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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einer Decke auf der Ladefläche.
    Zum ersten Mal sah die junge Frau den Mann ohne die mechanische Hand. Stattdessen trug der Krieger ein Paar herkömmliche grobe Handschuhe. Er hatte ihr gestanden, dass er in Wirklichkeit den Trick mit der mechanischen Hand erfunden hatte, um seine verkrüppelte Extremität zu verbergen und zugleich mehr Eindruck in der tarpolischen Armee zu schinden.
    Sein kahl rasiertes Gesicht wirkte ungewohnt auf Norina. Wäre sie dem Leibwächter so in Ulsar begegnet, hätte sie ihn nicht erkannt. Nur die eisgrauen Augen konnte Waljakov nicht verbergen.
    Auch die Brojakin kam um Veränderungen nicht herum. Auf seine Anweisungen hin hatte sie sich die Haare um die Hälfte gekürzt und braun gefärbt. Ihr Körper steckte in einer tarpolischen Bauerntracht, die sie als verheiratete Frau kennzeichnete. Das machte für einen Beobachter aus Waljakov ihren Gemahl, und genauso sollte es wirken. Dass der Mann mehr als doppelt so alt war wie sie, würde niemanden stören. Solche Heiraten kamen öfter vor.
    Selbst Treskor wurde vom Streitross zum Zugpferd degradiert, was dem Hengst sichtlich nicht passte. Dafür bekam er gelegentlich eine doppelte Ration Hafer vom Leibwächter und besondere Streicheleinheiten von Norina. Nicht verheimlichen konnte sie ihre Schwangerschaft, die den Bauch mit dem ungeborenen Leben deutlich sichtbar werden ließ.
    Auf ihrem kleinen Planwagen, den sie erstanden hatten, transportierten sie Proviant für ihre langsame, ereignislose Reise, von dem sie vorgaben, ihn auf dem Markt verkaufen zu wollen, wenn sie danach gefragt wurden. Sollte Nesreca ihnen Verfolger nachgeschickt haben, ließen sie sich bisher von der Tarnung täuschen.
    Die meiste Zeit verbrachte die werdende Mutter auf der Ladefläche, einigermaßen gemütlich gebettet zwischen Decken und unter sich eine dicke Schicht Stroh, um die Schläge des Gefährts abzudämpfen. Die Aussicht war langweilig: flaches Land, wenig Vegetation und selten ein paar Menschen. Die meisten der Rundopâler lebten an der Küste, das Hinterland war karg und wenig ertragreich, wenn es um Landwirtschaft ging.
    Immer öfter durchrollten ihren Leib Hitzewallungen, in manchen Nächten lief ihr der Schweiß in Strömen hinab. Seit Neuestem gesellten sich Unterleibskrämpfe hinzu, und die Brojakin betete inständig zu Ulldrael, er möge das Kind beschützen. Die Strapazen der Reise machten sich täglich stärker bemerkbar.
    Die Augen des Leibwächters wanderten zum Himmel, der sich mehr und mehr verfinsterte.
    »Wir sollten demnächst ein Gasthaus suchen. Es ist zwar nicht mehr weit bis nach Tularky, aber wenn es heftig regnet, wird sich diese Straße in einen einzigen Morast verwandeln«, erklärte er seiner Begleiterin, die daraufhin nickte. Treskor wieherte seine Zustimmung.
    »Manchmal glaube ich wirklich, er versteht, was man sagt«, wunderte sich Norina. »Ein solches Pferd habe ich noch nie erlebt.«
    »Er ist etwas Besonderes«, stimmte der Krieger zu. Er kratzte sich. »Diese Perücke ist furchtbar. Wie kann man so etwas nur freiwillig tragen?«
    Ein großer Tropfen Wasser fiel aus den Wolken und klatschte laut hörbar auf die leinene Abdeckung des Wagens: der erste Vorbote eines gewaltigen Schauers, der wenig später mit Wucht einsetzte. Der Hengst schnaubte, schüttelte den massigen Kopf und beschleunigte seinen Gang.
    »Er hat keine Lust mehr«, sagte Norina. »Er möchte ins Trockene.«
    »Er hat andere Pferde gerochen«, meldete Waljakov und deutete den Weg entlang. »Da vorne kommt so etwas wie eine Raststation. Schätzungsweise zwei Warst.«
    Ein einsetzender Wind jagte dichte Regenschleier vor sich her und ließ sie gegen die linke Seite des Wagens prasseln. Bald standen die ersten Pfützen auf der Straße, die sich, ganz nach der Vorhersage des Leibwächters, in eine einzige Schlammpiste verwandelte.
    In einiger Entfernung stapften zwei Wanderer durch den Matsch, offensichtlich ein älterer Mann und ein Mädchen. Als sie das Fuhrwerk kommen hörten, blieben sie stehen und wedelten mit den Armen.
    Waljakov machte keine Anstalten, Treskors flotten Trab zu zügeln.
    »Wir könnten sie doch mitnehmen«, meinte Norina leise. »Es regnet doch so stark.«
    »Wenn sie sich beeilen, sind sie in weniger als einer Stunde im Gasthaus«, entgegnete der Leibwächter. »Es könnte eine Falle sein.« Er sah in ihre braunen Augen, die ihn bittend anblickten. »Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist.« Seufzend brachte er den Wagen zum

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