Das Yakuza-Mal
Osgood ein. »Stimmt's nicht, Tanaka? Drogen und Waffen. Und die Frauen hast du benutzt, um andere an dich zu binden und um dir Macht zu verschaffen, wenn du sie in den Osten verkauft hast, nicht wahr? Reiche, mächtige Männer standen in deiner Schuld, weil du ihnen all ihre Sonderwünsche erfüllt hast.«
»Es mußte sein«, antwortete Tanaka leichthin.
»Es diente einem höheren Zweck. Du, Osgood-san, und er...« Tanaka warf einen Blick auf Mulvaney, und einen Moment lang starrten sie sich an.
Mulvaney hatte noch nie soviel Haß gesehen wie in Tanakas Augen. »Ihr seid zum Scheitern verurteilt.
Ich sage euch nur eins: Ihr werdet mehr finden, als ihr sucht.« Er lachte auf.
Mulvaney ballte die Fäuste. Osgood drehte sich um und verließ das Zimmer. Mulvaney folgte ihm, ohne sich noch einmal umzusehen. Osgood wartete draußen auf ihn. Er hatte sich eine Zigarette angezündet, aber seine Schuhe noch nicht wieder angezogen. Mulvaney zog seine Turnschuhe an.
»Ist für mich immer wieder ein eigenartiges Gefühl, einem wie ihm zu begegnen«, sagte Osgood und begann ebenfalls, seine Schuhe anzuziehen. »Der erste dieser Ewiggestrigen, dem ich begegnet bin, war sogar ein Amerikaner. Er war seit mehr als zwanzig Jahren Armeeoffizier, ein hochdekorierter Frontkämpfer. Er hat den Ostdeutschen Informationen über die Stützpunkte für Boden-Luft-Raketen in den NATO-Ländern zugespielt. Der Mann erzählte, er sei bereits im College der Partei beigetreten. Schon damals sei er überzeugt gewesen, daß er alles mit vollem Recht tun dürfe, was ihn seinem Ziel näherbrachte.
Deshalb war er zur Army gegangen, hatte die Offiziersschule besucht und sein ganzes Leben lang versucht, ein guter Soldat zu sein. Und das alles nur, damit er in Vertrauenspositionen aufrücken und seiner Sache besser dienen konnte.«
»Das sind die alten Schauermärchen«, antwortete Mulvaney. »Kenn ich aus den Filmen.
Und aus Kriegsfilmen, in denen die Nazis alles tun, nur um ... Ach Scheiße.« Als er den Rauch seiner Zigarette ausstieß, klang es in seinen eigenen Ohren fast wie ein Seufzer.
»Leute von der Sorte kann man nicht auf einen Schlag ausrotten«, sagte Osgood. »McCarthy hat das versucht und hat die Nation dadurch nicht gerettet, sondern beinahe ruiniert. Seine Heilmethode war fast so schädlich wie die Krankheit selbst. Vielleicht sogar noch schlimmer.
Aber jedesmal, wenn man so einem begegnet, schläft man hinterher schlecht. Und warum? Weil man immer mißtrauischer jeden beobachtet, den man kennt. Manchmal sogar sich selbst.«
»Mißtraust du dir selbst?«
Osgood blickte ihn einen Moment lang seltsam an und stieß dann den Rauch seiner Zigarette durch die Nase aus. Es war kalt, aber Mulvaney nahm die Kälte kaum wahr. Er konzentrierte sich auf Osgoods Gesicht. Osgood fuhr fort: »Vor sieben Jahren wurde eine Eliteeinheit gebildet. Ich darf dir nicht sagen, wofür. Eigentlich dürfte ich dir nicht mal sagen, daß diese Eliteeinheit überhaupt existierte. In dieser Einheit waren die Besten der Besten versammelt. Jeder in der Einheit wußte, daß man ihn zu den Besten zählte. Ich erzähle das nicht, um anzugeben. Ich war der taktische Führer dieser Einheit. Meiner Meinung nach wären andere Männer besser geeignet gewesen, und das habe ich auch gesagt, aber man wollte eben mich als Führer haben. Wir übten, planten und übten. Dann war es soweit: Der Auftrag konnte ausgeführt werden. Plötzlich ging alles sehr rasch schief. Und der Grund dafür war ein Mann, den ich schon seit sehr langer Zeit kannte. Die Sache mußte abgeblasen und der Mann getötet werden. Ich war der Führer, ich hatte keine Wahl. Nur so konnte ich die anderen Männer heil aus der Sache herausbringen. Denn solange der Verräter lebte, konnte sein Wissen für uns tödlich sein. Ich habe ihn erschossen. Ich nahm meine Pistole, setzte sie ihm an die Schläfe und drückte ab. Wir kamen heil aus der Sache raus.«
Nach einer kurzen Pause fuhr Osgood fort:
»Hinterher wurden Untersuchungen und Nachforschungen angestellt.« Er warf seine Zigarette weg und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Es stellte sich heraus, daß er ein Maulwurf war. Kennst du diesen Ausdruck?«
Mulvaney nickte nur.
»Er wurde gegen Ende des Korea-Kriegs auf uns angesetzt. Er stammte aus der Ukraine, war vom KGB ausgebildet worden und gab sich uns gegenüber als amerikanischer Kriegsgefangener aus. Mit Hilfe eines anderen sowjetischen Agenten wurden seine Fingerabdrücke in den
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