Das Yakuza-Mal
haben Sie recht«, pflichtete Mulvaney bei.
Er bezweifelte, daß Ajaccio in den letzten 40
Jahren jemals selbst am Steuer gesessen hatte.
Für sein Alter - er war Mitte 70 - sah er aber noch ganz gut aus. Er trug eine teure graue Hose, schwarze Halbschuhe aus Krokodilleder, ein rotes Freizeithemd mit offenem Kragen und einen grauen Kaschmirpullover mit einer Knopfleiste. Mit seinem vollen, weißen Haar, der Brille mit Metallfassung und den strahlenden Augen wirkte er wie ein reicher Pensionär, der eigentlich nach Florida gehörte. »Bitte setzen Sie sich, Mulvaney.«
Mulvaney nahm Platz und fragte: »Weiß Catania Bescheid?«
»Er weiß nur, daß ich Sie über die Jahre hinweg ein paarmal angestellt habe, um gewisse Dinge für mich zu erledigen, und daß ich Sie auch für diese Sache engagiere. Beantwortet das Ihre Frage?«
»Spielen Sie mit offenen Karten?«
»Wie meinen Sie das, Mulvaney?« Mulvaney zündete sich eine Zigarette an. Ajaccio schob ihm den Aschenbecher hin. »Blasen Sie den Rauch bitte nicht in meine Richtung. Ich bekomme immer noch Lust aufs Rauchen, obwohl ich vor zwanzig Jahren damit aufgehört habe.«
»Verstehe. Ich meinte diesen ganzen Handel um Peter Ellermann - und ich betone das Wort
>Handel<.«
Enrico Ajaccio lächelte. Seine Stimme war so sanft wie kanadischer Whisky. »Ja. Ich hab schon vor Jahren etwas gelernt, das mich seither vor einer Menge Schwierigkeiten bewahrt hat. Wenn man etwas will, muß man dafür bezahlen. Und wenn man nicht auf die eine oder andere Art bezahlen will, bekommt man es nicht. Macht.
Frauen. Ganz egal, was.« Ajaccio brach ab und verfiel in Schweigen. Ein Mann kam auf den Tisch zu. Er trug einen dunklen Anzug, der aussah, als habe er mehr gekostet, als Mulvaney in einer Woche verdiente. Er brachte ein Tablett mit einer Kanne Kaffee, zwei Tassen mit Untertassen, einer Zuckerdose und einem Kännchen Sahne. Der Mann hatte einen Brustkorb wie Arnold Schwarzenegger, war aber größer.
Er stellte das Tablett ab und verschwand.
Ajaccio fuhr fort: »Ich weiß, was ich brauche. Es ist das einzige, was ich kaufen kann und was mir das zurückbringen kann, was ich brauche. Sie werden meinen Jungen zurückholen.«
»Was bedeutet er Ihnen? Wie wichtig ist er für Sie?«
»Im Zweiten Weltkrieg durfte ich wegen meiner Vorstrafen nicht mitkämpfen. Außerdem gab es damals Probleme mit meiner Staatsbürgerschaft.
Auf jeden Fall hatte ich große Achtung vor den Jungs, die kämpften. Peter war ein Held in seinem Krieg und hat etwas versucht, was eigentlich Aufgabe der Regierung sein sollte - die restlichen Jungs herauszuholen. Außerdem bin ich an den Schwierigkeiten schuld, in denen er steckt. Reicht das?«
»Nein, das überzeugt mich nicht. Das patriotische Geschwätz kaufe ich Ihnen nicht ab.«
Mulvaney schenkte zuerst sich, dann Ajaccio eine Tasse Kaffee ein.
Ajaccio schob ihm die Sahne hin. »Ich nehme nie Sahne. Ich muß auf meinen Cholesterinspiegel achten.«
Mulvaney goß Sahne in seinen Kaffee und trank.
»Kompliment an den Koch - der Kaffee ist wirklich gut.«
»Fünfzigtausend Dollar liegen in zwei Banksafes für Sie bereit. Das Geld gehört Ihnen, ganz gleich, was passiert. Ich kann es nicht zurückfordern.«
»Ich könnte wetten, daß es dem Finanzamt irgendwie gelingt, es mir wieder abzuknöpfen.«
»Wenn Sie Peter lebend hierher zurückbringen, bekommen Sie nochmal hunderttausend. Das Geld liegt schon für Sie bereit. Ich übergebe Ihnen dann nur noch den Schlüssel, und es gehört Ihnen.« ;
»Ich liebe Geld, wie jeder andere auch - aber nicht Ihres. Ich habe mich auf diese Sache nur eingelassen, weil Milliard gedroht hat, mich wegen einer Schießerei hochgehen zu lassen.«
»War das eine nicht ganz saubere Schießerei?«
»Eine absolut saubere«, antwortete Mulvaney.
»Manche Polizisten sind Schweine.«
»Manche Gangster auch.« Mulvaney grinste.
»Sie sind ein wichtiger Mann im Geschäft, aber Sie haben nicht die Macht, sämtliche Geschäfte der Unterwelt diesen japanischen Yakuza-Arschlöchern zuzuschieben. Ich habe auch vor langer Zeit etwas sehr Wichtiges gelernt. Was man nicht weiß, kann einen umbringen. Also - verdammt noch mal, was geht hier eigentlich vor?«
Ajaccio lachte. »Ich verstehe nicht. Sie wollen
...«
»Das ist ein abgekartetes Spiel. Und Sie wissen das. Wenn nicht, dann sind Sie nicht nur alt, sondern auch dumm. Wenn Sie nicht durchblicken, werden wir beide hereingelegt. Der Unterschied ist nur, daß Sie sich
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