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Das zarte Gift des Morgens

Das zarte Gift des Morgens

Titel: Das zarte Gift des Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanova
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Küchenangestellten, die Putzfrau – wollen Sie deren Namen auch haben?«
    Kolossow nickte und notierte sich alle Namen.
    »Wer hat bei Tisch serviert?«, fragte er. »Die Namen der Kellner?«
    »Wir haben in dem anderen Saal gesessen.« Maria nickte zum Nachbarraum hinüber. »Wie Sie sehen, haben wir dort einen Grill, einen speziellen Kamin, um Speisen über offenem Feuer und auf Holzkohle zuzubereiten. Es gab einen gemeinsamen Tisch für alle. Serviert haben die beiden Köche, Poljakow und Saiko, außerdem unsere Kellnerin Jelena Worobjowa.«
    »Ich würde gern mit ihnen allen sprechen.«
    »Bitte, allerdings . . . Poljakow kommt heute später. Und Jelena hat frei«, erwiderte Maria knapp. Nikita bemerkte, dass ihr Tonfall und ihre Redeweise sich verändert hatten. Die etwas vorlaute Art und die lärmende Direktheit, die ihn anfangs so überrascht und amüsiert hatten, waren verschwunden. Maria war viel zurückhaltender geworden, was ja auch begreiflich war – jetzt ging es um ihr Restaurant.
    »Haben Sie selber an diesem Abend etwas Ungewöhnliches bemerkt? Zum Beispiel, dass Studnjow sich merkwürdig, anders als sonst, benommen hat?«
    »Glauben Sie immer noch, er habe Selbstmord begangen?« Maria seufzte betrübt und schüttelte den Kopf. »Nein, an diesem Abend war alles ganz normal. Wir hatten so viel Spaß – gutes Essen, guter Wein, vertraute Gespräche, wir waren ja ganz unter uns . . . Aurora war so zufrieden, ganz glücklich und gelöst.«
    In diesem Moment betrat eine hoch gewachsene blonde junge Frau in roter Hose und schwarzem Top graziös den Saal. Sie trug ein großes Tablett mit Teegeschirr – ein orientalisches Kupferkännchen, kupferne Teeschalen, kleine Schüsseln mit Konfekt, Rosinen, Datteln, kandierten Melonen- und Ananasscheibchen.
    »Hast du heute Vormittag nicht frei?«, fragte Maria und nahm ihr das Tablett aus der Hand.
    »Ich habe gestern mein Handy hier liegen lassen und wollte es mir jetzt holen.« Die Blondine warf einen Blick auf Kolossow. »Brauchen Sie mich noch, Maria Sacharowna? Sonst fahre ich wieder.«
    »Warte noch. Das ist Jelena Worobjowa«, sagte Maria zu Kolossow.
    Nikita stellte sich vor und bat die Kellnerin, noch einen Augenblick zu bleiben.
    »Worum geht es denn?«, fragte Jelena mürrisch.
    »Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
    Jelena zuckte die Achseln und ging hinaus.
    »Bitte, probieren Sie. So trinkt man den Pfefferminztee in Marokko. Sehr erfrischend. Als ich in Marokko war, habe ich sehr unter der Hitze gelitten und ständig Pfefferminztee getrunken. Man muss ihn aber sehr heiß trinken.« Maria goss Kolossow den Tee in eine Kupferschale.
    »Was war dieser Maxim Studnjow eigentlich für ein Mensch?«, fragte Nikita und kostete vorsichtig von dem kochend heißen Getränk. Der Tee schmeckte leicht bitter und sehr aromatisch.
    »Tja, was soll ich Ihnen sagen? Gut aussehend, fröhlich, jung, vermögend. Aurora hat uns bekannt gemacht, vor ein paar Monaten. Die beiden waren öfter bei mir.«
    »Gemeinsam?«
    »Nun, Aurora hat sich ja, wie ich bereits sagte, von ihrem Mann scheiden lassen. Das Verfahren hat ein halbes Jahr gedauert. Da brauchte sie eine Stütze, eine Schulter zum Anlehnen.« Maria lächelte traurig.
    »Lebte sie mit ihm zusammen?«, fragte Nikita direkt.
    »Soweit ich weiß, nein. Sie trafen sich. Aurora ist im Augenblick in einer schwierigen Lage. Sie ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen. Genau genommen, ist sie vor ihrem Mann geflohen, mit nichts als dem, was sie auf dem Leibe trug, nur die Kinder hat sie mitgenommen. Jetzt wohnt sie bei ihrer Mutter. Die ganze Zeit, seitdem die Scheidung läuft und es um die Teilung des Besitzes geht, gibt es nichts als Ärger und Skandale.«
    »Ihr Ex-Ehemann, dieser Gussarow, was ist das für ein Mensch?«
    »Ich habe ihn nie gemocht«, sagte Maria. »Meiner Meinung nach besteht er nur aus Fehlern. Aber natürlich war er es, der Aurora zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist. Sie hat ihm praktisch alles zu verdanken.«
    »Sie sagen – Fehler. Welche Fehler meinen Sie?«
    »Geiz zum Beispiel und Arroganz. Ich habe gehört, dass ihn im Showgeschäft kaum jemand mag, er gilt als unverschämt und unzuverlässig.«
    »Was war der Grund, aus dem ihre Freundin sich von ihm scheiden ließ?«
    »Er hat sie miserabel behandelt. Wirklich schändlich. Von Anfang an und in den letzten Jahren ganz besonders. Er ist ein grausamer Mann. Schauen Sie mich nicht so ungläubig an . . . Aurora selber wird das natürlich

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