Das Zaubergift
umzingeln und mit Wurfsternen zu bespicken. Makri trägt nur ihren Kettendress. Keiner von uns ist durch eine Rüstung geschützt. Wir werden zwar eine Menge von ihnen mit ins Grab nehmen, aber letzten Endes werden sie gewinnen.
Das sprechende Schwein taucht wieder neben uns auf. »Greif die Häretiker an!«, sage ich ohne viel Hoffnung.
»Tut mir Leid, ich habe Urlaub«, erwidert das Schwein und verduftet.
»Was für eine Zeitverschwendung das alles ist«, sage ich wütend. »Man sollte eigentlich annehmen, dass ein Drache herbeifliegt, um uns zu beschützen. Aber nein, alles, was wir bekommen, ist ein Schwein, das über Theologie palavert und anschließend in Urlaub geht.«
Ich unterbreche meine schwachsinnigen Ausführungen, weil mir in diesem Moment etwas klar wird.
»Makri, ich weiß jetzt, wer Rodinaax getötet hat.«
Im selben Moment landet der Ehrwürdige Heretius direkt vor mir. Es gelingt ihm irgendwie, mein Schwert mit der flachen Hand abzufangen und mich mit einem Tritt mehrere Meter hoch in die Luft zu befördern. Das schmerzt. Ich wappne mich gegen den sicher viel größeren Schmerz der Landung, als mich eine gewaltige Windbö erfasst und in die Zweige eines Baumes weht, der aus dem Nichts aufgetaucht ist. Im nächsten Augenblick sprießen von überall her Bäume aus dem Boden hoch, und ein plötzlich einsetzender Sturm von willkürlichen magischen Aktionen macht es vollkommen unmöglich, sich mit irgendjemandem zu prügeln. Wilde, grellbunte Insekten schwirren heran und belästigen uns, während der Wind einen gewaltigen Hagelschauer auf unsere Köpfe niederprasseln lässt. Ich bemerke Marihana, die gelassen im Baum nebenan hockt und wartet. Ob Vexial weiß, dass er auf der Abschussliste der Meuchelmörderinnung steht?
Der Kampf wird wegen der wild tobenden magischen Kräfte zur bloßen Farce. Die Bäume verschwinden plötzlich wieder, aber bevor jemand ans Kämpfen denken kann, sprießt ein Vulkan aus dem Boden.
Wir alle werden etwas nervös und fragen uns, ob der wütend aussehende Vulkan wohl verschwindet, bevor er ausbricht. Rauch strömt aus seiner Spitze, und Lava sickert langsam aus seinen Flanken. Die Erde fängt an zu beben.
Hauptmann Rallig betrachtet erst den rasch wachsenden Vulkan, dann blickt er mich an.
»Wie kommen wir hier heraus?«, fragt er. Diese Frage wird von Präfekt Tholius beinah im selben Atemzug gestellt, natürlich im Befehlston. Der Boden bebt, und die glühende Lava fließt jetzt in breiten Strömen auf uns zu. Donax ist wirklich ein furchtloser Mann, der nicht nachgibt, aber seine Bruderschaftskumpane wirken etwas nervös.
»Gute Frage. Und eine, an die Präfekt Tholius hätte denken sollen, bevor er uns hierher folgte. Es ist nicht einfach, aus dem Magischen Raum zu entkommen. Was ist mit Euch?«, rufe ich Vexial dem Sehenden zu. »Habt Ihr vielleicht einen Vorschlag? «
Der Vulkan bricht aus.
»Bringt uns hier raus!«, brüllt Tholius.
»Warum sollte ich das tun? Ihr wollt uns doch sowieso töten, wenn wir wieder in der Kaschemme sind.«
Ich wende mich zu Donax um.
»Es kommt mir wenig sinnvoll vor, uns alle nach Zwölf Seen zurückzubringen, wenn die Bruderschaft mir anschließend den Orgkus heiß macht, richtig?«
Donax scheint immer noch keine Angst zu haben, sondern denkt eine Sekunde oder zwei nach und zuckt dann mit den Schultern.
»Wahrscheinlich hast du Recht, Detektiv. Aber ich bin gar nicht so wütend auf dich. Wir wollen nur das Gold, und das gebe ich nicht so leicht auf. Aber wenn du uns hier herausbringst, dann vergesse ich, dass du uns Widerstand geleistet hast.«
Geschmolzene Lava strömt jetzt in einem breiten Fluss aus dem Vulkan, und Felsbrocken fliegen uns um die Ohren. Es wird jeden Augenblick eine gewaltige Explosion geben, und dann wird Thraxas, der Magische Detektiv, im Stadtstaat von Turai niemals mehr sein Unwesen treiben.
»Was ist mit Euch, Präfekt?«, rufe ich Tholius zu. »Seid Ihr bereit, die Rächende Axt auf der Stelle zu verlassen, wenn ich uns dorthin zurückbringe?«
Tholius hat nicht so viel Rückgrat wie Donax.
»Ja!«, schreit er. »Schafft uns bloß hier raus!«
»Und was Euch betrifft, Vexial und Heretius, Ihr solltet besser im Namen von Sankt Quaxinius versprechen, dass Ihr uns nichts Böses antut, wenn wir zurückkehren.«
Vexial und Heretius nicken. Ich sehe den Ausdruck in Ralligs Blick, der mir deutlich sagt, was er von all diesen Beteuerungen hält. Ich stimme ihm natürlich zu, aber ich muss einfach
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