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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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für einen Moment die Augen auf und kämpft kurz gegen den Schmerz, dann sinkt sein Kopf nach vorn, und er verliert das Bewusstsein.
    Noch mehr Lichter flammen im Haus auf, als die Heiler endlich eintreffen. Es sind zwei Frauen. Beide haben die grünen Segeltuchbeutel dabei, in denen die Heiler gewöhnlich ihre Medizin transportieren. Sie werden zusammen mit einem Mann in einem fließenden Umhang in den Garten geführt. Es sind eine Apothekerin, eine Kräuterkundige und ein Heiler. Na denn viel Glück.
    Ich ziehe mich in Makris Versteck im Schatten zurück. Die Mönche umringen ihren Anführer, während die Heiler ihn untersuchen.
    »Keine Chance«, murmele ich. »Sie hätten einen Bestattungsunternehmer holen sollen. Das würde ihnen eine Menge Zeit’ersparen.«
    Makri hat von Mönchen erst mal die Nase voll. Noch vor einer Stunde haben sie uns fast durch die ganze Stadt verfolgt. Und jetzt scheinen sie so besorgt um das Leiden ihres Anführers zu sein, dass sie uns keines Blickes mehr würdigen.
    »Ich muss mit Lolitia sprechen. Sterbender Abt hin oder her, ich bin hier, um Gesox zu entlasten.«
    Man hat für die Heiler Öllampen entzündet. Während sie ihren Geschäften nachgehen, steht Lolitia am Rand des Lichtkreises und wird von den Mönchen vollkommen ignoriert.
    »Sie scheint nicht unbedingt in Plauderstimmung zu sein«, bemerkt Makri.
    »Das hat mich noch nie abgehalten.«
    »Willst du, dass ich mitkomme?«
    »Ja. Vielleicht fühlt sie sich besser, wenn eine Frau dabei ist.«
    »Selbst wenn es sich dabei um einen Orgk-Bastard mit spitzen Ohren handelt?«
    »Ich bin sicher, dass ich so was nie zu dir gesagt habe!«
    Wir gehen um die Heiler und die Mönche herum.
    »Ich muss mit Euch sprechen.«
    »Jetzt nicht«, lehnt Lolitia rundheraus ab.
    Im Licht der Öllampen erkenne ich, dass sie sich ihren Ruf als umwerfende Zwölf Seen-Schönheit redlich verdient hat, aber ich bemerke auch ihre ungeheure Anspannung. Ihr Ehemann wurde vor wenigen Tagen ermordet. Trotzdem habe ich so das Gefühl, dass dieser Tod nicht unbedingt das ist, was sie am meisten belastet und umtreibt.
    »Es muss jetzt sein. Es sei denn, Ihr wollt, dass Gesox gehenkt wird.«
    Ihr Kopf ruckt hoch. »Gesox? Gehenkt? Warum?«
    »Natürlich für den Mord an Rodinaax.«
    »Das ist ja lächerlich. Er hätte Rodinaax niemals getötet.«
    »Das habt Ihr aber nicht gesagt, als Ihr Gesox vor dem Leichnam habt stehen sehen. Ihr habt angeblich geschrien, dass er ihn erstochen hätte.«
    Lolitia wischt diesen Einwand beiseite. »Ich konnte nicht klar denken. Wer hätte das schon gekonnt? Ich weiß nicht, wer meinen Ehemann ermordet hat, aber es war sicher nicht sein Schüler. Dafür war er viel zu loyal.«
    »Aber es war sein Messer.«
    »Dann muss jemand anders es benutzt haben.«
    »Das glaubt mir die Wache niemals.« Ich frage sie, wer es getan haben könnte, aber sie gibt vor, keine Ahnung zu haben. Das glaube ich ihr wiederum nicht.
    »Sagt mir, was da vor sich gegangen ist. Was ist in dem Atelier passiert? Und warum seid Ihr hierher geflüchtet? Welche Verbindung habt Ihr zu Vexial?«
    Darauf bekomme ich keine Antwort.
    »Ihr werdet Euch besser fühlen, wenn Ihr darüber sprecht«, füge ich salbungsvoll hinzu. Dieser Satz hat mir schon oft gute Dienste geleistet, aber bei Lolitia verpufft er scheinbar wirkungslos. Also ändere ich meine Taktik.
    »Was ist mit Vexial geschehen?«
    »Sie haben ihn angegriffen, während er meditierte.«
    »Wer?«
    »Heretius. Die Wolkentempler. Sie haben sich an ihn herangeschlichen und ihn von der Mauer geworfen.«
    »Was ist denn da mit seinen seherischen Fähigkeiten passiert?«
    »Vexial ist sehr religiös«, erwidert Lolitia empört. »Er lässt sich nicht ablenken, während er betet.«
    Verstehe. Heretius hat mir eine ganz andere Version erzählt. Lolitias Bericht zufolge haben Heretius und seine Anhänger versucht, die Statue des Klosters zu stehlen, bevor sie in Schande verstoßen wurden. Die Statue ist dabei von der Mauer gestürzt. Aber Heretius ist später zurückgekehrt und wollte Vexial ermorden und ihm seine Anhänger wegnehmen. Während dieses Streits wurden die Mönche des Wolkentempels zwar zurückgeworfen, aber Vexial wurde dabei überrumpelt und selbst vom Wall gestürzt. Dabei erlitt er diese furchtbaren Verletzungen, an denen er jetzt vermutlich sterben muss.
    »Die Mönche haben ihn in die Stadt gebracht und versucht, sein Leben zu retten.«
    Die Verzweiflung auf ihrem Gesicht sagt ganz deutlich,

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