Das Zauberer Handbuch
Rammar.
»Zuletzt habe ich 87 gezählt«, überlegte Balbok. »Die vier, die wir erschlagen haben, brauche ich nicht mitzuzählen, abzüglich derer, die von Pfeilen getroffen wurden, das macht …«
»Balbok?«, fragte Rammar.
»Ja, Rammar?«, gab Balbok zurück.
»Tu mir einen Gefallen«, stieß sein Bruder zwischen keuchenden Atemzügen hervor. »Halt verdammt noch mal die Klappe, verstanden?«
»Ja, Rammar«, bestätigte Balbok. »Aber die Anzahl der Gnome …«
»Noch ein Wort über Zahlen, und ich werde dich erschlagen!«, rief Rammar aus. »Elender Dummkopf, das alles ist nur deine Schuld!«
Das klingt schwerfällig und nach einer Menge Ballast, zumal sich die beiden Orks in dieser Szene auf der Flucht vor einer wilden Gnomenhorde befinden und dabei ganz sicher keinen Ballast brauchen können. Hier also die Version aus dem fertigen Roman, die mit viel weniger Verben auskommt:
»Rammar?«, stieß Balbok im Laufen hervor.
»Ja?«
»Ich muss dir was sagen.«
»Dummkopf«, keuchte der andere, »jetzt ist keine Zeit für Gefühlsduselei. Aber wenn du es unbedingt wissen willst – ich bin auch froh, dich zum Bruder gehabt zu haben.«
»Das meine ich nicht.«
»Nein?«
»Nein. Mir ist nur grade eingefallen, dass wir unseren Auftrag nicht erfüllt haben. Wir wissen nicht, wie viele Gnome es sind.«
»Glaubst du denn, das spielt jetzt noch eine Rolle?«
»Zuletzt habe ich 87 gezählt. Die vier, die wir erschlagen haben brauche ich nicht mitzuzählen, abzüglich derer, die von Pfeilen getroffen wurden, das macht …«
»Balbok?«
»Ja, Rammar?«
»Tu mir einen Gefallen«, stieß sein Bruder zwischen keuchenden Atemzügen hervor. »Halt verdammt noch mal die Klappe, verstanden?«
»Ja, Rammar. Aber die Anzahl der Gnome …«
»Noch ein Wort über Zahlen, und ich werde dich erschlagen. Elender Dummkopf, das alles ist nur deine Schuld!«
Solcherart verkürzte Dialoge wirken nicht nur sehr viel echter und unmittelbarer, sondern nähern sich in ihrer Erzählweise auch den visuellen Medien an – was es dem Leser wiederum erleichtert, unseren Film in seinem »Kopfkino« zu sehen.
6
Action!
Ein Fantasy-Abenteuer, in dem es nicht mal ordentlich kracht, ist nach meiner Definition keines – handlungsbetonte Passagen gehören für mich unabdingbar zum Leseerlebnis und sind auch ein Stück weit zu meinem Markenzeichen geworden. Dabei lautet für mich die oberste Regel, dass jede Aktion, die man beschreibt, folgerichtig sein und zumindest im Kern für den Leser nachvollziehbar bleiben muss. Hätte Ian Fleming in seinen Büchern schon all die Dinge beschrieben, die später einen guten Teil der JAMES BOND-Kinoserie ausmachen sollten, wäre sein 007 wohl kaum zu einer erfolgreichen Romanfigur geworden. Es ist eine Sache, im Film zu zeigen, wie ein Auto im Handumdrehen zu einem Propellerflugzeug ummontiert wird oder wie ein Sportwagen, der ins Meer gestürzt ist, sich kurzerhand in ein Unterseeboot verwandelt – so etwas zu schreiben , ist nochmal was ganz anderes.
Nicht, dass wir in der Fantasy häufig in die Verlegenheit kommen würden, von fliegenden Autos zu berichten (obwohl auch das hin und wieder vorkommt, siehe HARRY POTTER), jedoch stehen wir ja häufig vor der Herausforderung, Dinge zu beschreiben, die es in der Realität nicht gibt. Die simple Physik sollten wir dabei nicht unbedingt außer Kraft setzen, es sei denn natürlich, es wäre Teil unserer Welt und wir hätten es ausführlich erklärt. Ansonsten gilt, dass gewisse Gesetzmäßigkeiten wie die Abfolge von Aktion und Reaktion auch in unserem Fantasy-Kosmos erhalten bleiben sollten – einmal mehr geht es hier darum, dem Leser den Zugang zu unserer Welt zu erleichtern und ihm etwas zu geben, woran er sich halten kann. Actionszenen, auch Kampfszenen, werden also am besten dem chronologischen, folgerichtigen Ablauf nach beschrieben. Ob das nun sehr detailliert erfolgt und jeder einzelne Schwertstreich kommentiert wird, oder ob man eher das wogende Hin und Her des Kampfes beschreibt, ist dabei jedem Autor überlassen; der grundlegende Verlauf muss jedoch stimmen, weshalb es Sinn ergibt, eine ungefähre Choreografie festzulegen, nach der z.B. der Kampf verlaufen soll. Wichtig ist dabei auch, auf die Perspektive zu achten – auch wenn wir als allwissender Erzähler agieren, haben wir stets die Möglichkeit, in die personale Perspektive eines der Charaktere einzutauchen, was die Schilderung beispielsweise eines Kampfes sehr viel
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