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Das Zauberschwert - 10

Das Zauberschwert - 10

Titel: Das Zauberschwert - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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eindrang!
Während er diesen Gedanken formulierte, erschauderte er, und schnell verbannte er jeden Gedanken an den Blizzard.
Denn wenn er daran dachte, war es möglich, dass er ihn auf diese Ebene holte.
Damon bewegte sich nicht Schritt für Schritt, er glitt dahin.
Callistas Schmetterlingsspange flatterte zwischen seinen Händen wie ein lebendes Wesen, pulsierte im Widerhall ihrer mentalen „Stimme“. Oder vielmehr, da sich das Schmuckstück selbst in den Händen seines Körpers „da unten“ befand, war es das mentale Gegenstück, das er „hier“ bei sich trug. Er stimmte sich auf die speziellen Schwingungen dieser „Stimme“ ein und legte solchen Nachdruck in seinen Ruf, dass er ihn wie ein befehlendes Brüllen empfand.
„Callista!“
Es kam keine Antwort. Er hatte eigentlich auch nicht damit gerechnet; wenn es so einfach wäre, hätte Ellemir den Kontakt mit ihrer Zwillingsschwester bereits hergestellt. In der Überwelt war es totenstill. Damon blickte ringsum und war sich die ganze Zeit bewusst, dass die Welt und er selbst nur Visualisierungen für eine nicht zu begreifende Ebene der Realität waren. Er sah seine Umgebung als „Welt“, weil es bequemer war, sie auf diese Weise zu sehen und zu fühlen, statt als ein nicht fassbares mentales Reich. Er sah sich selbst als einen Körper, der über eine große, leere Ebene dahinschritt, weil es leichter und weniger beunruhigend war als die Vorstellung von einem körperlosen Gedankenpunkt, der in anderen Gedanken dahintrieb. Im Augenblick sah er eine gewaltige Fläche, die sich trüb und kalt und still in endlose Räume und Himmel erstreckte. Weit weg schwebten Schatten, und das weckte seine Neugier. Rasch trieb er in ihre Richtung.
Als er sich ihnen näherte, wurden sie deutlicher, menschliche Gestalten, die seltsam grau und unscharf wirkten. Er wusste, sobald er sie ansprach, würden sie deutliche Konturen annehmen, wenn sie mit ihm und seiner Suche etwas zu schaffen hatten, wenn nicht, verschwinden. Die Überwelt war niemals leer: Immer wanderten irgendwelche Seelen aus dem einen oder anderen Grund auf der Astralebene umher, auch wenn es nur Schläfer waren, die ihren Körper verlassen hatten und in dies formlose Reich der Gedanken übergewechselt waren. Er sah Gesichter, verwischt wie Spiegelungen in Wasser, von ein paar Leuten, die er zu kennen glaubte. Das mussten Verwandte und Bekannte sein, die schliefen oder tief in Meditation versunken waren, und irgendwie war er in ihre Gedanken geraten. Der eine oder andere von ihnen würde mit der Erinnerung aufwachen, ihn im Traum gesehen zu haben. Damon ging stumm an ihnen Vorbei. Von keinem konnte er sich eine Auskunft erhoffen.
Dann sah er ein großes glänzendes Gebäude, das er aus früheren Besuchen in dieser Welt als den Turm erkannte, in dem er vor Jahren ausgebildet worden war. Für gewöhnlich hütete er sich bei solchen Reisen, ihm nahe zu kommen. Jetzt spürte er, wie er näher und näher an ihn herantrieb, und währenddessen gewann der Turm Form und Festigkeit. Generationen von Telepathen hatten hier gearbeitet und die Überwelt von dieser Basis aus erkundet. Kein Wunder, dass der Turm so fest wie eine Landmarke auf der grauen Ebene stand. War Callista hier draußen und frei, dachte Damon, hätte sie ihn bestimmt aufgesucht.
Jetzt stand er vor dem hoch aufragenden Gebilde. Gras, Bäume und Blumen hatten begonnen, sich um ihn zu bilden, seine eigene Erinnerung und die vereinigten Visualisierungen aller, die vom Turm in die Überwelt kamen, hielten sie hier verhältnismäßig beständig. Damon ging zwischen den vertrauten Bäumen und den duftenden Blumen mit einem schmerzlichen Gefühl des Verlustes, der Sehnsucht, fast des Heimwehs einher. Er passierte das matt leuchtende Tor und blieb kurz auf den erinnerten Steinen stehen. Plötzlich erschien vor ihm eine Frau. Sie war verschleiert, und doch erkannte er sie: Das war Leonie, die Zauberin-Bewahrerin des Turms in der Zeit seiner Anwesenheit dort. Ihr Gesicht war ein bisschen undeutlich, und Damon wusste: Teils waren es die Züge, die er im Gedächtnis hatte, teils Leonies heutiges Gesicht.
„Leonie“, sagte er, und die schattenhafte Gestalt verfestigte sich. Einzelheiten wurden erkennbar bis auf die kupfernen Zwillingsarmreifen, wie Schlangen geformt, die sie immer trug. „Damon“, fragte sie mit leisem Vorwurf, „was tust du heute Nacht hier draußen auf dieser Ebene?“
Er hielt ihr die silberne Schmetterlingsspange hin, die sich kalt und fest

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