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Das Zauberschloß

Das Zauberschloß

Titel: Das Zauberschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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Dich an diesen Umstand erinnere.
    Sie sind mehr als grausam! rief der Hauptmann aus; hätte Louise nur etwas mehr Muth und Entschlossenheit, so würde ich dennoch, ich gestehe es, etwas unternommen haben, das mir Ihren Zorn, wohl die Ungnade meines Herrn zugezogen hätte. Aber sie, so wie die Mutter, verhalten sich dem eigensinnigen Vater gegenüber allzu leidend. Und Sie selbst, mein geliebter Vater, hätten Sie nicht für mein Glück etwas thätiger seyn können? Der Muthwille Ihrer Jugend hat jenen Mann zu Ihrem unversöhnlichen Feinde gemacht; konnten Sie nicht einige Schritte mehr ihm entgegenthun? Konnten Sie nicht diese Gelegenheit ergreifen, Alles wieder, zu meinem höchsten Glücke, in die alte Bahn zurückzulenken.
    Du sprichst, sagte der General, wie junge Leute zu sprechen pflegen. Wenn die Gegenpart gar keine Raison annehmen will, so setzen mir mein Stand und meine Verhältnisse Schranken, die ich, ohne Verletzung meiner Ehre, nicht überspringen darf. Ich habe Alles gethan, was in meinem Vermögen war, ich bin weiter gegangen, als jeder Andere es vermocht hätte; aber Alles war umsonst, denn Jener bestand so auf seinem unvernünftigen Eigensinn, daß er nur um so ungezogener wurde, als ich mehr und mehr nachgab. Die Leidenschaft ist in der Regel immer um so stärker, als Gründe und Vernunft einer schlimmen Sache mangeln, sie soll diese dann ersetzen. Meinst Du, es wäre mir auch nur ein Opfer gewesen, diesen Mann, nach so vielen Jahren, selbst vor Zeugen, um Vergebung zu bitten? Von der Eitelkeit oder den Grillen, die mir dergleichen schwer gemacht hätten, bin ich weit entfernt. Und am Ende bekam ich denn auch Scrupel eigner Art. Ich dachte nehmlich, wenn Dein Fräulein Louise durch ihre Liebe nicht stark genug ist, den Zorn der Eltern auf das Spiel zu setzen, Dir an den Hals zu fliegen, da sie doch recht gut weiß, daß Du Dich ruhig verhalten mußt, so ist ihre Leidenschaft am Ende auch nicht so sonderlich mächtig, und der Himmel sorgt vielleicht am besten für Euch, wenn Ihr nicht zusammenkommt. Soll es aber dennoch geschehn, nun, so ist es auch in der allerletzten Minute immer noch nicht zu spät; so mag sich's denn zeigen, ob es noch glückliche Zufälle giebt, ob Feen oder Elfen sich noch der armen Sterblichen annehmen. Geschieht es nicht, sind alle diese hülfreichen Geister wirklich ausgestorben, nun, so müssen wir uns auch mit dem Bewußtseyn zufrieden stellen, daß wir Alles, was wir nur irgend konnten, gethan haben.
    Ihr Vater, junger Mann, fing der Prediger in erbaulichem Tone an, spricht weise, und darum thun Sie gut, seinen Ermahnungen unbedingte Folge zu leisten.
    Aber setzen wir uns zu Tische! rief der General; denn wir werden Alle hungrig seyn.
    Indem trat auch der Freund des Hauptmanns, Ferdinand ein, der dem General seine Ehrfurcht bezeigte und mit Lust an dem heitern Gespräch des launigen Mannes Theil nahm, indeß der Hauptmann die Mahlzeit anordnete und oft schweigend vor sich niederblickte, ohne auf die Reden der Uebrigen zu hören. Nein, rief der General, laß die Tafel nicht drinnen im Saale anrichten, hier im Zimmer, und etwas nahe am Fenster. Habe ich doch meine Freude am Gewitter, Sturm und Platzregen, ich ziehe auch die Vorhänge wieder auf, um die Blitze recht beobachten zu können. Es ist ja auch möglich, daß wir noch Besuch erhalten, und so können wir die Ankommenden hier gleich besser begrüßen.
    In diesem Wetter, antwortete der Sohn, wird kein Mensch ausreisen, als etwa ein alter Soldat, der im Freien wohl schon Schlimmeres hat überstehen müssen.
    Der General, wie ausgelassen, ordnete selbst die Plätze und Stühle am Tisch. Neben seinen Sohn mußte für einen unsichtbaren Gast ein Sessel gestellt werden. Dieser da, sagte er, bedeutet Deine Geliebte; wenn Dir unser Gespräch zu langweilig wird, so wende Dich in Gedanken an diese, sage ihr Alles, schütte ihr Dein ganzes Herz aus; verklage mich und den alten Freimund, und sei so zärtlich, als Du es nur irgend vermagst. Wir andern Drei essen und trinken indessen und sind guter Dinge.
    So geschah es auch, indem das Gewitter noch tobte. Der General war sehr heiter und der Prediger, wie der junge Officier, mußten mit einstimmen. Man saß lange, während viel Heiteres gesprochen und erzählt wurde, bei der Tafel. Das Gewitter hatte nachgelassen, nur der Regen strömte noch herab. Es schien, da es schon spät in der Nacht war, als wenn die Gesellschaft anfinge, ermüdet zu werden. Das Gespräch stockte zuweilen,

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