Das Yakuza-Mal
taktischen Einheit an, die Nahkampf-Spezialausbildung erhielt. Die Einheit sollte die vietnamesischen Truppen in Spezialtechniken ausbilden, wie zum Beispiel das Ausschalten von Vorposten. Wenn Sie wie ich in der South Side aufgewachsen wären ...«
»South Side?«
»Der Süden von Chicago. Dort lernte man, mit einem Messer umzugehen. Ich konnte schon immer gut damit umgehen.«
Der Wind frischte auf. Mulvaney zitterte plötzlich vor Kälte, da er nur mit Hemd und Hose bekleidet war. Tsukahira machte der Wind offenbar nichts aus, er schien ihn gar nicht zu bemerken. Er sagte:
»Ich denke, daß Sie Ihr Problem entweder bald lösen müssen oder aber sterben werden. Ich glaube nicht, daß Sie sterben werden.«
Tsukahira wandte sich ab und ging davon.
Mulvaney blieb trotz der Kälte unbeweglich stehen und starrte ihm nach.
Sie sahen nicht aus wie Ninjas. Sie trugen keine schwarzen Kleider, sondern gewöhnliche Arbeitskleidung. Sie hatten Sportbeutel und Provianttaschen in der Hand. Das einzig Außergewöhnliche, das Osgood auffiel, war, daß keiner der fast hundert Männer auch nur ein Gramm Fett auf den Rippen hatte. Und alle benahmen sich, als seien sie übermenschlich.
Vielleicht waren sie das auch.
Osgood und Mulvaney standen nebeneinander und hörten sich Tsukahiras Truppenansprache an.
Osgood versuchte, für Mulvaney die Ansprache zu übersetzen. Der Wind, der während der letzten Tage schon ununterbrochen geweht hatte, blies jetzt noch stärker. Osgood trug noch immer dieselbe leichte Kleidung, die er schon am ersten Tag getragen hatte. Er fror erbärmlich, während er Mulvaney Tsukahiras Ansprache ins linke Ohr flüsterte.
»>Ich habe den Weg der Ehre gesucht und festgestellt, daß dieser Weg sich teilte. Ich stand an der Weggabelung .. .< - was dann kam, habe ich nicht verstanden - >Der Weg, den ich schließlich einschlug, war der Weg eines Feiglings. Ich habe es zugelassen, daß das Böse wachsen konnte und viel Gutes zerstört wurde. Deshalb müssen wir jetzt gehen. Aber ich selbst werde dem Mann, der Tsukiyama Koji tötet, den Tod bringen, denn sein Leben liegt in meiner Hand. Du kennst unseren Treffpunkt, mein Chunin. Geh jetzt.<«
Etwa hundert Männer, die dichtgedrängt in dem Übungsfeld vor Tsukahira standen, verbeugten sich wie auf Befehl. Tsukahira verbeugte sich ebenfalls, drehte sich um und ging mit ruhigen Schritten davon.
Tanaka Hideyoshis rechter Knöchel war an einen Steinbrocken gekettet, den nur vier kräftige Männer hatten herbeischaffen können. Abgesehen davon aber war er in einem schönen, sauberen und hellen Zimmer untergebracht worden. Er saß auf einer Tatami-Matte. Neben ihm standen ein Getränk und eine Schale mit Früchten. Sein Kinn war an der Stelle, wo Mulvaney ihn mit dem Kolben seiner Flinte getroffen hatte, dunkel verfärbt. Mulvaney starrte ihn an.
»Das Spiel ist aus, Tanaka«, sagte Osgood ruhig. »Die Zeitungen sind voller Geschichten über die Glücklichsten Damen. Dein Freund Shinoda plaudert alles aus. Er hat keine andere Wahl und weiß das auch. Der Yakuza dürfte schon das, was er bisher ausgeplaudert hat, für ein Todesurteil ausreichen. Er hat nur noch eine Chance, wenn die Regierung ihn in Dauergewahrsam nimmt.«
Tanaka lächelte geheimnisvoll.
Osgood fuhr fort: »Wenn du mit uns zusammenarbeitest, kann ich die amerikanische Regierung dazu bringen, in aller Form um Milde bei deiner Verhandlung zu bitten.«
»Ich werde mich nie einer Verhandlung stellen.
Ich werde sterben, das weiß ich selbst. Aber du und der andere Amerikaner, ihr habt verloren.
Ellermann wird sprechen und dann sterben, und euer Agent in Hanoi wird auch sterben. Und das Land, dem ich seit über fünfzig Jahren diene, wird dem Triumph ein großes Stück nähergekommen sein. Ich werde einen ehrenhaften Tod sterben. Ihr werdet entweder in einem sinnlosen Kampf um ein kindisches Ideal sterben oder aber in Zukunft ein Leben als Sklaven führen. Eure läppische Demokratie kann nicht siegen.«
»Die Yakuza«, sagte Mulvaney, »und die japanische Regierung waren für dich nur Werkzeuge im Kampf für deine Ideale. Das ist alles.«
»Natürlich, Dummkopf.«
»Aber was hatten die Glücklichsten Damen damit zu tun?«
»Geld, Mulvaney. Das kapitalistische System kann nur mit Geld gestürzt werden«, erwiderte Tanaka lächelnd.
»Aus dem Laden kannst du unmöglich genügend Geld gezogen haben«, antwortete Mulvaney ungläubig.
»Die Bar verdeckte auch noch andere Geschäfte«, warf
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