Das Zauberschwert - 10
nahm den schüchternen Gedanken Ellemirs wahr: Aber nicht zu lange, und es machte ihm das Herz warm. Doch er ließ sie los und sagte: „Schicke einen Diener zu ihm und lass ihn bitten, zu uns herunterzukommen, wenn er ausgeschlafen hat. Und nun muss ich nachdenken.“ Er ging von Ellemir weg und blickte in die blaugrünen Flammen, die von dem harzgetränkten Holz der Feuerstelle hochschossen.
Carr war Telepath, und ein potenziell starker dazu. Er hatte eine fremde Frau, nicht einmal eine Blutsverwandte, gefunden und den Rapport mit ihr gehalten. Ein Teil der Überwelt, der sogar Turmleuten verschlossen war, mochte ihm zugänglich sein. Andererseits war er völlig untrainiert, ohne alle Kenntnisse, und er war nicht einmal geneigt, richtig an diese merkwürdigen Kräfte zu glauben. Von ganzem Herzen wünschte sich Damon, jemand anders sei hier, der diesen Mann unterrichten könne. Das Erwecken latenter Psi-Kräfte war auch für solche, die darin geschult waren, keine leichte Aufgabe, und bei einem Außenweltler mit einem unvorstellbar fremdartigen Background, der nicht einmal durch Glauben und Vertrauen mithalf, wurde es wahrscheinlich eine schwierige und schmerzhafte Angelegenheit. Damon hatte derartige Kontakte vermieden, seit er aus dem Turmkreis entlassen worden war. Jetzt war er gezwungen, seine Barrieren für diesen Fremden fallen zu lassen. Denn es war kein anderer da.
Suchend blickte er sich in der Halle um. „Habt ihr Kirian hier?“ Kirian, eine starke Droge, hergestellt aus den Pollen einer seltenen Bergpflanze, senkte in sorgfältig abgemessenen Dosen die Barrieren gegen einen telepathischen Rapport. Damon wusste selbst nicht Recht, ob er das Mittel Andrew Carr geben oder es selbst nehmen sollte, aber so oder so mochte die Droge ihm helfen, zu dem Fremden durchzukommen. Die gezielte telepathische Ausbildung wurde meistens von den Bewahrerinnen vorgenommen, aber Kirian konnt e die Psi-Kräfte vorübergehend so verstärken, dass sogar mit Nichttelepathen ein Kontakt möglich wurde.
Ellemir antwortete voller Zweifel: „Ich glaube nicht. Als Domenic die Schwellenkrankheit überwunden hatte, haben wir auch keinen mehr hergestellt. Callista hat nie Kirian gebraucht und ich auch nicht. Ich will nachsehen, aber ich fürchte, es ist vergebens.“
Damon spürte den kalten Schauer der Furcht in seinen Eingeweiden. Ein bisschen von Kirian betäubt, hätte er es vielleicht ertragen, das erwachende Laran des Fremden zu leiten und zu disziplinieren. Der Gedanke, die Tortur ohne jede Hilfe durchmachen zu müssen, brachte ihn fast um. Und doch, wenn es Callistas einzige Chance war …
„Du hast einen Sternenstein“, sagte Ellemir. „Du hast ihn benutzt, um mich das bisschen zu lehren, das ich fertig bringe …“
„Kind, du bist meine Blutsverwandte, und wir stehen uns emotional nahe – und noch unter diesen günstigen Bedingungen war es, als du den Stein anfasstest, eine Qual für mich, die ich nicht in Worten ausdrücken kann“, erklärte Damon ernst. „Sag mir, besitzt Callista noch irgendwelche anderen MatrixJuwelen, die unbenutzt sind?“ Falls er Carr einen leeren, noch nicht eingestimmten Stein beschaffen konnte, wäre das ein großer Vorteil.
„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete Ellemir. „Sie hat viele Sachen, die ich nie gesehen und nach denen ich mich nie erkundigt habe, weil sie mit ihrer Arbeit als Bewahrerin zusammenhängen. Ich wunderte mich nur, dass sie sie mitgebracht hat, statt sie im Turm zu lassen.“
„Vielleicht weil …“ Damon zögerte. Es fiel ihm schwer, von seiner eigenen Zeit im Turmkreis zu sprechen; davor scheute er zurück wie ein verängstigtes Pferd. Aber irgendwie musste er diese Furcht überwinden. „Vielleicht weil ein Leronis oder auch ein bloßer Matrix-Techniker ihre oder seine Arbeitsgeräte gern ständig zur Hand hat. Ich weiß nicht recht, wie ich es erklären soll – man fühlt sich irgendwie besser, wenn sie in Reichweite sind. Ich benutzte früher meinen Sternenstein keine zweimal im Jahr“, setzte er hinzu, „aber ich trage ihn um den „als, einfach weil er – zu einem Teil von mir gemacht worden ist. Es bereitet mir Unbehagen, ja, körperliche Schmerzen, wenn er zu weit von mir weg ist.“
Ellemirs Antwort bestätigte seine Vermutung über ihre eigene sich schnell entwickelnde Sensibilität. Sie flüsterte: „Oh, die arme Callista! Sie hat Andrew erzählt, man habe ihr ihren Sternenstein weggenommen …“
Der Mann nickte grimmig. „Und deshalb
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