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Das zarte Gift des Morgens

Das zarte Gift des Morgens

Titel: Das zarte Gift des Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanova
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niemals zugeben, erst recht nicht vor der Miliz, aber ich weiß, das Gussarow sie geschlagen und in jeder Form gedemütigt hat. Offen gesagt, das war kein Leben mehr für sie, sondern die Hölle auf Erden.«
    »Hat Gussarow ihr geraten, den Namen Aurora anzunehmen?«
    »In Wirklichkeit heißt sie Natascha«, sagte Maria, »und mit Nachnamen Wetlugina, aber Sie haben sicher schon entsprechende Nachforschungen angestellt. . . Eigentlich wollte sie unter ihrem eigenen Namen auftreten. Sie hat mir selbst erzählt, ganz am Anfang, als Moskau für sie in weiter Ferne lag und sie noch nicht mit Gussarow verheiratet war, ist sie mit so einer Mädchenband durch die Vereinigten Emirate getingelt, um sich in den Nachtklubs von Dubai etwas Geld zu verdienen. Sie wollte nur singen und tanzen und sonst nichts. Aber kaum wurde ihr Name genannt, brach im Publikum die reinste Hysterie aus. Eine Art erotischer Psychose. Die Araber sind ja so schrecklich leicht erregbar! Sie kletterten auf die Bühne, griffen nach ihren Händen, ihrem Kleid, es war fast wie auf dem Basar, und die ganze Zeit schrien sie ›Natascha, Natascha! ‹. Natascha heißen in den Emiraten nämlich die russischen Prostituierten. Und deshalb hat man die Ärmste für eine Nutte gehalten. Seitdem ist sie für alle einfach Aurora – auf der Bühne und im Leben.«
    Das Gespräch entfernte sich immer mehr von Studnjow und drehte sich nur noch um die Sängerin. Ob das bedeutete, dass der Tote hier im Restaurant nur als Anhängsel seiner Geliebten wahrgenommen worden war?
    »Sagen Sie, wusste Gussarow von Studnjows Liaison mit seiner Frau?«, fragte Kolossow, um das Gespräch wieder zum eigentlichen Thema zurückzulenken.
    »Mit seiner Ex-Frau. Solange Aurora im Haus ihres Mannes lebte, hat sie niemals gewagt, sich einen Freund zuzulegen.«
    »Warum?«
    »Das wäre lebensgefährlich gewesen.«
    »So schlimm war es?«
    »So schlimm. Die Beziehung zu Maxim begann nach ihrem Auszug beziehungsweise ihrer Flucht vor Gussarow zu ihrer Mutter. Erst da ist Max aufgetaucht. Ihre Beziehung war für niemanden ein Geheimnis. Der Junge war meiner Meinung nach unsterblich in sie verliebt. Und schrecklich eifersüchtig. Aber doch nicht in dem Maße, dass . . .«
    »Dass was?«
    »Dass er Hand an sich gelegt hätte.«
    »Hatte Studnjow Feinde?«
    »Du meine Güte, Sie stellen mir komische Fragen.« Maria lächelte spöttisch. »Woher soll ich das wissen? Höchstwahrscheinlich. Wer hat heutzutage keine Feinde, wenn er gut verdient?«
    »Studnjow hat also gut verdient? Was hat er denn überhaupt gemacht?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er erfolgreich an der Börse spekuliert hat und eine kleine Werbeagentur besaß. Früher hat er auch mit Gussarow zusammen Geschäfte gemacht. Ich glaube, durch ihren Mann, hat Aurora Max überhaupt erst kennen gelernt.«
    »Kam Aurora an diesem Abend zusammen mit Studnjow?«
    »Nein, sie kam mit Anfissa. Die beiden hatten sich verspätet, wir mussten auf sie warten. Studnjow kam allein, im eigenen Auto.«
    »Und was geschah weiter?«
    »Nichts. Ich sagte Ihnen doch: Es war ein ganz gewöhnliches Abendessen mit Freunden.«
    »Sie haben gesagt, Ihr Chefkoch habe die Speisen zubereitet. Wer hat denn das Menü zusammengestellt, die Speisen bestellt – Aurora?«
    »Nein, davon versteht sie zu wenig. Sie hat sich völlig auf uns verlassen – auf Poljakow und mich«, sagte Maria. »Und dann hat sie fast nichts gegessen. Weil sie auf ihre Linie achten muss.«
    »Was passiert mit den Speisen, die nicht gegessen werden? Wohin kommen sie?«
    »Was meinen Sie mit ›wohin‹? Auf den Müll natürlich. Das sind Abfälle!«
    »Haben Sie dafür irgendwelche Container oder Säcke?«
    »Einen Müllschlucker. Wir befinden uns ja eigentlich in einem Wohnhaus, unter uns liegt noch ein Keller.«
    »Und wie ist die Müllabfuhr bei Ihnen geregelt?«, fragte Kolossow.
    »Wie in anderen Restaurants auch. Wir bezahlen für die Abfuhr. Jeden Samstag kommt ein Wagen und holt unseren Container ab. Aber ich verstehe nicht ganz, entschuldigen Sie meine Direktheit, warum wollen Sie das alles wissen?«
    »Weil wir Gründe für die Annahme haben, Maria Sacharowna, dass Studnjow . . . Kurz gesagt, wir sind sicher, dass sein Tod in unmittelbarem Zusammenhang mit den Speisen steht, die er hier bei Ihnen gegessen hat.«
    »Was für ein Zusammenhang?« Maria war entsetzt. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Genau das«, antwortete Nikita und sah sie prüfend an. »Und jetzt möchte ich

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