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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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ich noch nie wirklich versucht, das Buch zu lesen, ich habe höchstens einen schnellen Blick hineingeworfen. Es ist eine alte Chronik und für eine Sechzehnjährige ist so etwas alles andere als interessant, das können Sie sich sicher vorstellen. Ich habe es aus Amerika mitgebracht, weil ich es den Leuten im Prado geben wollte, schließlich ist es alt und auf Spanisch, und ich hoffte, dass sie mir im Gegenzug bei meinen Nachforschungen über die Medaille helfen würden. Aber seit ich im Kloster bin und nichts anderes zu lesen habe, habe ich mich eingehender damit beschäftigt. Und das Seltsame ist, dass die Chronik und diese Medaille vermutlich tatsächlich von Las Golondrinas stammen und vor langer Zeit an den Ort in Südamerika gelangten, an dem ich gerettet wurde. Wahrscheinlich sollte beides vor der Inquisition versteckt werden. Der größte Teil der Chronik ist in Spanisch verfasst, in altmodischer Schrift, und ich habe bestimmt nicht alles genau verstanden, aber das Wichtigste habe ich begriffen.
    Allerdings wird immer wieder ein ›Evangelium‹ erwähnt und irgendwann habe ich mich gefragt, was wohl aus diesem Evangelium geworden ist. Ein Teil der Chronik ist in lateinischer Sprache und während ich im Kloster festsaß, habe ich es mir angesehen. Und dann kam mir der Gedanke, dass dieser lateinische Teil das Evangelium sein muss. Und ich glaube, dass die Nonnen mir das Buch mitgegeben haben, weil im Evangelium erzählt wird, woher die Medaille stammt.«
    Ernesto warf ihr einen Handkuss zu. »Hermosa e inteligente!« , rief er. Schön und intelligent.
    »Du bist und bleibst ein Frauenheld, Ernesto«, murmelte Alejandro.
    »Hören Sie, das ist noch nicht alles. Ich habe den Eindruck, dass das Evangelium aus dem Römischen Spanien stammt und zwar aus der Frühzeit des Christentums. In der Chronik heißt es allerdings, dass es erneut abgeschrieben wurde, also ist es vielleicht eine Fassung in vereinfachtem Latein. Ich habe die Geschichte immer und immer wieder gelesen, weil sie so seltsam klang und ich sie richtig übersetzen wollte. Darin steht, dass Jesus eine Schwester namens Salomé hatte und dass sie nach Spanien kam und den Orden gründete, der das Kloster dort oben aufbaute.« Sie zeigte in die Richtung, in der sie Las Golondrinas vermutete. »Sie sah aus wie Jesus, jedenfalls sagten Augenzeugen das, und sie verhielt sich auch wie Jesus. Und diese Medaille« – sie hob sie in die Höhe – »gehörte ihr. Jesus hatte sie ihr gegeben. Man könnte das Evangelium, wenn man es als Ganzes betrachtet, so verstehen, dass Frauen Gott ebenso nahe sind, wie Jesus es war. Und ich vermute, das Evangelium räumt auch mit der These auf, dass Maria die Jungfrau war, als die die katholische Kirche sie darstellt – und es zeigt, dass sie es auch gar nicht zu sein brauchte.«
    Ernestos Miene zeigte inzwischen blankes Entsetzen. Er legte seine Hand schützend auf Meninas. »Meine Liebe, Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, aber Sie verstehen nicht, welche Bedeutung dieses Evangelium hat, das Sie da gefunden haben. Die katholische Kirche sagt, dass die Jungfrau Maria die Verbindung zwischen Gott und den Menschen darstellt, dass sie die ewig jungfäuliche Mutter Gottes ist … Das ist die Doktrin, auf die sich die Bischöfe bei einer theologischen Konferenz einigten, die Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert einberief. Das Konzil von Nicäa, das war’s. Wer wusste nach all dieser Zeit schon, wie es wirklich gewesen war. Aber dadurch, dass sie daraus eine Frage des Glaubens machten, konnte kein Zweifel mehr aufkommen. Wenn es Beweise dafür gibt, dass Jesus eine Schwester hatte, dass die Kirche nicht recht hatte, dann war die Jungfrau Maria nicht die ewige Jungfrau. Ich bin mir sicher, dass man früher jeden, der solche Dinge behauptet hat, der Ketzerei beschuldigt hätte.«
    Ernesto schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Ich bin ein alter Republikaner und gläubig bin ich auch nicht, aber das ist eine ernste Angelegenheit! Die beiden, die nach Ihnen gesucht haben, das Plakat, auf dem Sie als vermisst beschrieben werden … Jetzt weiß ich, was dahintersteckt! Sie wollen dieses Buch und diese Medaille und sie würden alles tun, um zu verhindern, dass der Inhalt des Evangeliums bekannt wird. Allerdings verstehe ich nicht, wie sie wissen können, dass Menina die Chronik und die Medaille hat.«
    »Das kann ich Ihnen sagen«, meinte Menina. »In der Zeitung war ein Bericht über mich, als ich mich verlobt hatte. Und

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