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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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ohne anzuhalten. Es ist niemand zu sehen. Keine Sterbensseele, nicht mal ein Gärtner. Und auch keiner von der Sicherheits-Gilde. Es ist eigentlich üblich, dass solche Villen von einem eigenen Sicherheitsdienst bewacht werden, aber die Besitzer hier scheinen da eine Ausnahme zu machen.
    In sicherer Entfernung bitte ich den Kutscher, uns abzusetzen. Makri und ich verlassen die Hauptstraße und verschwinden in einem Park, der meiner Meinung nach an die Rückseite des Hauses angrenzt. Nach einer mühevollen Krabbelei durch Dornenbüsche stehen wir vor einer massiven, drei Meter hohen Mauer, die von Metallspitzen gekrönt wird.
    »Da sind wir. Das Haus ist auf der anderen Seite dieser Mauer.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir werfen einen Blick drauf?«
    Die Hitze ist zwar immer noch erdrückend, aber ich fühle mich bestens. Wenn die Dinge sich zu sehr komplizieren, bin ich zwar rasch frustriert, aber wenn es um die Grundlagen der Ermittlungsarbeit geht, wie zum Beispiel, den Kopf über eine Mauer zu stecken und sich umzusehen, dann bin ich in meinem Element.
    Im Park traten Kindermädchen und Tutoren, die ihre Mündel ausführten, beinah den jungen Armeehauptleuten auf die Zehen, die ihrerseits mit wohl behüteten jungen Damen flanierten. Aber hier sind wir so tief in das bewaldete Gebiet am Rand des Parks vorgedrungen, dass uns keiner mehr sehen kann. Makri bietet an, mich über die Mauer zu wuchten, aber ich beschließe, ihr keine Chance zu geben, mich wegen meines Gewichtes zu kritisieren, und stelle einen Baumstamm an die Wand, auf dem ich stehen kann. Damit bin ich groß genug, um über die Mauer zu spähen.
    »Niemand in Sicht«, flüstere ich. »Los geht’s!«
    Makri sieht mich zweifelnd an. »Sicher?«
    »Natürlich. Was hast du denn?«
    »Keine Ahnung. Ich bin wahrscheinlich einfach nicht gewöhnt, über die Mauern von anderer Leute Grundstücke zu klettern.«
    Das habe ich vergessen. Makri ist zwar eine unerschrockene Kämpferin, aber in den Grundlagen der Ermittlungsarbeit ist sie unerfahren. Und entsprechend auch darin, an Orten herumzuschnüffeln, an denen man absolut nichts zu suchen hat. Ich versichere ihr, dass ich so was jeden Tag vor dem Frühstück mache, lege meinen Umhang auf die Metallspitzen und ziehe mich über die Mauer. Auf der anderen Seite sinke ich leicht wie eine Feder zu Boden und gehe hinter einem Baum in Deckung. Sekunden später steht Makri neben mir. Es ist immer noch niemand zu sehen. Es wird rasch dunkel, als die Sonne in der Ferne hinter dem Dach des Palastes versinkt und ihre letzten Strahlen von den vergoldeten Turmspitzen reflektiert werden.
    »Dringen wir einfach in die Villa ein? Was sagen wir, wenn man uns erwischt?«
    »Wir denken uns eine Ausrede aus. Mir fällt immer was ein. Und lass dein Schwert in der Scheide. Wenn du jemanden umbringst, macht das die Sache nur komplizierter.«
    Wir schleichen geduckt von Baum zu Baum, halten uns in Deckung und beobachten scharf die Gegend, während wir den langen Weg zur Villa zurücklegen.
    »Ziemlich großer Garten!«, flüstert Makri.
    »Das ist typisch für Thamlin. Meiner war riesig. Größer, als dass ich ihn zu Fuß ablaufen konnte.«
    Jetzt bricht die Nacht schnell herein. Nur einer der Monde steht am Himmel, weit unten im Osten, und er wirft bloß ein spärliches Licht auf das Grundstück.
    In der Nähe der Villa bieten einige große Büsche eine exzellente Deckung. Wir kriechen vor unserem entscheidenden Vorrücken auf die Villa zunächst in das Unterholz. Es ist mittlerweile dunkel, und immer noch brennt kein Licht im Haus. Das ist sehr merkwürdig. Selbst wenn der Eigentümer fort wäre, würden sich Diener um das Anwesen kümmern. Mich beschleicht ein leichtes Unbehagen. Wenn da drin etwa alle tot sein sollten, wäre es mir lieber, wenn nicht ich sie finden würde. Das passiert mir in letzter Zeit einfach zu häufig. Die Garde hat deswegen schon einen Spitznamen für mich: »Leichen-Säumen-Seinen-Pfad«-Thraxas.
    Plötzlich öffnet sich die Hintertür, und einige Gestalten mit Kerzen in den Händen treten heraus. Sie schweigen. Ich renke mir fast die Augen aus, um zu erkennen, was da vor sich geht. Sie tragen etwas. Es sieht aus wie eine … Leiche. Natürlich. »Leichen-Säumen-Seinen-Pfad«-Thraxas hat wieder zugeschlagen. Ich bin sprungbereit und frage mich, in was ich da wieder gestolpert bin. Die Gestalten kommen auf uns zu. Es sind vier, und sie tragen einen fünften.
    »Mönche«, flüstert Makri.
    Sie hat

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