Das Zeichen Des Dunklen Gottes
lange es noch so ruhig ist. Es kommen ständig Menschen hier herein, gehen ein und aus. Ein Marktplatz ist wahrlich ein Friedhof gegen unser Verlies«, rief der Ehebrecher voller Ironie zurück. »Nur zu, die meisten von uns lauschen Euch mit Spannung. Für den Stummen lege ich meine Hand oder andere, edlere Teile nicht ins Feuer, aber er wird es vernehmen.«
»Plant einer von Euch, demnächst aus diesem Gefängnis zu entkommen? Ich würde mich sehr gerne daran beteiligen.«
Zuerst sagte niemand etwas. Stoiko glaubte, ungläubiges Lachen aus einer der Unterkünfte gehört zu haben.
»Da schlag der Blitz doch den Wärter tot. Der Mensch bereitet mir vielleicht Vergnügen«, meinte der Falschmünzer nach einer Weile. »Da ging ein Hofnarr verloren.«
»Was glaubt Ihr, wo wir wären, wenn es eine Möglichkeit gäbe zu entkommen?« Der Ehebrecher klang mehr belustigt als alles andere. »Verehrter Gijuschka, wir wären doch die Ersten, die den tristen, kargen Zellen und äußerst unwürdigen Lebensumständen den Rücken zukehren wollten.«
»Wenn man Euch so hört, könnte man glatt annehmen, Ihr denkt, wir würden wegen des guten Essens bleiben«, schaltete sich der Ehrenkämpfer ein. »Ein paar von uns haben es bereits versucht, sind aber gescheitert. Die Wachen lassen sich zwar bestechen, tun aber nichts dafür, die Wände sind zu dick und gehen zu tief nach unten, um sie zu untergraben, und von außen gibt es keinerlei Möglichkeit. Höchstens vier Dutzend Bewaffnete könnten uns mit Gewalt herausschlagen.«
»Und hat das schon jemand versucht?«, wollte Stoiko wissen, obwohl er die Antwort schon kannte.
»Von uns noch niemand. Wozu auch? Ohne Nachricht und Hinweis auf den genauen Aufenthaltsort ist es für eine solch verwegene Schar, der man Unmengen von Waslec zahlen müsste, damit sie das Wagnis eingeht, ein aussichtsloses Unterfangen. Bis sie uns in diesem Labyrinth von Gängen und Karzern gefunden hätten, wäre lange der Alarm ausgelöst und sie wären aufgehalten worden.« Der Ehebrecher, so vermutete Stoiko, hatte sich schon mehr als oberflächliche Gedanken zu diesem Thema gemacht.
»Wir werden hier drinnen einfach sterben«, resümierte der Falschmünzer. »Einige von uns früher, andere später.« Ein widerliches Husten entwich ihm, danach spuckte er laut aus.
»So wie es sich anhört, gehört Ihr, mein Lieber, zu denen, die früher an der Reihe sind«, kommentierte der Duellist sarkastisch und erntete Gelächter.
»Danke vielmals«, gab der Falschmünzer zurück. »Ich werde Euch als Geist heimsuchen und Euch um Euren so genannten Verstand bringen. Aber Besitzlose sind schwer zu berauben.« Wieder quittierten die anderen die Bemerkung mit Lachern. »Und fordert mich nun bloß nicht zum Duell, Säbel schwingende Herrschaft. Ich fürchte, Ihr müsstet auf diesen Strauß vorerst verzichten, und das würde Euch das so auf Ehre bedachte Herz brechen.«
»Verzeiht, aber Ihr begebt Euch gerade auf mein Territorium«, meinte der Weiberheld launig. »Ich bin hier drinnen der Einzige, der Herzen bricht, und das überlasse ich niemand anderem.«
Der einstige Vertraute des Kabcar ließ sich auf den Stuhl fallen, während die Adligen einen mehr oder weniger geistreichen Disput austrugen. Resignierend starrte er die Schachfiguren an.
Es widerstrebte ihm, nun schon auf die achtjährige Ulsarin zurückgreifen zu müssen. Aber ohne das Wissen, wo sich die Spione Perdórs aufhielten, war nicht einmal der Anfang eines Plans in die Tat umzusetzen.
»Ulldrael hilf«, seufzte er und fuhr sich über den Schnauzbart. »Lass nur ein kleines Wunder geschehen. In ein paar Monaten schreiben wir das Jahr 444, und dann ist alles zu spät.«
IX.
Aber Ulldrael sah, dass die Menschen auf Ulldart lange nicht so klug waren.
Besorgt um sie schritt er auf und ab, überlegte, was er tun konnte, um ihnen zu helfen, ohne seine Brüder und Schwestern aufmerksam zu machen.
Zwar wollte er sich an die Abmachung halten, aber es rührte ihn sehr, als er die Gefahr sah, die sich anbahnte.
DIE NOT DER GÖTTER, Kapitel I
Ulldart, Königreich Tarpol, Hauptstadt Ulsar, Winter 443 n.S.
Das hat er wirklich gewagt?« Lodrik sprang aus dem Thron und lief die Stufen hinab, wo Paktaï soeben kniend ihren Bericht von den Vorkommnissen in der Verbotenen Stadt abgeschlossen hatte. »Hetrál handelte gegen meine Anweisungen? Sind denn alle wahnsinnig geworden, mit denen ich mich früher einmal gut verstand?«
Mortva Nesreca ordnete die Flut aus
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