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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Manche sagten, dass er einen Mann wieder lebendig gemacht hatte, der von einem hohen Dach auf den Kopf gefallen war, wenngleich diejenigen, die nicht zugegen waren, es bestritten und behaupteten, dass der verletzte Mann nur bewusstlos und nicht tot war. Zeugen sagten jedoch, dass das Dach sehr hoch gewesen und der Kopf des Mannes zerschlagen war und ihm Blut aus den Ohren rann, bevor Jesus kam. Nun stand er auf, schüttelte sich und ging davon. Wenn man ihn nach diesen Dingen fragte, zuckte Jesus nur mit den Schultern und sagte: »Es war Gottes Wille, dass diese Dinge geschahen.«
    Die Leute flüsterten einander zu, dass der Junge ein Zauberer sei oder ein Dämon, und Eltern befahlen ihren Kindern, einen großen Bogen um ihn zu machen. Und so fragten die Jungen Jesus nicht, ob er bei ihrem Spiel dabei sein wollte. Jesus zuckte mit den Schultern und ging allein den Fluss hinunter, um Elritzen zu suchen.
    Auch Salomé zog ihre Sandalen aus, doch das Wasser war tief, daher blieb sie am Ufer sitzen und tauchte nur ihre staubigen Füße in den Fluss.
    »Was machst du da?«, fragte sie den Jungen, der ihr am nächsten stand. Er türmte nassen Lehm zu einem kleinen Hügel auf.
    »Mädchen gehören ins Haus. Geh nach Hause!«, murmelte er.
    »Eine Festung«, sagte ein anderer Junge. Mit der Hand schöpfte er Lehm auf und formte daraus eine Mauer um die Festung. »Eine, die den Römern widersteht.« Dabei blickte er über die Schulter. »In der Festung warten Judas Makkabäus und seine Armee darauf, dass die Feinde Israels näherkommen, und dann stürmen sie hervor und töten sie, bis zum letzten Mann. Der Boden wird von ihrem Blut getränkt sein.« Bei dem Wort »Blut« warf er so heftig mit dem Lehm um sich, dass Salomé davon bespritzt wurde. Sie wischte sich das Gesicht mit dem Arm ab, doch sie wusste, dass sie sich besser nicht beschwerte.
    »Tod den Römern. Mögen sie ihre Kinder begraben«, sagte der Junge, der die Festung baute, laut und spuckte verächtlich aus. Jesus richtete sich auf und betrachtete den Jungen stirnrunzelnd. Die anderen unterbrachen ihr Spiel und hielten den Atem an, bis Jesus zu seinen Elritzen zurückkehrte.
    Zwei ältere Jungen kamen dazu und sagten den Freunden, die die Festung bauten, dass sie ruhig sein sollten. Einer von ihnen rutschte aus und fiel. Dabei zerstörte er die Wände der Festung. Die anderen Jungen begannen, wütend zu schreien, und schon bald war ein Streit entbrannt, wer Schuld habe. Sie begannen zu raufen und rutschten und schoben sich gegenseitig auf dem schlammigen Ufer hin und her. Dabei zerstörten sie auch das, was von der Festung noch stand, und stießen Salomé ins Wasser. Sie versuchte, ihnen auszuweichen, doch die Jungen stießen sie immer wieder um. Ihr Kopf geriet unter Wasser. Sie hustete und hatte große Angst und versuchte, festen Halt in dem Flussbett zu finden, doch es war zu schlüpfrig und sie konnte sich nicht aufrichten. Dann traf sie der Fuß eines Jungen im Magen und sie spürte, wie die Jungen über ihr waren, egal, wie verzweifelt sie versuchte, sie wegzuschieben. Sie war unter Wasser gefangen. Als sie ihren Bruder zu Hilfe rufen wollte, strömte ihr lehmiges Wasser in den Mund und die Nase und sie bekam keine Luft. Das Geschrei der Jungen wurde leiser. Außer einem Blubbern gab es kein Geräusch.
    Als Salomé die Augen öffnete, lag sie am Ufer. Sie bekam immer noch keine Luft. Ihr Brustkorb schmerzte und Jesus schüttelte sie. Schließlich wandte sie den Kopf und erbrach schmutziges Wasser. Die Jungen standen voller Entsetzen in einiger Entfernung, nur der Gedanke, was mit ihnen und ihren Familien geschehen würde, wenn sie Jesus nicht besänftigten, hielt sie davon ab, wegzulaufen.
    »Weine nicht«, sagte Jesus zu Salomé und beachtete die Jungen gar nicht. Er setzte sie auf und klopfte ihr auf den Rücken.
    »Ist mit Salomé alles in Ordnung?«, rief einer der Jungen besorgt. »Wir haben sie nicht gesehen.«
    »Es tut uns leid!«, brummte ein anderer mürrisch. »Entschuldigt euch«, zischte er den andern zu.
    »Tut uns leid, tut uns leid. Es war ein Unfall, Salomé«, murmelten sie. Sie ließen Jesus nicht aus den Augen. »Kleine Mädchen sollten zu Hause bei ihren Müttern und Schwestern bleiben«, sagte der Mutigste unter ihnen, auch wenn er es nicht sehr laut sagte. »Dort gehören Mädchen und Frauen hin. Dann fallen sie auch nicht ins Wasser …«
    »Dummes Mädchen!«, knurrte ein anderer.
    Jesus ignorierte sie. Salomé rieb sich mit den

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