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Das Yakuza-Mal

Das Yakuza-Mal

Titel: Das Yakuza-Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Ahern , Sharon
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in der Mitte des mit Strohmatten ausgelegten Zimmers. Die fusumas waren zugezogen und boten so das Höchstmaß an Ungestörtheit, das man in einem verhältnismäßig kleinen Zimmer mit Wänden und Türen aus Reispapier erwarten konnte. Der Raum war schmucklos; lediglich das in Japan übliche Blumengebinde, das tokonoma, stand unter dem Bild von Gonroku Umis jüngerem Bruder. Er hatte im Zweiten Weltkrieg zum »Göttlichen Wind«, zu den Kamikaze-Fliegern, gehört.
    »Osgood-san, es ist allgemein bekannt: Wer mein Land gut zu kennen glaubt, ist auch überzeugt davon, daß die Ninjas zu neun Teilen Mythos und zu einem Teil Vergangenheit sind. Aber wirkliches Wissen über mein Land besitzen die wenigsten von denen, die es für sich in Anspruch nehmen.«
    Gonroku Umi war während des Zweiten Weltkriegs Agent beim japanischen Geheimdienst gewesen. Nach dem Krieg hatte er beim Aufbau des modernen japanischen Nachrichtendienstes mitgearbeitet und sich dann ins Privatleben zurückgezogen. Seither schrieb er an einem Werk, das in Osgoods Augen ein Monumentalwerk werden würde, falls er es je vollendete. Ein enzyklopädisches Werk, die endgültige Geschichte des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive des japanischen Geheimdienstes, erzählt von einem Sproß einer reichen und mächtigen Familie, der als einziger seiner Familie diesen Krieg überlebt hatte.
    Man erzählte sich, Gonroku Umi habe damals Kenntnis davon erhalten, daß Amerika im Besitz der Atombombe sei. Aber der Konkurrenzneid innerhalb der Organisation habe verhindert, daß diese Information nach außen drang, was Japan vielleicht bewogen hätte, vor dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zu kapitulieren.
    Dadurch hätten unzählige Menschenleben gerettet und unsägliches Leid vermieden werden können.
    Gonroku Umi selbst sprach jedoch nie darüber.
    Osgood fragte ihn: »Oyabun, ist es möglich, daß die Geheimnisse der Yakuza, denen ich auf der Spur bin, auf irgendeine Art und Weise mit den Geheimnissen der Ninja-Clans
    zusammenhängen?«
    Osgood hatte Gonroku Umi seine Verehrung erwiesen und ihn »Meister« genannt. Gonroku zeigte Osgood, daß er diese Ehrenbezeigung annahm, indem er ihn seinen »Lehrling« nannte.
    »Kobun, ist es möglich, daß die Nacht auf den Tag folgt?«
    »Wenn es zutrifft, halten die Ninjas dann vielleicht auch Peter Ellermann gefangen, den ich suche?«

    »Osgood-san.« Gonroku Umi gestattete sich ein Lächeln, und seine Mundwinkel hoben sich für einen so kurzen Augenblick, daß das Lächeln beinahe schneller wieder verschwunden war, als Osgood es wahrnehmen konnte. »Wo würde man etwas sehr Wertvolles verstecken? An einem befestigten Ort oder in einem Haus mit Reispapierwänden?«
    »Wie finde ich diese Ninjas, Gonroku-san?«
    »Nicht Sie werden die Ninjas finden, sondern umgekehrt, Osgood-san. Und das würde, glaube ich, Ihr Ende sein. Denn alle Fähigkeiten, über die Sie verfügen, könnten auch gegen eine kleine Anzahl Ninjas nichts ausrichten, sofern sie sich ihrer wirkungsvollsten Waffe bedienen - des Überraschungseffekts. Im Krieg hatte ich Gelegenheit, mit einem der ältesten und größten Ninja-Clans zusammenzuarbeiten. Ich bezweifle, daß diese Männer ihre Hände mit den Geschäften der Yakuza beschmutzen würden. Ich kann Ihnen ein Empfehlungsschreiben mitgeben, daß man Sie zuvorkommend behandeln möge. Falls Sie jedoch gerade diesen Clan gestern abend beobachtet haben sollten, wird Ihnen meine Bitte wenig nutzen.
    Man wird Sie sicherlich töten, Osgood-san. Wir müssen Sake zusammen trinken - denn vielleicht ist es das letzte Mal.«
    »Sumimasen, Gonroku-san.« Osgood neigte den Kopf tief und drückte damit aus, daß er auf ewig in der Schuld des alten Mannes stehe.
    Es war ein Fischmarkt, wie es ihn früher in der Fulton Street gegeben hatte. Fisch, Gemüse, alles roch wie zu Hause und doch wieder fremdartig.

    Andy Oakwood hielt seine Hand und ließ sie nur los, um ihm beispielsweise Lotuswurzeln zu zeigen.
    Es gab Früchte, die aussahen wie
    Tomatenscheiben, die jedoch Löcher wie Schweizerkäse hatten, und auch die Farbe war anders. Es gab Reis und lebende Hühner zu kaufen, und die Leute hatten gewobene Einkaufstaschen umhängen. Überall dampfte es -
    menschliche Ausdünstungen vermischten sich mit dem Dampf der Garküchen von Straßenhändlern.
    Es war ein kalter Morgen. Den beiden mochte er noch kälter erscheinen, denn die letzte Nacht mit all ihrer Zärtlichkeit und Wärme lag hinter ihnen.

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