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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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gethan / und eine doppelte hochmögende Staadische Macht hätten. Schweden betreffend / seynd die Könige keine Kinder / wann sie gleich noch in der Wiegen ligen / sondern im Gegentheil ist selbige Nation ein Kriegerisch / und im Krieg / auch da sie nur von Weibs-Bildern regiert worden / ein Glückseligs Volck bißhero gewesen / dem die Dähnische Hülff / so wir geleistet / ohne Zweiffel als ein heimlicher Groll noch unverdaut im Kropff ligt;
    Der vierdte Holländer sagte / Franckreich sey nicht zu verachten / welches / wann es die Waffen einmal ergreiffe / so langsam und kaltsinnig nicht wider die Vereinigte Niderland kriegen würde / wie ehemahlen Hispanien gethan: Es hätte seine Macht beysammen / deme man nicht die Senn-Adern deß Kriegs / wie vor Zeiten den Hispaniern in den Jndien widerfahren / so leicht würde abhauen können; Jhr König wäre einer von den Großmüthigsten / dessen hoher Sinn auch die Herrschafft über die gantze Welt zu erhalten / weder Vernunfft / noch Gelt / noch Volck sparen würde; an welchen dreyen Dingen ihm mit nichten etwas gebreche / daß man aber vermeynen wolte / weil die Vereinigte Niderlande sich auß dem Gehorsam der Hispanischen Könige eben damahl enthalfftert / als selbige Kron am mächtigsten gewesen / unsere Vorfahren hingegen aber nur vor Bettler gehalten worden / eben also würden sie anjetzo auch der Kron Franckreich leicht widerstehen mögen; hierinn würde man sich betrogen finden / dann daß damahls die Vereinigte Niderland ihre Freyheit erhalten / und bißher behauptet / seye mit nichten ihrer damahligen schwachen Stärck / oder eygenen Dapfferkeit / sondern beyder Kronen Franckreich und Engelland assisten tz zuzuschreiben / ohne welche die Staaden von Holland nimmermehr so weit hinauß hätten langen mögen! Ohn sey es nicht / es hätte zu selbiger Zeit geschienen / ob wolte sich die Kron Hispanien zur Beherrscherin der gantzen Welt machen / also / daß sich billich zu verwundern / wie die Holländer einem so großmächtigen Gewalt nicht allein entgehen / sondern noch darzu denselbigen schwächen: Ja gar / so viel ihnen vonnöthen / überwinden mögen / wann man aber bedencke / daß alle Potentaten / denen die grosse Spanische Macht verdächtig war / sich auch eben deßwegen dem Hauß Oesterreich widersetzet / und demselben sonst überall genug zu thun geben / so wird die Verwunderung bald fallen / die man umb deßwegen haben möchte / daß Holland und die übrige Vereinigte Provintzen frey und groß worden!
    Der fünffte Holländer antwortet hierauff / es sey ihm wie ihm wolle / diß seyen als alte Sachen / die hieher weiter nicht gehöreten / als daß man beyläuffig darauß abnehmen könte / wie es mit Franckreich ergehen möchte / wann es sich unterstünde / die Vereinigte Provintzen unter seine Kron zu bringen; so viel ansehenliche / und zum Theil gleichsam unüberwindliche Vestungen liessen sich nicht so bald / wie ein kalt Apffelmuß verschlucken / viel weniger vertauen / oder so leicht behaupten als erobern; Uber das seyen die Vereinigte Niderland ein solches fettes Bißlein / welches die übrige Christliche Potentaten der Kron Franckreich schwerlich gönnen und gedeyen / viel weniger gar zukommen lassen würden / in Erachtung / wann deren König ihre See-Macht und Gelt-Mittel mit seinem gewaltigen Vermögen conjungir en solte / und wie sich ohne allen Zweiffel zu versehen / darbenebens sich der gewöhnlichen Frantzösischen Practiquen bediente / daß alsdann kein König / ja das Teutsche Käiserthumb selbst ihm schwerlich mehr bastand seyn könte / wann er einen nach dem andern gleichfalls undertrucken wolte.
    Als dieser Holländer seine Meynung vorgebracht / gab es die Reyhe / daß nun der Hamburger reden solte / der sagte / unser Frag war / ob es Frieden bleiben möchte oder nicht? Darauff will ich meinem geringen Verstand nach antworten / daß sich Holland eygentlich eines Kriegs von Franckreich zu versehen / dann worzu wolte sonst selbiger König so gewaltig armir en? Hispanien hat er allbereit genugsam berupfft / und kan derselben Kron Gedult und Ubersehen ferner zu mißbrauchen / keine prætension , unter einigem prætext oder geringsten Schein der Billichkeit mehr finden; an die Schweitzer wird er sich dieser Zeit schwerlich reiben: das Teutsche Reich anzutasten / wird ihm nicht rathsam seyn / Schweden ist sein Freund / mit Dennemarck hat er nichts zu schaffen; Wer ist dann nun noch sonst ohne den Staad der vereinigten Niderland vorhanden / wider

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