Das Yakuza-Mal
höllischer Schmerz. Mit der linken Hand zog er das shoto aus dem Gürtel und kam wieder auf die Beine. »Ed!«
»Scher dich zum Teufel!« schrie Mulvaney mit einem gequälten Ton in der Stimme, wie ihn Osgood noch nie zuvor gehört hatte - als ob Mulvaney die Seele aus dem Leib gerissen würde.
Im Schein des Feuers sah Osgood zwei Klingen über seinem Kopf aufblitzen. Die Schwerter seiner Angreifer sausten auf ihn nieder. Osgood riß sein shoto hoch, um die Schwerthiebe abzuwehren.
Eines der Schwerter verhakte sich am Stichblatt seines Kurzschwerts, aber das zweite sauste auf ihn nieder. Und plötzlich war es verschwunden, ein runder Gegenstand flog vor seinem Gesicht vorbei
- ein menschlicher Kopf. Osgood war in die Knie gegangen und blickte hoch. Mulvaney stand über ihm. Der Feuerschein fiel auf sein Gesicht und auf das blutige Schwert.
Schon wirbelte Mulvaney wieder herum. Der Ninja mit dem Bogen setzte zum Angriff an.
Mulvaney parierte mit dem Schwert und hieb den Bogen in zwei Teile. Dann holte er mit dem katana aus und trieb das Schwert dem Bogenschützen zwischen den Hals und die rechte Schulter. Osgood kam wieder auf die Füße, das Kurzschwert zwischen den Zähnen, und versuchte, mit einer Hand seine Uzi nachzuladen. Er konnte die Augen nicht von Edgar Patrick Mulvaney abwenden.
Mulvaney bewegte sich fast wie ein Tänzer. Eine kaum wahrnehmbare Drehung des Kopfes, eine kurze Bewegung der Hand, das Schwert wirbelte durch die Luft, und wieder lag ein Gegner am Boden. Mulvaneys gesamter Körper bewegte sich mit einer Grazie und Präzision, die Osgood in all den Jahren bei einem Kämpfer noch nie gesehen hatte und die er auch nie wieder sehen würde.
Drei gegnerische Ninjas kreisten Mulvaney ein.
Ihre Bewegungen wirkten einstudiert, als kämpften sie nicht gegen einen wirklichen Gegner, sondern vollführten ein kata, einen Kampf gegen einen imaginären Feind.
Mulvaney wich blitzschnell seitlich aus, hielt sein bluttriefendes Schwert mit beiden Händen auf Schulterhöhe. Die linke Hand flog mit der Handfläche nach außen, er hielt sein Schwert nur noch mit der rechten Hand fest, die Schneide nach oben, die Spitze auf die Kehle des in der Mitte stehenden Ninjas gerichtet. Alles weitere ging so schnell, daß Osgood nur noch einen verschwommenen Bewegungsablauf wahrnahm.
Mulvaneys linke Hand schnellte an sein Schwert zurück, mit beiden Händen holte er nach rechts aus, der Ninja zu seiner Rechten taumelte zurück.
Dann sah Osgood sein Gesicht - es war zwischen Unter- und Oberkiefer beinahe gespalten. Der Ninja sackte zusammen.
Mulvaneys linke Handfläche zeigte wieder nach außen, das Schwert hoch über dem Kopf, mit der Spitze nach links und der Schneide nach oben. Er bewegte den rechten Arm, beide Fäuste packten das Heft; seine beiden Gegner setzten mit aufblitzenden Klingen zum Angriff an.
Mulvaneys rechte Hand schnellte zurück, sein Arm hieb nach außen und stieß einem der beiden Ninjas die Klinge in die Kehle. In seiner Linken blitzte plötzlich das shoto auf, mit dem er den Angriff des dritten Ninjas parierte. Mulvaney ließ sich aufs rechte Knie fallen und trennte mit seinem katana dem Gegner den rechten Arm an der Schulter vom Körper. Der Arm fiel zu Boden; der Ninja wich zurück.
Mulvaney wandte sich leicht von dem Mann weg, kam wieder auf die Beine und schwang sein Schwert in einem perfekten Bogen nach außen.
Einen Moment lang glaubte Osgood, Mulvaney habe sein Ziel verfehlt, denn das Schwert traf die Kehle des Gegners nicht. Aber dann holte Mulvaney weit über seinem Kopf aus und trieb dem Ninja das Schwert in den Kopf. Jegliche Bewegung erstarrte. Auch Mulvaney stand unbeweglich da.
Der Ninja fiel zu Boden.
Osgood war es endlich gelungen, die Maschinenpistole zu laden. Mulvaney drehte sich langsam um. Eine kurze Kampfpause. Osgood sagte: »Das verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Mulvaney, schloß für einen Moment die Augen und schien tief einzuatmen.
Doch dann riß er die Augen wieder auf, wirbelte eine halbe Drehung herum und parierte mit seinem Schwert einen weiteren Angriff. Mulvaney wich seitlich nach links aus, sein Gegner taumelte unter der Wucht seines eigenen Schlages nach vorn.
Osgood richtete die Uzi auf ihn und feuerte kurz.
Langsam kehrte das Gefühl wieder in seinen rechten Arm zurück, aber mit dem Gefühl kam auch der Schmerz. Er zwang sich, seine Faust zu ballen und sie wieder zu öffnen.
Und mit dem Schmerz schien auch der Verstand wieder
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