Das Zaubergift
Fortschritte macht«, bemerkt Tanrose.
»Ja. Sie wird bald mit der Königlichen Elfenfamilie in ihrer Hochsprache parlieren. Die Frage ist allerdings, ob die sie einer Antwort würdigen.«
Tanroses Eintopf bereitet mir diesmal nicht das übliche Vergnügen. Ich nehme mir noch einen Pfannkuchen extra und wische damit die Soße auf, aber ich bin nicht so richtig bei der Sache. Also trete ich mürrisch in die nachmittägliche Hitze hinaus und sehe zu, wen ich aufschrecken kann.
»Jedenfalls ist das immer noch besser, als auf einer Strafgaleere zu rudern«, knurre ich, während ich den Quintessenzweg entlang marschiere.
An der ersten Ecke treffe ich auf eine Blase von Kuul-Tiens, die versuchen, wie harte Männer auszusehen. Sie starren mich an, als ich vorübergehe. Ich erwidere den Blick. Sie werden alle noch früh genug in der Bruderschaft landen, bereit, in die Welt des wahren Verbrechens einzutreten. Es sei denn, es bricht ein Krieg aus, und sie werden eingezogen. In dem Fall dürften die meisten von ihnen hopsgehen. Oder die Pest schlägt zu, wie vor einigen Jahren. Das ist auch eine sehr wirkungsvolle Methode, um die Population in den Elendsvierteln zu regulieren.
Ich finde rasch einen Mietlandauer und den Fahrer zu der Villa in Thamlin. Ich bin unentschlossen, ob ich versuchen soll, durch die Vordertür zu Vexial vorzudringen, oder mich lieber hintenherum anschleiche. Schließlich entscheide ich mich für den direkten Weg. Von Heimlichtuerei habe ich im Moment genug.
Der direkte Weg ist auch tatsächlich erfolgreich. Nachdem ich die Auffahrt hinaufmarschiert bin und laut genug an die Tür gehämmert habe, um den alten König Lazarius aufzuwecken, öffnet mir Lolitia höchstpersönlich. Es ist schon merkwürdig, dass sich hier überhaupt keine Bediensteten aufzuhalten scheinen. Vermutlich kümmern sich die Mönche selbst um alles. In jedem anderen Anwesen in Thamlin würde die Herrin des Hauses eher einen Migräneanfall erleiden, als selbst die Tür zu öffnen. Aber vermutlich macht Lolitia das nicht sonderlich viel aus. Schließlich stammt sie aus Zwölf Seen.
Also teilt mir die Dame des Hauses mit, dass keiner zu Hause sei. Ihre Haltung an der Tür signalisiert sehr deutlich, dass ich keineswegs eingeladen werde, hereinzukommen und selbst nachzusehen. Aber mir fällt auf, dass sie glücklicher wirkt.
»Wie ich höre, geht es Vexial wieder gut.«
Sie nickt.
»Wie kommt das?«
»Durch seine gewaltigen Selbstheilungskräfte.«
»Verblüffende Kräfte, fürwahr. Ich bekomme fast Lust, selbst mit der Meditation anzufangen. Wo ist er? Sucht er Heretius?«
Wenn sie es weiß, sagt sie es jedenfalls nicht.
Ich erkläre ihr, dass ich ihr einige Fragen über Rodinaax stellen möchte. Sie will nicht mit mir reden, bis ich sie darauf hinweise, dass die Zivilgarde sie immer noch verhören will und ich keineswegs darüber erhaben bin, sie an diese auszuliefern. Das verschafft mir zwar Zutritt ins Haus, aber viel weiter komme ich nicht. Lolitia weiß angeblich nicht mehr als das, was sie mir schon erzählt hat. Sie weiß nicht, wer ihren Ehemann umgebracht hat, und sie scheint auch nichts von dem gestohlenen Gold zu wissen.
»Ihr wisst aber doch wenigstens, dass Rodinaax hoch verschuldet war?«
»War er nicht. Er war der erfolgreichste Bildhauer der ganzen Stadt. Er hatte genug Aufträge für die nächsten Jahre, und alle waren sehr gut bezahlt.«
»Vielleicht, aber er war dem Spiel verfallen. Soweit ich gehört habe, hat er eine Hypothek auf das Haus aufgenommen, um seine Buchmacher zu bezahlen, und war kurz davor, alles zu verlieren.«
Zum ersten Mal scheint Lolitia wirklich überrascht, doch dann meint sie ärgerlich, dass ich mich irren müsste.
»Rodinaax hat nicht gespielt. Wenn er es getan hätte, wäre er vielleicht nicht so langweilig gewesen. Und getrunken hat er auch nicht. Ich weiß nicht, mit wem Ihr geredet habt, aber nichts davon ist wahr.«
Also ist es Rodinaax gelungen, seine Schulden vor seiner Frau zu verbergen. Und auch seine Trunksucht. Glückspilz.
»Wenn er keine Schulden hatte, wieso hat er sich dann so beeilt, die Statue fertig zu bekommen?«
»Er hat sich nicht beeilt«, behauptet Lolitia. »Er war viel früher fertig. Wir haben sogar einige Tage Urlaub auf dem Land gemacht, unmittelbar bevor er getötet wurde. So eilig hatte er es! Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
»Was denn, zum Beispiel?«
»Packen. Ich gehe mit Vexial weg.«
»Ihr
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