Das Zauberer Handbuch
Auseinandersetzung noch bevor. Denn so wie der Held der Fantasy den entscheidenden Konflikt bestehen, die letzte Schwelle überschreiten muss, um als geläutertes Wesen in seine Welt zurückzukehren und diese an seinem Preis – in unserem Fall dem fertigen Manuskript – teilhaben zu lassen, muss auch der Autor erst noch die letzte Barriere durchbrechen: die Veröffentlichung. Jeder, der es schon einmal versucht hat, wird bestätigen, dass das in der Tat keine leichte Aufgabe ist.
Man muss es leider sagen – ein Recht auf Veröffentlichung gibt es nicht. Auch keine Garantie, die dieses Handbuch (oder irgendein anderes) geben könnte. Ob ein Manuskript von einem Verlag angenommen wird oder nicht, hängt in letzter Instanz von Faktoren ab, die außerhalb des Einflussbereichs des Autors liegen. Was wissen wir, wenn wir einen Roman verfassen, schon von den jeweiligen Programmplanungen eines Verlags, von den individuellen Präferenzen des Lektors oder von den Erwägungen des Marketings oder Vertriebs? Insofern ist, unabhängig von der Qualität des Manuskripts, immer ein Hauch von Lotteriespiel dabei – zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, darum geht es vor allem. Doch es gibt Faktoren, mit denen man zumindest begünstigend auf die Verlagsentscheidung einwirken und sich überflüssige Absagen ersparen kann. Rüsten wir uns also zum letzten Kampf, den es noch zu bestehen gilt, ehe wir zu wahren Zaubermeistern werden.
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Verlagsauswahl
Natürlich ist es von grundlegender Bedeutung, an wen man das fertiggestellte Manuskript verschickt. Versteht sich von selbst, werdet ihr jetzt denken – aber die Wahrheit sieht anders aus.
Aus den Lektoraten ist allenthalben zu hören, dass Manuskripte eintreffen, die gar nicht zum Verlagsprogramm passen. Damit meine ich nicht nur, dass man kein Fantasy-Manuskript an einen Verlag schicken sollte, der ausschließlich Krimis veröffentlicht. Auch innerhalb jener Verlage, die sich mit Fantasy befassen, gibt es durchaus Unterschiede in der Gewichtung sowie der inhaltlichen Zusammenstellung der Programme: Während der eine Verlag mehr auf Romantasy setzt, hat sich der andere ganz auf High Fantasy verlegt, wieder andere veröffentlichen per se zwar keine Phantastik, dafür aber Jugendliteratur, zu der auch All Age Fantasy zählt.
Es ist also in jedem Fall sinnvoll, sich vor Verschicken seines Manuskripts gut darüber zu informieren, welcher Verlag welche Schwerpunkte setzt. Gerade von jungen Autoren höre ich häufig das Argument, dass sie sich mit ihrem Manuskript von der Menge abheben wollten und deshalb gezielt Verlage angehen, die ihre Art von Geschichten eigentlich nicht im Programm haben. Das ist zwar schlau gedacht, aber wenig realistisch – denn wenn ein Verlag tatsächlich einmal ein Experiment wagen und etwas ins Programm nehmen sollte, das nicht dem sonst Üblichen entspricht, wird er das gemeinhin nicht mit einem Neuling tun, sondern mit einem etablierten Autor, der sich bereits einen Namen gemacht hat und sich nun einmal auf einem neuen Feld bewähren darf. Für die Romantiker unter uns – und wer, der Bücher schreibt, ist das nicht? – mag es eine unschöne Erkenntnis sein, dennoch ist sie unumgänglich, wenn man mit dem Schreiben Geld verdienen oder es gar zu seinem Beruf machen will: Letztlich ist auch ein Buch ein Produkt, das verkauft werden muss.
Wie wir gesehen haben, hat der Schritt von der Idee zum fertigen Manuskript viel mit Inspiration und Kreativität zu tun – der vom Manuskript zum Buch hingegen mit knallharten Zahlen und Fakten. Warum auch nicht? Natürlich sind Bücher Kulturgut, weswegen es letztlich die Buchpreisbindung gibt, die die Wettbewerbschancen kleiner Verlagen und Buchhändler und damit die kulturelle Vielfalt zumindest einigermaßen wahren soll; aber wenn Verlage mit der Herstellung und dem Vertrieb von Büchern Gewinne erwirtschaften und damit Autoren Arbeit geben sollen, so muss natürlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet werden – und dazu gehört auch, nur solche Bücher ins Programm zu nehmen, die sich erwartungsgemäß ordentlich verkaufen werden. Zwar gibt es immer Titel, die ein Verlag aus Liebhaberei ins Programm nimmt – etwa weil man eine besondere Neigung zu einem bestimmten Thema hat oder weil sich das Haus aus Tradition oder gesellschaftlicher Verantwortung zu einer Veröffentlichung verpflichtet sieht – so etwas ist jedoch die Ausnahme, erst recht in der Fantasy. Wer also auffallen und
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