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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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zu vermuten, dass der werte Graf von den Mächten der Finsternis in die Irre geleitet wurde, um Vedacht und Verleumdung über einen frommen Nonnenorden zu bringen. Er ist ein alter Mann. Der Orden Las Sors Santas de Jes ú s stand in der Gunst Ihrer verstorbenen Majestät, Königin Isabel, weil er das Kloster in der Zeit der Mauren als Bollwerk des christlichen Glaubens aufrechthielt. Es ist allgemein bekannt, dass Ihre Katholische Majestät im Jahre 1493 eine Pilgerreise zu diesem Kloster unternahm und das Kloster seitdem unter dem besonderen Schutz der weiblichen Mitglieder der königlichen Familie steht.
    Ihre Majestät, unsere gegenwärtige Königin, war tief berührt durch das Geschenk eines Altartuches, das eine Waise im Kloster zum Zeichen der Dankbarkeit für die königliche Schirmherrin gefertigt hatte. Ihre Majestät weist darauf hin, dass dieses Geschenk ein beredtes Zeugnis für die Reinheit des Glaubens im Kloster ablegt und uns an die Ehrwürdigkeit des Ordens und sein unbeirrbares Festhalten am christlichen Glauben erinnert, trotz der siebenhundert Jahre maurischer Herrschaft. Irrige Verdächtigungen schwächen die Autorität der Kirche. Ihre Majestät weist darauf hin, dass die Mädchen im Waisenhaus des Klosters durch die Umstände ihrer Geburt eine delikate Angelegenheit seien. Trotz des Makels der Illegitimität verpflichteten sie sich jedoch zu einem heiligen Leben. Aufgrund dieser guten Werke und des Zuredens jener, die uns baten, das Seelenheil der Mädchen und die Verdienste und den Glauben der Nonnen in Betracht zu ziehen, befinden wir, dass eine weitere Prüfung des Klosters Las Golondrinas nicht notwendig ist. Die Nonnen geleiten junge Frauen auf den Pfad der Tugend, abseits der Augen der Welt und mit gebührendem Respekt vor jenen, denen bei allen das Kloster Las Golondrinas betreffenden Angelegenheiten an Zurückhaltung gelegen ist.
    Daher kommen wir zu dem Schluss, dass der Hinweis, die Äbtissin habe eine »Vision« gehabt, allein dem labilen Geist und den fantastischen Einbildungen unserer Informantin zuzuschreiben sind. Wie alle Frauen ist sie zu bestimmten Zeiten im Monat für Torheiten anfällig. Zudem muss man Frauen bezüglich ihres Verstandes wie auch alles anderen im Allgemeinen als schwach und minderwertig betrachten. Die Beweisführung weist zudem weitere Unstimmigkeiten auf. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass auf Gran Canaria ein Missionskloster errichtet wurde, und es ist tatsächlich reine Fantasie, sich vorzustellen, dass ein in der Abgeschiedenheit der andalusischen Berge lebender Nonnenorden ein solches Unterfangen angehen sollte, ohne dass wir davon Kenntnis erhielten.
    Wir befinden, dass das uns vorgelegte Dokument eine Fälschung und eine üble Verleumdung ist, mit denen Juden Argwohn gegen christliche Nonnen zu schüren versuchen. Ihre bösen Pläne gegen diese heiligen Frauen wurden vereitelt. Wir konnten nichts Wesentliches feststellen, das dem Glauben schaden könnte, und gelangten zu der Überzeugung, dass eine Prüfung der Kinder im Waisenhaus nicht notwendig sei.
    Wenngleich es in frühester Zeit ketzerische Gedanken gegeben haben mag, so finden wir weder in diesen Dokumenten noch im Kloster Las Golondrinas Beweise dafür. Da wir jedoch angewiesen sind, alles zu sammeln, was möglicherweise mit Ketzerei zu tun hat, so unbedeutend es auch sein mag, wird dieses Fragment nun zur sicheren Aufbewahrung in das päpstliche Archiv überführt.

KAPITEL 22
    Aus der Chronik der Sors Santas de Jes ú s, aus der Feder von Esperanza, in der Neuen Welt, Oktober 1552
    Das Herz ist mir so schwer vor Trauer, dass ich die Chronik nicht weiterführen würde, wäre da nicht mein Versprechen an die Äbtissin und Sor Beatriz. Es fühlt sich an, als sei eine halbe Ewigkeit vergangen, seit wir an diesem seltsamen Ort ankamen. Dennoch ist es weniger als einen Monat her, dass sich die Tragödie ereignete. Hätte ich nicht gelobt, unseren weiteren Werdegang aufzuzeichnen, so würde ich nichts mehr schreiben.
    Als das Schiff in den Hafen glitt, war die Luft schwer und feucht, über allem hing ein Dunst wie ein grauer Nebel. Am Kai wimmelte es von Menschen. Einheimische Männer mit breiten dunklen Gesichtern waren mit dem Beladen und Entladen von Schiffen beschäftigt und bahnten sich einen Weg zwischen Sklaven und Trägern, Verkäufern von Speisen, Händlern, Chinesen und schwarzhäutigen Frauen mit Turbanen auf dem Kopf, die alle schrien, so laut sie konnten. Wir sahen einheimische

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