Das Zauberer Handbuch
sich von der Masse abheben will, sollte dies nicht unbedingt tun, indem er sein Manuskript entgegen aller Wahrscheinlichkeit verschickt und gleichsam auf einen Lotteriegewinn hofft. Es gibt bessere und auch verlässlichere Möglichkeiten, einen Roman beim Verlag anzubieten, und es fängt mit der richtigen Auswahl an.
Geht in die Buchläden oder ins Internet und informiert euch, welcher Verlag was im Programm hat. Dann überlegt euch, welchem Subgenre der Fantasy euer eigener Roman zuzurechnen ist. Bei den vielen Mischformen, die sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen, ist das gar nicht so einfach, aber Buchhändler haben eine gewisse Schwäche für Etikettierungen, was damit zusammenhängt, dass sie die Bücher in ihren Geschäften ja irgendwie thematisch gliedern und präsentieren müssen. Folglich sind auch die Programme der Verlage oft nach Subgenres unterteilt, und man tut gut daran, genau hinzusehen. Natürlich kann man derlei Überlegungen auch im Vorfeld anstellen und sehen, wo eventuell Bedarf an neuen Geschichten besteht oder wo schon eine gewisse Sättigung eingetreten ist – der enorme Erfolg der TWILIGHT-Saga beispielsweise hat für eine Flut an Vampir-Romanen aller Couleur gesorgt, sodass es eine Zeit lang wenig aussichtsreich erschien, hier mit einem neuen Manuskript punkten zu wollen. Aber meist ist es ja so, dass Ideen einfach kommen und sich nicht unbedingt an aktuellen Strömungen orientieren. Und das ist sicher auch besser so.
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Der erste Kontakt
Wenn ihr euch mit eurer Einsendung aus der Masse hervorheben wollt, dann solltet ihr das auf anderem Wege tun – nämlich durch ein professionelles Auftreten und ein formal einwandfreies Manuskript. Vom Inhalt mal ganz abgesehen, könnt ihr damit bereits bei Agenten und Lektoren punkten, denn viele Nachwuchsautoren wissen leider immer noch nicht, wie ein Manuskript aussehen sollte.
Ganz abgesehen davon, dass es gewisse allgemeine Regeln gibt, auf die ich noch genauer eingehen werde, hat natürlich jeder Verlag seine ganz speziellen Vorstellungen davon, wie ein Manuskript eingereicht werden sollte, ob ganz traditionell in ausgedruckter Form oder als Mailanhang. Obwohl das digitale Zeitalter auch vor der Bücherbranche natürlich nicht haltgemacht hat, prüfen viele Lektoren eingereichte Manuskripte nach wie vor lieber ganz traditionell analog. Um dergleichen Dinge zu klären, ist es immer gut, sich auf der Homepage des Verlags umzusehen, wo es häufig nützliche Hinweise gibt, oder einfach mal beim Verlag anzurufen und nach den entsprechenden Vorgaben zu fragen. Dort bekommt man auch mitgeteilt, ob ein Verlag Manuskripte annimmt oder ob ein zeitweiliger Stopp verhängt wurde.
Ganz gleich, ob ihr euer Manuskript dann per Post schickt, via Mail oder ob ihr es persönlich abgebt – dem Roman sollte eine kurze Vita eurer bisherigen Taten beigefügt sein sowie ein ordentliches Anschreiben. Mit »ordentlich« meine ich sowohl die äußere Form als auch die inhaltliche. Stellt euch kurz vor und beschreibt mit wenigen Worten, worum es in eurem Roman geht – und das auf möglichst interessante Weise. Nehmen wir an, jemand schreibt folgenden Text:
»… geht es um einen Jungen, der ein Ei findet, aus dem eines Tages ein Drache schlüpft. Die beiden werden Freunde und kämpfen im Land XY gegen das Böse. «
Ganz ehrlich – wer so etwas schreibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er sein Manuskript ungelesen zurückbekommt. Formulieren wir denselben Inhalt also etwas anders:
»… geht es um einen Jungen, der durch dramatische Ereignisse in den Besitz eines Dracheneis gelangt und damit zur Schlüsselfigur in einem epischen Kampf wird, der das Land XY in seinen Grundfesten erschüttert. «
Eine Garantie, dass das Manuskript gelesen oder gar angenommen wird, bekommt man auf diese Weise zwar auch nicht, jedoch hat man zumindest die Voraussetzungen dafür geschaffen. Beim Anschreiben, das eure Einsendung begleitet, seid ihr euer eigener Werbe- und PR-Manager. Haut ruhig ein bisschen auf die Pauke, wenn es darum geht, euer Werk anzupreisen – aber bleibt unbedingt bei der Wahrheit. Wer schon etwas veröffentlicht hat, sei es im Internet, in Fanzines oder wo auch immer, kann und sollte das ruhig angeben, Übertreibungen aller Art sollte man jedoch vermeiden. Vergesst nicht, dass die Fantasy-Szene nicht so furchtbar groß ist und ihr es in den Lektoraten mit Profis zu tun habt, die sich auf ihrem Feld recht gut auskennen.
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