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Das Yakuza-Mal

Das Yakuza-Mal

Titel: Das Yakuza-Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Ahern , Sharon
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eine anständige Pizza zu bekommen war. Vermutlich würde die Chance, in Japan eine gute Pizza nach Chicagoer Art zu bekommen, ungefähr gleich hoch sein wie einen Kerl mit einem fehlenden Finger namens Peter Ellermann zu finden. Und dafür war die Chance genauso gut wie die Überlebenschance eines Schneeballs in der Hölle. Davon war Mulvaney überzeugt.

    4
    Grundlagen
    Osgood hatte sich für den Shinkansen selbstverständlich einen Platz im Grünen Waggon reservieren lassen und darauf geachtet, in der rechten Reihe des Zuges zu sitzen. Der Bullet Train fuhr mit einer derartigen Pünktlichkeit in westlicher Richtung, daß er seine Rolex danach hätte stellen können. Genau 45 Minuten nach der Abfahrt in Tokio erblickte John Osgood den Fudschijama.
    Dieser Anblick war stets atemberaubend. In genau 2 Stunden und 15 Minuten würde der Shinkansen im Bahnhof von Kioto einfahren; er würde dann sein Handgepäck aus dem Gepäcknetz holen und aussteigen. Wenn man vernünftig reisen wollte, durfte man nur leichtes Gepäck mit sich führen.
    Das hatte er schon vor Jahren gelernt.
    Er wurde von einem Verkäufer gestört, der ihn in schlechtem Englisch fragte, ob er ein japanisches Lunchpaket oder vielleicht auch nur eine Mandarine zu kaufen wünsche. Osgood winkte lächelnd ab.
    Lunchpakete waren noch nie seine Sache gewesen. Er hatte im Flugzeug gegessen und würde seine nächste Mahlzeit nach der Ankunft in seinem Hotel einnehmen. Vom Flughafen Narita zum Bahnhof hatte er ein Taxi genommen. Auf dem Flughafen gab es zwei Warteschlangen für Taxis : eine kürzere für die größeren und teureren Taxis und eine längere für die billigeren. Er hatte sich bei der kürzeren Schlange angestellt. Erstens war die Taxifahrt angenehmer, zweitens kam man in der kürzeren Warteschlange schneller voran, und außerdem würde sein Kontaktmann in der längeren Warteschlange anstehen.
    Osgood hatte die Aktentasche sofort gesichtet.
    Sie glich seiner eigenen bis ins Detail. Er hatte ein Foto von dem Mann gesehen und erkannte ihn wieder. Außerdem trug er wie verabredet ein grünes Hemd und einen roten Schlips. Als Osgood auf gleicher Höhe mit seinem Kontaktmann war, stellte er seine Aktentasche ab. Der Kontaktmann stammelte daraufhin: »Gomen nasai!«
    Osgood hatte gelächelt und den Kontaktmann am Ellbogen festgehalten. Er war gestolpert und hatte seine Aktentasche auf den Gehsteig fallen lassen. Osgood ließ den Ellbogen los und hob die Aktentasche auf.
    Selbstverständlich die Tasche seines japanischen Kontaktmanns, das:Duplikat seiner eigenen.
    Osgood war in eine der westlich eingerichteten Männertoiletten des Bahnhofs gegangen und hatte dort den Inhalt der Aktentasche überprüft. Die neueste Ausgabe des Wall Street Journal, vier Päckchen Zigaretten, ein Taschenbuch, ein Packen Visitenkarten in englischer und japanischer Sprache, die P-38 K, die Standard P-38, die Munition, die Ersatzmagazine und das kleine Grande-Messer, das wie ein Kugelschreiber aussah. Er hatte das Messer in seine Hemdtasche gesteckt, die P-38 K geladen, sie wieder in die Aktentasche zurückgelegt und die Tasche verschlossen. Der Vorraum hatte stark nach Desinfektionsmitteln gerochen.
    Die Aktentasche stand jetzt neben ihm auf dem Boden des Zugabteils.

    Er lehnte sich im Sitz zurück und überdachte seine weiteren Schritte. Nach seiner Ankuft im Hilton Hotel (wenn es möglich war, stieg er immer in amerikanischen Hotels ab) würde er zuerst duschen und sich umziehen. Danach war eine Menge Arbeit zu tun. Er mußte die Kontakte zur Unterwelt Kiotos wieder auffrischen. Nicht zu offensichtlich, aber rasch, mußte Edgar Patrick Mulvaney dort als »Vollstrecker« des Chicagoer Verbrechersyndikats eingeführt werden : als ein korrupter Bulle, der nach Japan gekommen war, um »dort mal richtig aufzuräumen«, wie man so schön sagte. Mulvaney sollte den Yakuza-Führern den Kampf ansagen, weil sie die Frechheit besessen hatten, für den entführten Neffen Enrico Ajaccios ein Lösegeld zu fordern, und weil sie es in ihrer unsäglichen Dummheit gewagt hatten, dem Neffen den Finger abzuschneiden und ihn Ajaccio zu schicken. Die Japaner waren ein Volk, bei dem man sich darauf verlassen konnte, daß Neuigkeiten schnell die Runde machten. Mulvaney würde bereits bei seiner Ankunft ein gezeichneter Mann sein. Osgood saß in einem Raucherabteil. Aber der Mann neben ihm -er war ungefähr 50 und hatte Nikotinflecken an Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand - hatte noch nicht

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