Das Yakuza-Mal
»Habt ihr Steigeisen dabei?«
»Ja«, antwortete einer. »Genug für uns alle?«
»Wir haben welche, aber ihr beiden nicht.«
»Und die beiden Maschinenpistolenschützen?«
»Ja, die haben auch welche.«
»Die brauche ich. Dann müßt ihr mir und Mulvaney zeigen, wie man sie benutzt. Wir können nicht zurück, aber wir können auch nicht hierbleiben.« Osgood drängte sich näher an die beiden Maschinenpistolenschützen, signalisierte ihnen, das Feuer einzustellen und erklärte ihnen:
»Gebt mir eure Steigeisen. Ihr müßt euch um Tsukahira Nobunaga kümmern. Einer paßt auf ihn auf, und der andere feuert nach oben. Wir klettern mit den Steigeisen an den Wänden hoch. Ich kann unmöglich abschätzen, wie lange das dauern wird.
Geht sparsam mit der Munition um. Wenn wir oben angekommen sind, schießen wir einen brennenden Pfeil ab. Verstanden? Dann dürft ihr nicht mehr schießen, damit ihr nicht einen von uns trefft.«
»Ja, Osgood-san.«
»Dann viel Glück!« Osgood stieg mit den Steigeisen in der Hand wieder die Treppe hoch.
Seit er vor mehr als zwölf Jahren einmal Männer mit Steigeisen dieser Art in Aktion gesehen hatte, wußte er, daß man sie an Händen und Füßen befestigen mußte. Er hielt Mulvaney ein Paar Steigeisen hin und sagte: »Zieh sie an, Mulvaney.
Und sobald wir oben sind, kannst du um dich ballern, soviel du willst.«
Osgood schnallte sich die Steigeisen an, machte den Sicherheitsriemen seines Schulterholsters zu und überprüfte die Tragriemen seiner Maschinenpistole.
»Warum hast du Nobunaga gerettet? ... Vergiß es. Du bist der leibhaftige Widerspruch an sich, Mulvaney. Ich glaube, es ist an der Zeit, daß du dich ein bißchen besser kennenlernst.« Er hatte sich die Steigeisen an die Hände geschnallt und sah Mulvaney an.
Er hatte die ganze Zeit über nichts gesagt und schnallte sich gerade das letzte Eisen an die Hand.
»Keine Witze? Keine Drohungen?«
»Keine Witze. Keine Drohungen.«
»Und keine Extratouren?« zischte Osgood. Jetzt prasselte wieder ein Pfeilhagel auf sie nieder. Bis zu der Brüstung oben mußten es mindestens 30
Meter sein, wenn nicht sogar das Doppelte. Sie durften kein Licht machen, denn sonst wurden sie für ihre Gegner zu einer noch leichteren Beute, als sie es ohnehin schon waren. Auf Japanisch sagte er: »Wir müssen weit neben der Treppe hinaufsteigen, sonst erwischen sie uns, wenn sie wieder Öl herabgießen. Verstanden?« Die Ninjas nickten.
»Gut.« Er sah zu Mulvaney hinüber. »Wir steigen schräg die Wand hinauf, damit wir soweit wie möglich aus dem Feuerschein herauskommem.
Wenn wir dann oben sind ...«
»Ich weiß.« Mulvaney schnallte sich die Maschinenpistole auf den Rücken, und Osgood stellte mit Verwunderung fest, daß er seine Schwerter immer noch bei sich trug. Osgood warf einen Blick auf die zehn Ninjas. Sie warteten auf seinen Befehl. Er streckte zuerst eine Hand mit den Steigeisen aus und rammte sie in das Gestein.
Dasselbe tat er mit dem linken Fuß. Jetzt die zweite Hand. Mit dem rechten Bein stand er noch sicher auf dem Boden. Die Steigeisen hielten sein Gewicht. Angst überkam ihn, mit seiner gesamten Willenskraft kämpfte er gegen sie an und zwang sich, das rechte Bein vom Boden zu heben. Die Kralle an seinem linken Fuß gab nach, und einen Moment lang hing er nur an beiden Händen an der Wand. Dann rammte er mit voller Wucht den rechten Fuß in den Felsen. Das Steigeisen packte zu. Er hob das linke Knie und rammte den Fuß in das Gestein, zog sich hoch, griff mit der rechten Hand weiter nach oben, das Steigeisen rutschte zuerst ab, fand dann aber Halt. Er hatte zwar immer noch Todesangst, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als weiterzuklettern. Denn die Alternative war der sichere Tod. Er bewegte das linke Bein, zog sich mit der rechten Hand hoch und drückte mit der linken Hand. Seine Beine machten die umgekehrte Bewegung. Dann schob er die linke Hand und das rechte Bein weiter nach oben, zog mit der linken Hand und drückte mit der rechten.
Sein Körper war an die kalte Gesteinsoberfläche gepreßt. Er blickte nach unten. Die Ninjas und Mulvaney folgten ihm. Osgood kletterte weiter hinauf. Wieder prasselte ein Pfeilhagel von oben herab. Öltropfen fielen herab, dann rann es wieder in Bächen auf sie nieder. Flammen rollten in der Mitte der Felswand herunter und stürzten in das tosende Inferno unter ihnen. Mulvaney keuchte:
»Wenn wir jetzt ein paar saftige Steaks hätten ...«
»Wir können auch ohne
Weitere Kostenlose Bücher