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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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gewesen, die nur durch seinen eigenen Boah-Konsum zusammengekommen ist. Vielleicht waren seine Schulden ja sehr hoch. Hat er vielleicht selbst damit gehandelt?«
    Der Gedanke, dass ihr Vater tatsächlich ein Boah-Händler gewesen sein könnte, lässt Bibendis die Tränen in die Augen treten. Sie räumt jedoch die Möglichkeit ein.
    Ich denke darüber nach. Sollte Thalius weitaus stärker im Boah-Handel mitgemischt haben, als seine Tochter ahnte, könnte das erklären, warum die Zivilgarde die Fakten in diesem Fall zu vertuschen sucht. Die Drogenskandale sind in letzter Zeit zu sehr in die Nähe des Palastes gerückt und haben vor allem die Person Prinz Frisen-Lackals gestreift. Die Behörden wollen jedes weitere Aufsehen unbedingt vermeiden. Konsul Kahlius musste die Verfehlungen des Prinzen bereits vor der Öffentlichkeit verbergen. Die politische Lage in Turai ist im Augenblick sehr heikel, und Senator Lohdius, der Führer der monarchiefeindlichen Populären Partei, ist schnell bei der Hand, wenn er einen Skandal anprangern kann, der seinen Zielen nützt.
    Prinz Frisen-Lackal giert derweil weiter nach Boah, und ich hege keinerlei Zweifel, dass er nicht der Einzige ist, der sich in dem Dunstkreis der Droge tummelt. Falls Thalius Scheelauge diese Höflinge beliefert haben sollte, würde das erklären, warum er nicht aus dem Palast geworfen wurde, und auch, warum er genug Schulden angehäuft haben könnte, um deswegen sein Leben zu verlieren. Wenn man eine große Lieferung Boah annimmt und vergisst, sie zu bezahlen, ist das eine ziemlich tollkühne Dummheit. Trotzdem passiert so etwas recht häufig und hat auch immer dieselben endgültigen Folgen. Während ich überlege, wie Thalius wohl das Boah in den Palast geschmuggelt haben könnte, schießt mir plötzlich ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf. Warum war der Magier so vernarrt in diese kleine Umhängebörse? An dem Ding ist nichts Besonderes. Sicher, selbst der letzte Krimskrams kann einen sentimentalen Wert besitzen, aber ich kann mich eigentlich an niemanden erinnern, der besonders an seinem Geldbeutel hing. Eher an dessen Inhalt.
    Also inspiziere ich den Beutel näher. Er ist klein und wird mit zwei Zugkordeln am oberen Ende verschlossen. Es ist eine typische Geldbörse, in die ein paar Gurans passen. Viel mehr Platz ist da nicht. Hm. Ich murmele ein Wort in der alten Zauberersprache, ein ganz gewöhnliches Zauberwort, das einen Befehl an Dinge auslöst, sich zu öffnen. Ich spüre, dass die Luft sich einen Hauch abkühlt. Dann ziehe ich an den Kordeln, und die Börse geht auf. Und geht auf. Und hört gar nicht mehr auf aufzugehen. Bis sie eine schier unglaubliche Größe erreicht.
    Bibendis schnappt erstaunt nach Luft, als ich die kleine Öffnung der Börse immer weiter auseinander ziehe, bis sie so breit ist wie meine ausgestreckten Arme.
    »Was ist das denn?«, fragt sie. Was sie sieht, kommt ihr so unmöglich vor, dass es sie vollkommen verwirrt.
    »Der Magische Raum«, erwidere ich. »Oder vielmehr Öffnung im Magischen Raum. Es ist eine andere Dimension, was auch immer das heißen mag. Das hier ist jedenfalls kein übliches Geldtäschchen. Es ist ein verzauberter Beutel.«
    Ich spähe in das große Loch, das ich geöffnet habe. Mein Gesicht wird ganz kalt, als es die Schnittstelle zwischen der normalen Welt und dem Magischen Raum überquert. Drinnen ist alles in einen roten Schimmer getaucht, und es dauert eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnt haben.
    Alles, was in den Magischen Raum gebracht wird, ganz gleich, aus welchen Gründen und mit welchen Absichten, verliert sein Gewicht und sein Volumen. Was für einen Zauberer eine sehr angenehme Möglichkeit böte, um, zum Beispiel, einen großen Sack Boah in einen bestimmten Palast zu schmuggeln. Meine Augen haben sich allmählich an das merkwürdige Licht gewöhnt. Ich greife mit meinem ganzen Arm in die Börse. Jeder, der mich jetzt beobachtet, müsste glauben, dass mein Arm in dünner Luft verschwindet. Ich erwarte, dass meine Finger auf den pudrigen Staub des Boah stoßen. Doch stattdessen landen sie auf etwas Hartem, Kaltem und Metallenem. Ich ziehe die Hand heraus und stecke den Kopf hinein.
    Direkt vor meinen Augen befindet sich ein anderer Kopf. Ein bronzener Kopf. Der auf einem gewaltigen Körper thront. Der wiederum auf einem entsprechend großen Ross sitzt.
    Ich ziehe meinen Kopf aus dem Magischen Raum hinaus und blicke auf die Börse in meiner Hand. Selbst für einen Menschen, der

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