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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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niedergebrannt, weil die Kirche den Faschisten geholfen hat. Viele Nonnen und Priester wurden getötet, doch niemand steckte Las Golondrinas in Brand. Aber hier ist anders. Niemand tötet die Nonnen, auch wenn die meisten Leute hier Republikaner waren. Sie würden sie nie angreifen.«
    »Okay, ich hoffe, ich finde etwas, das ein bisschen Geld einbringt. Es ist offensichtlich, dass sie dringend Geld brauchen. Ihre Nonnentracht fällt bald auseinander und wussten Sie, dass Sor Teresa blind ist?«, fragte Menina. »Sie sollte zum Arzt gehen, vielleicht braucht sie eine Katarakt-Operation oder möglicherweise hat sie ein Glaukom. Und Sor Clara ist … nun ja, sie ist einfach alt. In einem Moment ist alles in Ordnung mit ihr und im nächsten ist sie ganz durcheinander. Und die beiden sagen, dass sie zu den Jüngeren gehören. Die anderen Nonnen habe ich noch nicht kennengelernt, aber ich glaube, einige von ihnen sind bettlägerig. Viele der Fenster sind kaputt, im Winter muss es also eiskalt sein. Sie können eine Gruppe hilfloser alter Damen nicht einfach verhungern und erfrieren lassen. Und alte Leute stürzen leicht und können sich dabei schwer verletzen. Was ist, wenn sich eine von ihnen die Hüfte bricht – wie soll Sor Teresa sie aufheben?« Menina war empört.
    Hauptmann Fern á ndez Gal á n seufzte. »Ich weiß. Ist ein großes Problem. Im Dorf, wir versuchen zu helfen. Wir bringen ihnen zu essen und im Winter haben sie ihre offenen Kamine und Kohlenbecken – Sie wissen, was ein Kohlenbecken ist? Die Leute bringen ihnen Holz und Holzkohle und …«
    »Holz und Holzkohle reichen nicht, um so ein riesiges Gemäuer zu heizen. Und außerdem sind Kohlenbecken brandgefährlich und an den Dämpfen von Holzkohle kann man sterben. Oder eine vergessliche alte Nonne löst einen Brand aus und die bettlägerigen Schwestern verbrennen, verhungern oder sterben an Unterkühlung.«
    »Ja, ich weiß, aber die Nonnen sind eigensinnig und weigern sich, das Kloster zu verlassen«, beteuerte er. »Es ist das Leben, das sie sich aussuchen. Ist eine Sache der Ehre, eine Prüfung ihres Glaubens, an ihrem Gelübde festzuhalten und hier zu sterben. Früher, da kamen immer Mädchen, um Nonnen zu werden oder um einfach im Kloster zu leben und zu arbeiten, Laienschwestern nannte man sie – legten kein Gelübde ab und trugen die Nonnentracht nicht, aber lebten wie Nonnen. Es gab ein Hospital für die alten und die Laienschwestern kümmerten sich um sie. Aber keine Nonnen mehr, nicht einmal Laienschwestern, seit vielen Jahren. Und selbst die Leute, die Essen und Holz und Dinge bringen, die sie brauchen, diese Leute werden auch alt. Die jungen wie meine Brüder und Schwestern, sie kommen manchmal zurück für Ferien oder Feiertage, aber wollen nicht in einem Dorf leben. Sie wollen das Leben in der Stadt, schöne Wohnungen und Autos, gute Jobs und Kinos und Urlaub. Alte Nonnen sind nicht ihre Verantwortung.« Er seufzte.
    »Ist das der Grund, weshalb Sie noch immer hier leben?«, fragte sie. »Um sich um die Nonnen zu kümmern?«
    »Sor Teresa war die Lieblingstante meiner Mutter. Sie hat meiner Mutter einmal das Leben gerettet. Nun ist mein Vater tot und meine Brüder sind weggezogen, sind nur ein paar alte Nonnen, viele sind Cousinen meiner Mutter. Ich bin hier der einzige Mann aus der Familie, und ja, ich habe Verantwortung für sie. Ich habe es meinem Vater versprochen.« Genau wie Sor Teresa es ihr erzählt hatte.
    Einen Moment lang war Menina ergriffen. Dann dachte sie, dass sich das alles ganz schön und gut anhören mochte, doch mit ihr war er ausgesprochen unfreundlich und grob umgesprungen. Obwohl sie zugeben musste, dass er sie vor diesen Arbeitern auf dem Platz gerettet hatte, die sie angestarrt hatten, als sei sie ein Stück Fleisch. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihn nett finden musste.
    »Ich suche weiter. Ich würde den Nonnen gerne helfen und zudem ist es auch ganz interessant. Aber vergessen Sie das Brot nicht – gleich morgen früh, ja? Ich verbrauche eine Menge Brot und ich glaube, die Nonnen haben sowieso nicht genug zu essen, also möchte ich nicht ihres nehmen.«
    »Kein Problem. Gibt immer Brotreste im Dorf, wird nicht weggeworfen, weil die Leute die Schweine und Hühner damit füttern. Ich werde es bringen. Also, wir sehen uns.«
    Nein, wir müssen uns nicht sehen, bring nur einfach das Brot vorbei, hätte Menina am liebsten gesagt. Aber sie tat es natürlich nicht.
    Nachdem Menina ihre Mittagsmahlzeit aus

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