff der Mastung lag; Jener buckte sich vor diesem gar tieff / und als er gefragt wurde / was er wolte / antwortet er / ich wolte euer Ehrnveste nochmaln meine gerechte Sach contra N. N. gehorsamlich recommendirt und gebetten haben / großgünstig zu belieben / und dahin zu cooperir en / damit dieselbige ihres hochvermögenden Orts zu ihrem erwünschten Außgang beschleunigst werden mögte; Was habt ihr da unterm Mantel? fragte der Dickbauch / seynd vielleicht Schrifften oder Acten die zum Handel gehörig? Nein euer Ehrenvest / antwortet der erste / es ist so eine geringe Bezeugung meiner danckbarlichen Erkanntnus wegen der vielfältig verursachten Bemühungen; mit gehorsamer Versicherung / daß ich mich nach dem End-Urtheil besser einstellen werde;
Was sagte hierauff jener mit betrohenlichen Minen / wofür sehet ihr mich an? vermeint ihr wol es geschehe euch unrecht / wann ich euch ein weil ins Narrenhäussel steckte? Es wird geehrter Herr was recht ist ohne euere Verehrungen geschehen; dißmals will ich eurem
Weitere Kostenlose Bücher