Das wunderbarliche Vogel-Nest
welchen er seine Waffen wetzet? Als mit deren Gesandten er auch allbereits Disputen anfangt; Jch sorg / ich sorg / und Gott gebe / daß meine Sorg vergeblich sey / ihr Holländer werdet ein blaues Aug darvon tragen müssen / so fern es anders noch so gnädig abgehet / dann ich sehe / daß ihr sicher lebt / gleichsam als wann sich der König in Franckreich nur blößlich vor dem Geschrey und scheinbaren Namen Eurer Hochmögenheit entsetzte / und euch / weil ihr bißher unüberwunden blieben / nicht einmal anwenden dörffte? Jhr selbst zweifelt an der Triple Allian tz / und wie bald ist auch solche durch ihn zu zerstören / wann er der Kron Hispanien wieder gebe / was er ihr bißher entwendet / und sie dardurch persuadir te / mit ihm die vereinigte Niderland Schwägerlich zu theilen? Uber das sehe ich (aber ich bitte vergebt mir ihr Herren / wann ich hier die Warheit sag) euren grossen Hochmut / welcher von weitem scheinet / als trügt ihr gar kein Scheu / einem jeden gewaltigen Potentaten Gesetz vorzuschreiben / welche Hoffart die Fürsten kitzelt / und gemeiniglich den Fall prophezeyet. Allein zweifelt mir nicht / nachdem das Kriegs-Feuer bey euch auffgangen seyn wird / daß ihr beydes durch euer Gelt und Klugheit den Lauff von dessen Flammen anderwärts hin richten werdet.
Das glaube ich auch (antwortet ich hierauff) dann man kan sich noch erinnern / wie manchen Feind die Holländische Vorsichtigkeit durch ihr Gelt dem Hauß Oesterreich ins Teutsche Reich übern Hals geschickt / als Spanien noch hiebevor mit Holland Krieg führte / damit dasselbe anderwärts genug zu schaffen haben / und also die Vereinigte Provintzen mit zusammen gesetzter Macht nicht widerumb zum Gehorsam zwingen möchte / zu dem sehe ich unsere Nation zur Göttlichen Straffe allerdings zeitig seyn / als welche durch allerhand Sünd und Laster / beydes von Alten und Jungen / von Klein und Groß / arm und reich nicht nur schlechthin eingeladen / sondern gleichsam mit Gewalt herzu gezwungen wird; Jch will nicht allein nichts sagen von Hoffart / Neid / Geitz / etc. der alten und der grossen Stätte / sondern will auch schweigen von der Uppigkeit und Gottlosen Leben unserer ungezogenen / unbändigen / leichtfertigen und gailen Jugend auff den geringen Dörffern! Man gehe nur in deren eins / wo solche Bursch beym halben oder gantzen Rausch beysammen seyn / so wird man öffentlich solche Sachen sehen und hören / daß der Himmel darüber erschwartzen möchte / worauß ohnschwer zu errathen / zu was vor einer Göttlichen Heimsuchung unsere Landskinder ihr Vatterland bequem und reiff machen / deren ihr vielleicht den Anfang geben werdet.
CAP. XII.
Das beste Mittel vor die Kriegs-Läuffe wird gesucht und gefunden / das schlimste aber wird erwöhlet.
NAchdem ein jeder darvor hielte / es würde einen Krieg zwischen Franckreich und Holland setzen / der sich endlich über gantz Europam ausbreiten dörffte / schiede meine Gesellschaft von mir / und ich gedachte auff Mittel und Weg / durch welche ich sicher dessen gefährlichen Läuffen entrinnen mochte; Jch hatte von einem alten Practican ten gehört / daß sich umb diese zeit unsers Seculi ein Krieg in Teutschland anheben / und zuletzt in Franckreich enden / auch daß der Römische Käiser dem Aller-Christlichsten König 6. harter Streich versetzen würde / derowegen gedachte ich wol / solcher Krieg würde auch das Römisch Reich / und also auch mein Vatterland betreffen / deßwegen ich umb so viel desto Sorgsamer war / und spintisirte / wie ich eine namhaffte Summa Gelts in Goldsorten / das sich genau zusammen packen läst / zur Zehrung zuwegen / und sampt mir und den meinigen in die allerbeste Sicherheit bringen könte / so ich vermittelst meiner Unsichtbarkeit auch wol ins Werck zu richten getraute / zu welchem Ende ich ohnverweilt meinen Anschlag auff einen reichen Portugesischen Juden macht / der / wie man ins gemein darvor hielte / die Summa seines grossen Vermögens selbst nicht wuste.
Jch machte mich unsichtbar / und kam in sein Hauß / darinnen außzuspüren / wo die beste Schätze lägen / dorffte gleichwol aber nicht so laut seyn / als wann ich darinn daheim gewest wäre / damit meine unsichtbare Gegenwart nicht vermerckt / und also mein Anschlag zu Wasser werden möchte / ehe ich noch zum Hauß kam / höret ich folgenden Anfang von einem Liedlein singen / welches ich vor ein ohnfehlbares Omen hielte / daß der Krieg eygentlich vor der Thür seyn müste / und darumb ward ich auch desto
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