Das Yakuza-Mal
waren bereits voller Salz. Die Motorhaube war nicht mehr weiß, sondern grau. Wenn man auf einer Straße fuhr, auf der gerade die Salzstreuwagen gefahren waren, hörte man, wie das Zeug gegen das Fahrgestell und die Spritzlappen spritzte.
Mulvaney schaute auf die Uhr, als er die Ausfahrt von der Tri-State in südlicher Richtung nahm und in die Cicero Avenue einbog. Es war kurz nach drei. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht zu duschen. Wenn das erledigt sein würde und er den Wagen gewaschen hatte, würde er sowieso duschen müssen. Er fuhr weiter.
Man hatte ihm gesagt, daß sich Ajaccio mit ihm in Verbindung setzen würde, aber er hatte nicht angenommen, daß er sich mit ihm treffen müßte.
Was konnte Ajaccio ihm schon sagen -»Bulle, bring mir bitte meinen Neffen zurück« ? Enrico Ajaccio war bereits groß im Geschäft gewesen, als Mulvaneys Vater Polizist in Cicero war. So groß, daß er praktisch unangreifbar war. Und genau das gelang nun einer Handvoll japanischer Gangster, die sich Yakuza nannten. Es war schlimm für Ellermann, zwischen diese beiden Gruppen geraten zu sein, besonders wenn er sich sein Leben lang die Finger nicht schmutzig gemacht hatte. Die Sünden der Väter oder so was ähnliches, dachte Mulvaney.
Er erreichte die 147. Straße und bog in östlicher Richtung ein. Catania hatte ihn nicht belegen - die Straßen waren wirklich frei.
Mulvaney sah das Schild : »Fiorellis Italiano«.
Die Lichter unter dem Vordach brannten. Ebenso die Bogenlampen des Parkplatzes. Auf dem Parkplatz selbst standen nur ein salzüberzogener schwarzer Cadillac und ein schwarzer Ford Crown Victoria, der ebenfalls von einer Salzschicht bedeckt war. Mulvaney parkte neben dem Cadillac.
Er legte den ersten Gang ein und zog die Handbremse, stieg aus und schloß den Wagen ab.
Er sah sich auf dem Parkplatz um und zog die Schultern hoch, weil es so kalt war. Er hatte die Navy-Jacke zu Hause gelassen und statt dessen einen gefütterten Regenmantel angezogen. Das bereute er, sobald er aus dem Auto ausstieg. Er ging zum Eingang. Da sehr viel Salz gestreut worden war, mußte man nicht befürchten auszurutschen. Die Eingangstür stand offen, und er ging hinein. Er betrat einen langen, schmalen Gang, in dem wartende Gäste sich aufhalten konnten, bis in der Bar ein Platz frei wurde. Dort konnten sie dann einen Drink zu sich nehmen, während ihre Tische vorbereitet wurden. Am Kopfende des Ganges stand ein kleines Pult, das von einer Leselampe beleuchtet wurde, wie man sie in Leichenhallen über dem Besucherregister findet. Mulvaney warf einen Blick auf das aufgeschlagene Buch, in dem die
Tischreservierungen eingetragen wurden. Er entdeckte sofort die Namen zweier
Kongreßabgeordneter und des Polizeichefs eines Vororts. Mulvaney drehte den Knauf der Tür hinter dem Pult. Sie war offen, und er trat ein.
Das Restaurant Fiorelli war ein bißchen zu teuer für ihn; er war jahrelang nicht mehr hier gewesen.
Es schien, als hätten sie vor nicht allzu langer Zeit renoviert. Alles wirkte luxuriöser und teurer, als er es in Erinnerung hatte.
Jetzt sah er Ajaccio in einer Nische an der Wand sitzen. Man mußte drei Stufen zu den Nischen hinaufsteigen. Wie zu einem Altar.
Catania trat von rechts auf ihn zu. »Sergeant Mulvaney. Schön, Sie wiederzusehen.« Er streckte ihm die Hand hin. Mulvaney zuckte mit den Schultern und gab ihm die Hand. »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
»Sie und der Fahrer sind mit Ajaccio in dem Cadillac gekommen. Wo sind der Fahrer und die anderen Burschen, die in dem Crown Vic gekommen sind?«
»Sie sind irgendwo in den anderen Räumen. Der Fahrer, wie Sie ihn bezeichnen, macht gerade frischen Kaffee. Möchten Sie eine Tasse?«
»Ja, sehr gern.« Mulvaney nahm seinen Dienstausweis aus der Manteltasche und gab ihm dann den Mantel. »Ihre Waffen hätten Sie nicht mitbringen müssen, Mulvaney. Wir arbeiten doch jetzt zusammen, nicht wahr?«
»Unsinn. Ein Chicagoer Polizist muß vierundzwanzig Stunden am Tag bewaffnet sein.
Und außerdem ... ach zum Teufel...« Er ließ Catania mit seinem Mantel in der Hand stehen, steckte seinen Dienstausweis in die Hosentasche zu seinem Taschentuch und ging quer durch den Raum auf die Stufen zu. Ajaccio stand auf:
»Sergeant Mulvaney. Wie nett von Ihnen, daß Sie in einer solchen Nacht einen so weiten Weg auf sich genommen haben.« Er gestikulierte lebhaft.
»In Chicago ist das Autofahren selbst bei guten Straßenverhältnissen keine einfache Sache.«
»Da
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