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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eigenen Logik handeln.
    Ganz ehrlich: Als Rollenspieler habe ich den Formwandler und sein chaotisches Naturell, auf das in Gefahrensituationen einfach kein Verlass ist, nie besonders leiden können – als Schriftsteller hingegen muss man ihn seines undurchschaubaren und daher für jede Art von Rätselspannung prädestinierten Wesens wegen einfach mögen. Es gibt wohl keine andere Figur, die geeigneter ist, um Spannung aufzubauen, den Helden in die Wirrnis seines Abenteuers hineinzuziehen – und dann mit einer unerwarteten Wendung zu überraschen.
Der Schatz
    Das Objekt, dessentwegen der Held zu seiner Suche und damit zu seinem Abenteuer aufbricht – Campbell nennt es »Elixier«, während Alfred Hitchcock es schlicht als »McGuffin« bezeichnet hat – muss nicht immer ein Ding zum Anfassen sein. Klar, häufig handelt es sich wie beim RPG um kostbares Gold und Geschmeide, um eine Zauberwaffe oder ein geheimnisvolles Artefakt, aber es kann sich auch ebenso gut um einen abstrakten Wert handeln, etwa um ein hohes Ideal, das der Held verloren hat und schlussendlich wiederfindet. Das Objekt der Heldenbegierde kann bisweilen aber auch höchst lebendig sein – deshalb scheint es mir wichtig, den »Schatz« als einen eigenen Figurentypus vorzustellen.
    Vor allem in Liebesgeschichten – und damit auch in der mit der etwas verkrampft wirkenden Wortschöpfung »Romantasy« bezeichneten romantischen Fantasy – haben wir es häufig mit der Figur des Angebeteten zu tun, dessen Herz die Heldin zu gewinnen trachtet. Gegenüber der mittelalterlichen Minne, deren sehnsuchtsvolles Begehren unerfüllt bleiben musste und sich nicht im Liebesakt erfüllen durfte, sind aber nicht nur die Geschlechterrollen vertauscht – in vielen Romantasy-Werken, wie z.B. J.R. Wards BLACK DAGGER-Serie, geht es auch ganz handfest zur Sache, der Beischlaf mit dem Geliebten wird an die Stelle der Eroberung des Elixiers gesetzt. Das Begehren wird oftmals durch einen »magischen« Augenblick geweckt – durch ein unverhofftes Zusammentreffen, einen bedeutsamen Blick oder eine zufällige Begegnung, von der sich womöglich später herausstellt, dass sie gar nicht so zufällig war.
    Auch die meist männlichen Helden anderer Fantasy-Subgenres sind gegen diesen magischen Augenblick nicht gefeit. Als Robert E. Howards CONAN erstmals der Piratin Bêlit gegenübersteht, der »Königin der schwarzen Küste«, ist es um den harten Cimmerier geschehen – sie wird die erste große Liebe seines abenteuerlichen Lebens. Und als Luke Skywalker erstmals Prinzessin Leia erblickt, murmelt er entrückt: »Wer ist sie? Sie ist wunderschön …«
    Sehr häufig kann der Schatz auch Merkmale eines Formwandlers aufweisen, in Stephenie Meyers erfolgreicher TWILIGHT-Reihe sogar im wörtlichen Sinn: Für die Heldin Bella stellt fraglos Edward den zu erlangenden Schatz dar, dessen vampirische Natur jedoch immer wieder Zweifel an seiner Loyalität aufkommen lässt. Auch die zu befreienden Jungfrauen, zu deren Rettung die Helden zahlreicher Geschichten aufbrechen, sind nicht mehr das, was sie einmal waren – statt nur im Kerkerturm zu schmachten und bei Bedarf ihr Haar herabzulassen, verfolgen sie heute oftmals ihre eigene Agenda und sind für die Helden schwer zu durchschauen – so auch die Elfin Alannah, die sich für Balbok und Rammar in DIE RÜCKKEHR DER ORKS gleich in mehrfacher Hinsicht als Überraschung erweist: Zum einen haben die Brüder nicht damit gerechnet, dass die legendäre »Karte von Shakara« ein Wesen aus Fleisch und Blut sein könnte; zum anderen müssen sie zu ihrer Verblüffung feststellen, dass sich die entführte Elfin keineswegs in ihren sicheren Hort zurückwünscht, sondern im Gegenteil froh darüber ist, den Fesseln ihres Amtes entgangen zu sein.
    Ganz ähnlich wie der Formwandler wird der personifizierte Schatz seine wahre Gestalt und Absicht jedoch im Lauf der Handlung zu erkennen geben – und damit zu einem Helfer oder aber auch zu einem Gegner werden.
Der Gegner
    Nicht nur treue Helfer und zwielichtige Formwandler begegnen dem Helden nämlich auf seiner Reise, sondern auch Gegner, wobei der Begriff ganz allgemein zu verstehen ist und zunächst jede Art von Figur meint, die sich dem Helden bei der Erreichung seiner Ziele in den Weg stellt.
    In einem noch vergleichsweise harmlosen Fall kann es sich um einen Zwerg handeln, der aus purem Eigensinn einen dringend benötigten Gegenstand nicht herausgeben will; um einen Koch, der sich

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