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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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vorgelassen. Alle Gefangenen haben das unverletzbare Recht, ihre Vertreter sehen zu können, in diesem Fall also mich. Aber in Turai werden juristische Feinheiten längst nicht immer beachtet. Ich werde am Gefängnistor mit der groben Auskunft abgespeist, dass Gesox heute niemanden empfängt. Als ich lautstark und lang anhaltend protestiere, fordert mich ein Büttel auf, einen Beweis vorzulegen, dass mich Gesox tatsächlich engagiert hat, in seinem Fall zu ermitteln.
    »Präfekt Tholius hat ihn weggeschleppt, bevor er mir eine Vollmacht ausstellen konnte.«
    Oje, das war die falsche Antwort. Die bringt mich keinen Zentimeter weiter. Offenbar wollen die Behörden den Fall wirklich so schnell wie möglich in trockene Tücher bringen, ohne dass sich dabei jemand die Mühe macht, eine vernünftige Verteidigung auf die Beine zu stellen. Gesox’ Prozess ist für nächste Woche anberaumt, und wenn sich seine Lage nicht sehr bald sehr nachhaltig verbessert, wird er sicher vom Galgen baumeln. Rodinaax war ein allseits hoch geschätzter Mitbürger, und die Öffentlichkeit dürstet nach dem Blut des Mörders.
    Ich verwünsche meinen doch eher spärlichen Einfluss bei den Bütteln und Bonzen in dieser Stadt. Ich habe zwar jede Menge Kontakte zur Unterwelt, aber als man mich ohne viel Federlesens aus dem Palast befördert hatte, wurde mir auch gleichzeitig eine Menge nützlicher Türen vor der Nase zugeschlagen.
    Mir fällt ein, das möglicherweise Zitzerius, unser frisch gebackener Vizekonsul, eine Lanze für mich brechen würde, nach den guten Diensten, die ich ihm kürzlich erwiesen habe. Aber Zitzerius befindet sich in offizieller Mission in Mattesh, also stecke ich im Augenblick mit meinen Ermittlungen fest.
    Wenn ich schon nicht zu Gesox kann, sollte ich auf jeden Fall Rodinaax’ Ehefrau aufsuchen, aber auch hier verlaufen alle meine Bemühungen im Sande. Niemand hat sie weggehen sehen, und keiner weiß, wohin sie gegangen sein könnte. Sie hat nur einen Verwandten in der Stadt, einen Bruder. Der arbeitet in einem Lagerhaus im Hafen. Er kann mir auch nicht weiterhelfen und scheint außerdem auch nicht die geringste Lust dazu zu haben. Offenbar sind die beiden nicht besonders gut miteinander ausgekommen.
    »Hatte sie eine Affäre mit dem Schüler?«, hake ich nach.
    »Wahrscheinlich«, erwidert er und bedeutet mir unmissverständlich, dass ich mich allmählich vom Acker machen soll. Ich ignoriere seinen Wunsch und trödle noch ein bisschen in der Gegend herum. Aber das Einzige, was ich in Erfahrung bringen kann, ist, dass wir heutzutage eine Menge Weizen auf Schiffen importieren.
    Interessant finde ich nur, dass Rodinaax’ Frau Lolitia aus einer Hafenarbeiter-Familie stammt. Es bedeutet, dass sie weit über ihrem Stand geheiratet hat. Rodinaax war zwar kein Aristokrat, aber als erfolgreicher Bildhauer und Künstler rangierte er doch einige gesellschaftliche Stufen über dem gemeinen Malocher. Für solche Art Rangunterschiede hat so ziemlich jeder in Turai eine feine Nase.
    Ich besuche die Wachstation, als Tholius gerade nicht da ist. Der Gardist Inkorruptox weiß aber auch nicht, wo Lolitia ist. Er glaubt außerdem nicht daran, dass die Zivilgarde irgendwelche handfesten Spuren hat.
    »Es kann doch für eine Frau ohne Familie nicht so einfach sein, sich hier in der Stadt zu verstecken«, sinniere ich. »Wohin kann sie sich wenden? Die Diener behaupten, dass sie kein Geld mitgenommen hat. Und warum ist sie überhaupt verschwunden?«
    »Vielleicht hat ja sie Rodinaax umgebracht, weil sie mit dem Schüler durchbrennen wollte«, mutmaßt Inkorruptox.
    »Wenn das so ist, dann war es aber ziemlich dämlich, sein Messer zu benutzen und ihn damit an den Galgen zu liefern.«
    Ich denke über Lolitia und Gesox nach. Wenn sie wirklich eine Affäre hatten, dann kommt es mir reichlich komisch vor, dass sie sich aus dem Staub gemacht und ihn im Stich gelassen haben soll.
    Inkorruptox verrät mir, dass er sie kannte, als sie noch am Hafen gelebt hat. Er erinnert sich daran, dass sie eine sehr schöne junge Frau war.
    »Es hat niemanden überrascht, dass sie einen wohlhabenden Bildhauer geheiratet hat. Hätte sie noch ein bisschen länger gewartet, hätte sie sicher eine noch bessere Partie machen können.«
    Inkorruptox ist beschäftigt. Tholius macht ihm und seinen Leuten die Hölle heiß, weil Senator Lohdius, der die oppositionelle Partei der Populären anführt, die neueste Welle von Verbrechen instrumentalisiert, um die regierenden

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