Das Zauberschwert - 10
Ridenow-Gabe, Damons Gabe, war zielstrebig in Seine Familie hineingezüchtet worden, damit ihre Mitglieder diese fremden Präsenzen aufspüren und die Verbindung mit ihnen herstellen konnten.
Aber Damon hatte noch nie eine gesehen, die diese Gestalt annahm … die große Katze … Sie war entschieden boshaft, nicht einfach gleichgültig. Sie hatte ihn hierher geschleudert, auf die Ebene des Blizzards …
Seine Vernunft kam ihm zu Hilfe. Der Blizzard war nicht real. Es war ein Gedanken-Blizzard, durch Gedanken gerufen, und Damon konnte Zuflucht in anderen Reichen finden, wo der Sturm nicht tobte. Er visualisierte warmen Sonnenschein, eine sonnenbeschienene gebirgige Landschaft … einen Augenblick lang hagelten die Eisnadeln spärlicher, dann wüteten sie mit neuer Kraft. Jemand projizierte sie auf ihn … jemand oder etwas. Die Katzenwesen? Befand sich Callista in ihrer Gewalt?
Der Wind nahm an Stärke zu und zwang seinen schwächer werdenden Körper in die Knie. Er kämpfte, rutschte aus, fiel auf das zerklüftete Eis, das ihn schnitt. Er spürte, dass er blutete, in der Kälte erstarrte, die Kraft verlor.
Dass er starb …
Mit eiskalter Logik dachte er: Ich muss von dieser Ebene, ich muss in meinen Körper zurückkehren. Wenn er hier, außerhalb seines Körpers, festgehalten wurde, würde sein Körper eine Weile, hilflos und mit dem Löffel gefüttert, weiterleben, langsam verwelken und schließlich sterben.
Ellemir, Ellemir, schickte er einen Ruf hinaus, der wie ein Schrei war. Weck mich auf hol mich zurück, hol mich hier heraus! Wieder und wieder rief er, und der heulende Wind trug die Worte in das finstere Schneetreiben. Sein Gesicht war zerschnitten, seine Hände bluteten, weil er immer wieder und wieder versuchte, aufzustehen, sich auf die Knie zu erheben, zu kriechen …
Seine Gegenwehr erlahmte, und ihn überkam ein Gefühl völliger Hoffnungslosigkeit, beinahe der Resignation. Ich hätte mich nicht auf Ellemir verlassen dürfen. Sie ist nicht stark genug. Ich werde nie mehr herauskommen. Ihm war, als sei er stundenlang, tagelang in dem alptraumhaften Schneesturm umhergetaumelt … Todesangst packte ihn, und ein eisiger Schmerz presste seinen Kopf zusammen. Ein blaues Licht zuckte wild um ihn auf, dann kam ein Schock wie ein Donnerschlag, und Damon, schwach und keuchend und erschöpft, lag in dem Lehnstuhl in der großen Halle zu Armida. Das Feuer war längst heruntergebrannt, und es war kalt im Raum. Ellemir, blass und verängstigt, die Lippen blau und bebend, blickte auf ihn herab.
„Damon, oh, Damon! Oh, wach auf, wach auf!“ Er holte mühsam Atem. „Ich bin hier, ich bin zurück.“ Irgendwie hatte sie in den Alptraum der Überwelt hineingelangt und ihn herausgeholt. sein Kopf und sein Herz hämmerten, seine Zähne klapperten. Er sah sich um. Das Tageslicht begann sich durch die langen Fenster zu stehlen. Der Hof lag ruhig und friedlich im Morgengrauen; der Sturm war vorbei, drinnen und draußen. Damon blinzelte und schüttelte den Kopf. „Der Blizzard“, sagte er benommen.
„Hast du Callista gefunden?“
„Nein, aber ich habe gefunden, was sie festhält, und beinahe hätte es mich auch gefangen.“
„Es gelang mir nicht, dich zu wecken – und du warst blau und keuchtest und stöhntest so. Zum Schluss griff ich nach dem Sternenstein“, gestand Ellemir. „Da dachte ich, du hättest einen Schlaganfall. Ich glaubte, ich hätte dich umgebracht …“
Beinahe hatte sie das auch, dachte Damon. Aber besser da, als wenn sie ihn zum Sterben in dem tobenden Blizzard der Überwelt gelassen hätte. Sie hatte geweint. „Armes Mädchen, du musst meinetwegen vor Angst fast den Verstand verloren haben“, sagte er zärtlich und zog sie zu sich herab. Sie lag auf seinen Knien, immer noch zitternd; sie war beinahe so kalt wie er. Über der Rückenlehne des Sessels lag ein Pelz, den wickelte er um sie beide. Nachher wollte er das Feuer neu anzünden, aber im Augenblick genügte es ihm, sich in den mollig warmen Mantel zu kuscheln und zu spüren, wie die Erstarrung langsam von dem Mädchen wich und ihr Zittern nachließ. „Mein armes Liebchen, ich habe dir Angst gemacht, und du bist halb tot vor Kälte und Schrecken“, murmelte er, sie fest an sich drückend. Er küsste ihre kalten, tränennassen Wangen, und es kam ihm zu Bewusstsein, dass er sich das schon lange, lange Zeit gewünscht hatte. Die Küsse wanderten zu ihren Lippen, die er mit den seinen zu erwärmen versuchte.
„Nicht weinen, Liebling. Nicht
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