Das Yakuza-Mal
sowie eine unglaublich schmale Taille. Sie schlüpfte in einen bodenlangen pinkfarbenen Seidenmorgenrock und schnürte ihn fest zu.
Osgood bemühte sich, seine Stimme so drohend wie möglich erscheinen zu lassen: »Bringen Sie mich zu den Geiseln. Und vergessen Sie nicht: Wenn etwas schiefgeht, sind Sie die erste, die daran glauben muß. Wenn Sie sich kooperativ zeigen, werden Sie heil aus dieser Sache herauskommen. Alles klar?«
Sie murmelte etwas Unverständliches, ihr Gesicht glich einer Maske. Er nahm an, daß sie sich widerwillig damit einverstanden erklärt hatte.
Sie ging auf die Tür zu. Osgood blieb dicht hinter ihr, für den Fall, daß sie auf dumme Gedanken kam und er sie erschießen müßte.
Die mit Eisenbeschlägen verstärkte Holztür wirkte, wie die gesamte Außenansicht der Burg, recht mittelalterlich. Sie traten durch die Tür und kamen in einen Raum, der zwar viel kleiner als das Schlafzimmer, jedoch ebenfalls sehr modern eingerichtet war. Es war eine Art Wohnzimmer mit einer sehr westlich wirkenden Couchgarnitur und mehreren kleinen Ecktischen, einem Fernseher mit einem großformatigen Bildschirm und mit Lautsprechern, einem Videorecorder und einem Stapel Videokassetten. Osgood bemerkte sofort, daß die Kassetten unsachgemäß horizontal aufeinandergestapelt waren. Ikuta Chie blieb stehen. Osgood warf einen Blick auf die Kassetten.
Es waren durchweg englische Filme, manche trugen bizarre erotische Titel. »Ich nehme an, daß der Fernsehempfang auf der Insel sehr eingeschränkt ist.«
Sie antwortete nicht und ging auf eine Doppeltür an der gegenüberliegenden Zimmerwand zu.
»Seine Ninjas stehen hinter der Tür. Sie werden Sie fertigmachen.«
»Ihre Besorgnis ist wirklich rührend.«
»Zum Teufel, ich hab bloß keine Lust, etwas abzukriegen.«
»Jetzt haben Sie mir auch noch den letzten Traum zerstört. Öffnen Sie die Tür. Und vergessen Sie nicht: Bei der geringsten Dummheit knalle ich Sie ab.«
Ikuta Chie legte ihre schmalen Hände um die Ringe, die dort eingelassen waren, wo die beiden Türen aufeinandertrafen. Sie zog an den Ringen und - Osgood sah sie kommen - riß ihr rechtes Bein hoch und nach hinten. Genau wie er es vorausberechnet hatte, verpaßte ihr Fuß knapp seine Hand, in der er die Pistole hielt. Sie riß die Tür auf und rannte hinaus. Wenn er sich richtig erinnerte, lag hinter der Tür ein Gang, sofern Tsukiyama Koji die Burg nicht hatte umbauen lassen, seit Tsukahira Ryoichi zum letztenmal hier gewesen war.
Er wollte ihr hinterherrennen und hörte einen Schrei. Osgood warf sich zu Boden, Ikuta Chies Körper fiel ihm entgegen. Der schwarze Bolzen einer Armbrust steckte in ihrem Hals, Blut spritzte auf ihren pinkfarbenen Morgenmantel. Am anderen Ende des Ganges aus grobbehauenen Steinen stand ein Ninja und spannte seine Armbrust.
Osgood feuerte einen Schuß aus seiner P-38 K ab.
Der Ninja stand über seine Armbrust gebeugt. Der Schuß traf seine Schädeldecke; er sackte zu Boden. Osgood stand auf, ein Blick auf Ikuta Chies leblos zur Decke starrende Augen zeigte ihm, daß ihr nicht mehr zu helfen war.
Der Gang und die Wachtposten am südlichen Ende des Gangs entsprachen genau Tsukahiras Zeichnung. Dahinter befand sich der Bedienstetenflügel. Aber dafür interessierte er sich nicht. Er drehte sich um, ließ den toten Armbrustschützen hinter sich, sprang über die Leiche Ikuta Chies und rannte zum nördlichen Ende des Gangs, der dort scharf nach links abbog. Dort blieb er stehen und wartete einen Moment. Aber außer seinem eigenen Atem hörte er nichts.
Osgood holte unter seinem Ninja-Hemd die Kopfbedeckung hervor und warf sie in den Gang.
Sie wurde noch im Flug vom Bolzen einer Armbrust aufgespießt, der Bolzen blieb in einer Mauernische stecken. Osgood warf sich auf den Boden des Ganges. Jetzt konnte er seinen Gegner ausmachen. Ein Ninja, der in hektischer Geschäftigkeit versuchte, den Bogen seiner Armbrust zu spannen. Er hatte den linken Fuß im Spannbügel der Armbrust. Osgood feuerte und traf den Ninja im Gesicht. Er wurde gegen die Wand geschleudert und rutschte zu Boden. Osgood rannnte weiter, an der Nordwand des Bedienstetenflügels entlang, sprang über den toten Ninja und erreichte einen Durchgang, der an die Nordmauer der Küche und an die Ostwand des Flügels angrenzte, in dem früher die Wachtposten untergebracht worden waren. Keine
Küchengerüche und auch kein Klirren von Waffen.
Er rannte weiter, die Nordmauer des Wachtpostenflügels zu seiner
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