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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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glaube ich nicht, dass das der Fall ist. Dafür liebe ich Euch schon jetzt. Wie es der Zufall will‹, fügte er hinzu und zeigte auf das baufällige Gemäuer mit dem Kreuz, ›haben wir auch einen Priester zur Hand. Und hier, zum Zeichen meines guten Glaubens und unserer Verlobung, ist ein Ring.‹ Er verbeugte sich und hielt ihn mir entgegen.
    Eine zerlumpte und wirr dreinblickende Gestalt mit der Soutane eines Priesters kam aus der Kirche geschlurft, quäkte wie ein aufgescheuchtes Huhn, hob die Hand zum Segen und murmelte vor sich hin. Dabei schlurfte er im Staub auf und ab, als sei er auf der Suche nach einem saftigen Wurm. Die Situation war lächerlich – eine Entführung, ein wichtigtuerischer Heiratsantrag irgendwo am Ende der Welt und nun dieses menschliche Huhn … Doch der Ring hatte einen sehr großen, von Diamanten eingefassten Smaragd. Und in dieser Wüstensiedlung konnte ich nicht mit Hilfe rechnen.
    Ich sagte: ›Und wenn ich Euer großzügiges Angebot ablehne, Don Tom á s, dann wird uns dieser Einsiedler oder Vagabund oder Priester oder … dieses Huhn … trotzdem trauen?‹
    Er lächelte. ›Oh, ja. Ich werde Euch jetzt heiraten, egal, ob Ihr damit einverstanden seid oder nicht, denn nur so kann ich die Pläne meiner Mutter durchkreuzen. Doch sobald wir verheiratet sind, müsst Ihr Euch der Mühe unterziehen, vor einem kirchlichen Gericht zu beschwören, dass Ihr entführt und gegen Euren Willen verheiratet wurdet. Meine respekteinflößende Mutter – die sehr böse sein wird, das kann ich Euch versprechen – wird Euch bei Eurer Scheidung nach Kräften unterstützen. Allerdings – es kann doch auch sein, dass Ihr, wenn Ihr erst mit mir verheiratet seid, die Aufhebung der Ehe gar nicht mehr wünscht. Wie sonst wollt Ihr das herausfinden?‹
    Arrogant, aber sehr gut aussehend. Reich. Und seine Arme, die mich auf seinem Pferd festhielten, waren stark. Als ich ihn ansah, dachte ich, warum nicht annehmen? Die Nonnen würden nur einen älteren und langweiligeren Mann für mich finden. Ich streckte ihm die Hand entgegen und er schob mir den Ring auf den Finger. ›Lasst dies die kürzeste aller Verlobungen sein‹, sagte er. Der alte Priester führte uns in die stickige kleine Kapelle und traute uns. Dann wünschten uns die Männer, die Tom á s begleitet hatten, alles Gute, ließen ein Pferd für mich zurück und ritten in den Sonnenuntergang davon. Don Tom á s reichte dem Priester eine Goldmünze, ließ den Alten angesichts dieser Großzügigkeit überrascht blinzelnd stehen, nahm meine Hand und führte mich in eines der kleinen leeren Häuser. Dort packte er etwas zu essen aus, breitete unsere Decken auf dem Boden aus und entzündete ein loderndes Feuer, das unserer Leidenschaft in dieser Nacht in nichts nachstand.
    Am nächsten Morgen sagte Tom á s, ich sei eine verheiratete Frau, Do ñ a Mar í a Isabela Beltr á n de Vilar de Asunci ó n , und wenn er mich als seine frisch angetraute Frau nach Hause bringe, würde er darauf bestehen, dass seine Familie mich nicht bei dem Namen meiner Kindheit nenne, sondern mich mit ›Do ñ a Mar í a‹ anspreche, so wie es der Gattin des Erben zustehe. Wir würden alle Würde brauchen, die wir gemeinsam aufbringen konnten – wenn ich seine Mutter kennenlernte, würde ich verstehen, was er meinte.
    Tom á s führte mein Pferd am Zaumzeug, damit es nicht davonlief. Ich hatte noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen und es war aufregend, so hoch über der Erde zu sein, auch wenn mir anfangs der Rücken steif wurde und die Beine schmerzten. Wir ritten gemeinsam dahin, als Mann und Frau, und redeten und redeten, stritten uns manchmal, lachten oft, so als könnten wir nie wieder aufhören. Tom á s erzählte mir viel über das Land, wie seine Familie mit den Konquistadors gekommen war und ein riesiges Stück davon mit vielen Silberminen und encomienda -Rechten zugesprochen bekam.
    ›Was ist das?‹, fragte ich.
    ›Das ist es, was die Beltr á ns reich gemacht hat. Die Einheimischen, die auf diesem Land leben, müssen Zahlungen an uns leisten und einen Teil ihrer Ernte abliefern. Ich glaube, es ist so ähnlich wie das Feudalsystem in einigen Teilen von Europa.‹
    ›Und was wird hier angebaut und geerntet?‹
    ›Es gibt eine Art Nuss, die im Boden wächst, nicht an Bäumen wie die Mandeln in Spanien, und außerdem gibt es Wurzeln, die man mandioca nennt, eine wunderschöne rötlich-goldene Frucht mit noch wunderschönerem süßem Fruchtfleisch, und eine

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