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Das Yakuza-Mal

Das Yakuza-Mal

Titel: Das Yakuza-Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Ahern , Sharon
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ihn mir.« Er sah, wie sich ihre Lippen beim Lesen bewegten. »Ich weiß, wo das ist. Bei den Lagerhallen. Mieser Stadtteil. Bei Nacht noch gefährlicher, aber dann ist es möglicherweise einfacher, rein und wieder raus zu kommen.«
    »Okay. Dann fahren wir jetzt zu Jill.« Sie gab ihm die Adresse, und er packte alles wieder in die Brieftasche. Sie steuerte den Wagen in eine enge Straße. Auf beiden Seiten standen schmale und gefährlich schief wirkende, hohe Häuser in grauen und braunen Farbschattierungen. Am Ende der Straße bogen sie nach , rechts in eine stärker befahrene Straße ein. Mulvaney hatte inzwischen seine Brieftasche wieder verstaut und lud nun die Pistole nach. Er hatte keine Ahnung, was sie bei Jill Linton erwartete, aber er ahnte schon jetzt, daß es ihm nicht gefallen würde ...
    Wenn die Schriften auf den Schildern, die wie Geschwüre seitlich und vorne aus den Häusern herauswuchsen, nicht japanisch gewesen wären, hätte Mulvaney schwören können, daß sie sich irgendwo im Westen Chicagos befänden. Auf beiden Straßenseiten standen ältere Häuser und heruntergekommene Läden, die schon von weitem armselig wirkten. Die Straße selbst und die Gehsteige waren jedoch so sauber, daß man darauf hätte essen können. Sie erspähten eine Parklücke, die für jeden Autofahrer eine Herausforderung dargestellt hätte, und Andy zwängte den Wagen hinein. Mulvaney hatte die Kanone wieder unter seinem Mantel verborgen und stieg auf der Gehwegseite aus. Ein eisiger Wind peitschte durch die Straße. Mulvaney schlug den Kragen seines Mantels hoch. Andy Oakwood war ebenfalls ausgestiegen, der Wind wirbelte Poncho und Rock hoch. Sie kam auf den Gehsteig zu und hielt ihren Rock mit der linken Hand hinunter.
    »Das graue Haus ist es«, sagte sie. Sie mußte fast schreien, um sich im tosenden Wind verständlich zu machen. Er blickte in die Richtung, die sie ihm angezeigt hatte. Es war ein dreistöckiges Haus westlicher Bauart wie alle Häuser hier. Nicht gerade eine angenehme Wohngegend.
    Sie gingen auf das Haus zu. Mulvaney hatte seinen Mantel nicht zugeknöpft, Andys rechte Hand war in der Rocktasche. Er vermutete, daß sie ihre Pistole in der Hand hielt. Die Kinder, die auf der Straße spielten, waren wohl zu jung für die Schule, oder aber sie hatten aus irgendeinem Grund heute zu Hause bleiben dürfen. Sie waren sauber, aber ärmlich gekleidet. Andy blieb vor einer Tür in der rechten Haushälfte stehen. Durch die Glastür sah er einen düsteren Treppenaufgang. »Oberstes Stockwerk«, sagte sie mit leichtem Zögern.
    »Oberstes Stockwerk«, wiederholte er. Dieses Mal würde es kein Dach geben, über das sie notfalls flüchten konnten, denn die Häuser zu beiden Seiten waren mehrere Meter höher.
    Mulvaney hatte Handschuhe an, drehte den Knauf und öffnete die Tür. »Fingerabdrücke — faß nichts an:«
    »Eine Dame hat immer Handschuhe bei sich«, antwortete sie mit müdem Lächeln.
    »Gut, dann zieh sie an.« Er ging die Treppe hoch und drehte sich nach ihr um. Sie streifte gerade kleine braune Strickhandschuhe mit lederbesetzten Handflächen über.

    Die Stufen knarrten. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal und ging dicht an der Wand entlang, um möglichst wenig Lärm zu verursachen.
    Auf dem ersten Treppenabsatz hielt er an und blickte das Treppenhaus hinauf. Nichts. Dann sah er hinunter zum Hauseingang. Auch dort war niemand zu sehen. Er ging weiter, immer noch zwei Stufen auf einmal nehmend. Auf jedem Treppenabsatz blieb er stehen und sah sich auf dem mit einer nackten Glühbirne beleuchteten Gang um.
    »Die letzte Tür. Ich hab sie einmal hier besucht, hab ich dir ja schon im Auto erzählt«, flüsterte sie.
    Mulvaney ging den Flur entlang, Andy hielt sich neben ihm. Ihre rechte Hand war nicht mehr in ihrer Rocktasche, sondern unter ihrem Poncho. Er langte mit der Hand nach hinten und griff nach dem Kolben seiner Kanone, holte sie aber erst heraus, als sie neben der Tür standen.
    Andy stand an der anderen Seite der Tür. »Klopf leise an«, forderte er sie flüsternd auf.
    Andy klopfte dreimal. Mulvaney wartete. Nichts.
    Er gab ihr ein Zeichen, es noch mal zu versuchen.
    Er hatte seine Beretta mit beiden Händen umklammert und hielt sie in Höhe seiner rechten Schulter. Er drückte sich flach an die Wand und versuchte die Tür aufzumachen, aber sie war abgeschlossen. Es war ein altmodisches Türschloß, das man mit einem Nachschlüssel leicht öffnen konnte, aber er hatte seine Dietriche nicht

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