Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
Kleider glatt und folgten dem Dienstmädchen zu der Bank, auf der die feine Dame Hof hielt. Sie schlug ihren Schleier zurück und wir kreischten: »Marisol!«
»Sie ist es!«, rief Sanchia und warf sich Marisol in die Arme.
Ich tat es ihr nach, dann P í a, und dann lachten und weinten und umarmten wir vier uns, bis wir außer Atem waren. Wie immer, wenn es etwas Aufregendes zu sehen gab, unterbrachen alle anderen im Innenhof das, was sie gerade taten, und beäugten uns aufmerksam. Zarita kam heran und gesellte sich zu uns, als wir uns um Marisol herum niederließen.
Sie sah sehr gut aus. Sie sah sogar wunderschön aus. Ihr dunkles Haar lockte sich um ihre Schultern, ihre Wangen waren rosig und ihre Augen leuchteten. An ihren Fingern blitzten Ringe und sie trug eine ganze Reihe von Halsketten. Ihr Gesicht war irgendwie weicher geworden, der zornige und ungeduldige Schatten war verschwunden. Und sie war ganz unverkennbar schwanger. Offenbar war viel geschehen seit dem schrecklichen Tag, an dem sie entführt wurde.
Sie errötete. »Am Ende war es doch nicht so schrecklich. Nein, eigentlich war es sogar ganz romantisch.«
»Marisol!« Wir warteten gespannt. »Nun erzähl schon!«
»Als die Banditen mich wegzerrten, hatte ich große Angst. Aber ich war auch wütend, dass jemand eine Frau auf diese Weise angreifen konnte. Der Mann, der mich gepackt hatte, war sehr stark, doch der Zorn hielt mich aufrecht, und während wir dahingaloppierten, war ich wild entschlossen, mit aller Kraft zu kämpfen, zu treten und zu beißen, sobald wir anhielten. Nur so konnte ich verhindern, dass die Angst mich überwältigte.
Wir ritten und ritten, bis wir schließlich zu einer verlassenen und halb verfallenen Siedlung kamen. Sie bestand aus ein paar leeren Häusern und einer Art Kapelle mit einem Kreuz auf dem Dach. Die Reiter ließen ihre Pferde langsamer gehen und auch wenn ich wusste, dass ich an diesem Ort nicht damit rechnen konnte, dass mir jemand zu Hilfe kam, beschloss ich, bis zum Ende zu kämpfen. Ich sah zu dem Schurken auf, der mich gepackt hatte, und riss ihm das Tuch vom Gesicht – nur um festzustellen, dass es dieser freche Bursche war: Don Tom á s Beltr á n! Er lachte und sah recht zufrieden mit sich aus.
›Don Tom á s!‹, rief ich. ›Wie könnt Ihr es wagen, eine Dame so zu behandeln!‹ Und schlug ihm, so fest ich konnte, ins Gesicht. Er sah mich erstaunt an, packte aber meine Arme, bevor ich noch einmal zuschlagen konnte, und hielt sie umklammert, sodass ich gezwungen war, ihn anzuhören. ›Ich habe ein ehrenhaftes Ansinnen. Ich brauche eine Ehefrau, die ich selbst ausgewählt habe. Während wir hier stehen, arrangiert meine Mutter meine Hochzeit mit einer älteren Frau aus einer guten spanischen Familie, die sehr dick, hässlich und fromm ist und übel riecht. Außerdem ist sie furchtbar herrisch und meine Mutter hofft, dass sie mich dazu bringt, meine Pflichten der Familie gegenüber zu erfüllen. Ihr dagegen … Ein so hübsches und temperamentvolles Mädchen konnte ich doch nicht in einem Kloster versauern lassen.‹
Was er da sagte, war natürlich unerhört. Aber auch ein wenig schmeichelhaft.« Marisol lächelte. »Dann fuhr er fort: ›Seit dem Tod meines Vaters bin ich wie ein Maulesel mit einem riesigen Anwesen und den Verpflichtungen beladen, die damit einhergehen. Und zu diesen Verpflichtungen gehört auch, dass ich heirate und für Erben sorge. Für legitime Erben, nicht die anderen … Nun, lassen wir das. Man hat mich nach Hause beordert, um mich offiziell mit diesem fetten Drachen zu verloben, und da mein Pate schwört, dass er mich einsperren und notfalls mit Gewalt nach Hause bringen lässt, wenn ich nicht gehorche, ist es das Beste, Euch auf der Stelle zu heiraten und Euch später den Hof zu machen. Es ist der einzige Ausweg, der mir einfällt, doch ich bilde mir ein, dass das Leben als meine Frau auch sein Gutes hat – wie Ihr seht, bin ich sehr geübt darin, jemandem den Hof zu machen. Ihr werdet die Herrin eines großen Hauses sein und die Königin meines Herzens. Ihr werdet viele Diener und Kleider und reichlich Schmuck und alles haben, was Ihr Euch wünscht. Eure Kinder werden die Erben der Beltr á ns sein. Und dann …‹ Er fuhr mit der Hand über mein Mieder und ein Schaudern durchlief mich bei der Vorstellung, wie es sich anfühlen würde, wenn seine Hand weiterglitt. ›Es sei denn, Ihr seid zu heilig, um von fleischlichen Gedanken heimgesucht zu werden … Doch eigentlich
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