Das Zeichen Des Dunklen Gottes
langen, silbernen Haaren, bevor er mit traurigem Gesicht antwortete. »Hoher Herr, ich weiß nicht, was in diese Menschen gefahren ist.« Seine beiden Augen signalisierten Betroffenheit über den erneuten Verrat eines vermeintlichen Freundes des Kabcar. »Die Nachricht der letzten Brieftaube ist noch niederschmetternder. Dass er nun mit den restlichen Truppen auch nach Telmaran aufgebrochen ist, lässt nur den Schluss zu, dass das Geeinte Heer vermutlich einen Angriff gegen Tarpol und all seine Verbündeten führt. Ihr seht, ich habe Euch einmal mehr klug beraten.«
Paktaï erhob sich, gleichgültig wie immer, und kreuzte die Arme vor der Brust. »Soll ich ihn für Euch töten, Hoher Herr?«
Lodrik bebte vor Zorn. »Nein«, flüsterte er und schloss die Augen. »Ich werde die Seelen aller Verräter, die mir in Telmaran begegnen, persönlich zu Tzulan schicken. Das schwöre ich bei dem Gebrannten Gott.« Über Mortvas Gesicht huschte ein zufriedenes Lächeln. »Ich werde meine Truppen aufstellen und die Herausgabe der Verbrecher verlangen, die gegen meine Anordnungen verstoßen haben. Und wenn nur einer von ihnen oder einer aus den Reihen des Geeinten Heeres es wagt, einen Bogen abzuschießen oder das Schwert gegen mich zu erheben, bricht die Hölle für alle sechsundsechzigtausend Männer los.«
»Bedenkt, wir sind noch in der Unterzahl. Und die Hohen Schwerter sammeln sich ebenfalls«, warf sein Vetter vorsichtig ein. »Zwar steht das Recht auf unserer Seite, aber es greift in den seltensten Fällen mit Gewalt ein.«
»Ich habe den besten Strategen des Kontinents auf meiner Seite«, hielt der Herrscher dagegen. »Osbin Leod Varész wird mit seinen militärisch erzogenen Tzulandriern überlegen sein. Die Neuordnung, die er vorgenommen hat, ist unwahrscheinlich effektiv. Und die anderen Reiche sind nicht einmal in der Lage, ihren Nachschub zu organisieren. Gegen die Hohen Schwerter müssen wir uns etwas einfallen lassen. Auch wenn ich nicht wirklich daran glaube, dass Nerestro …« Er seufzte. »Aber ich wurde schon eines Besseren belehrt.«
»Gut, dass Ihr auch bei ihm das Schlimmste annehmt. Die Anschläge der Modrak haben übrigens das erwartete Durcheinander ausgelöst, Hoher Herr.« Der Konsultant räusperte sich. »Drei der Befehlshaber verstarben, einer überlebte schwer verletzt. Eure neuen Verbündeten einzusetzen, war eine hervorragende Eingebung. Nun sind zwar die restlichen Heerzüge eingetroffen, jedoch wird es einige Zeit dauern, bis sich ein neues Gremium gebildet hat. Vorher werden wir mit keinem Angriff rechnen müssen.« Er gab Paktaï mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich entfernen durfte.
Ohne ein weiteres Wort wandte sich die Kriegerin um und schritt zum Ausgang, während Mortva die Fingerspitzen zusammenlegte und dem Kabcar zuzwinkerte. »Habt Ihr meine Bücher verstanden, die ich Euch zum Studieren überließ? Zugegeben, die Materie der Seelenbeschwörung war noch nie ganz einfach, aber dennoch werdet Ihr damit etwas anzufangen gewusst haben.«
Lodrik schnalzte mit der Zunge und sah ertappt zum gewaltigen Porträt seines Vaters, das an der Wand des Saales hing. »Ach ja, die Bücher. Ich habe noch nicht hineingeschaut. Ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Dieses elende Geeinte Heer nimmt meinen ganzen Verstand gefangen wie eine schmerzende Stelle am Körper. Egal, wie man sich setzt, es tut immer weh. Man kann sich auf nichts konzentrieren.«
»Die Heilung ist schon auf dem Weg, Hoher Herr«, sagte sein Konsultant. »Kurz vor dem Jahreswechsel sind unsere Truppen in der Nähe vor Telmaran aufgezogen. Wie ich die anderen Herrscher einschätze, werden sie versuchen, eine Entscheidung noch vor dem Anbruch des Jahres 444 herbeizuführen.«
»Wenn meine Leute und Verbündeten wirklich in der Unterzahl sind, dann sollte ich vielleicht mit meinen magischen Fähigkeiten Beistand leisten«, überlegte Lodrik laut und fasste gedankenverloren nach dem sternförmigen Orden an seiner Uniform. »Und es wäre ein Zeichen, das meine Soldaten zusätzlich anspornen würde.«
»In der Tat«, meinte sein Vetter. »Der Held von Dujulev eilt herbei, um zum zweiten Mal eine siegreiche Schlacht zu schlagen und sein Volk vor einer Bedrohung zu bewahren. Das klingt sehr gut, Hoher Herr.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Die Tarpoler werden Euch mindestens auf die gleiche Ebene wie Ulldrael den Gerechten stellen, nach allem, was Ihr für sie getan habt.«
Lodrik wandte den Kopf. Ihm war beim
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