Das Zeichen Des Dunklen Gottes
versinken, sollte Gefahr für Leib und Leben anstehen. Von irgendwo aus dem Raum hörte man den Laut einer Blähung.
»Ich mache keine Bemerkungen über Eure schwarze Haut, Ihr unterlasst versuchte Beleidigungen, indem Ihr auf meine Haarfarbe anspielt, Kaisersohn«, schlug der ältere Kensustrianer vor. »Ich habe nur darauf hingewiesen, wie zuvorkommend wir waren. Eine Geste des guten Willens.« Wutschnaubend nahm der Gemahl der Regentin Platz, Vyvú entspannte sich. »Kensustria ist mit den Bedingungen einverstanden. Wir zahlen zudem, ebenfalls als Zeichen unseres Entgegenkommens, für jeden angorjanischen Toten eine Tria.«
»Behaltet Euer Blutgeld«, winkte Lubshá Nars’anamm verächtlich ab. Der Kensustrianer zuckte mit den Schultern.
»Dann unterzeichnen wir den Waffenstillstand, und alles ist erledigt«, meinte Perdór gespielt fröhlich. Fiorell schickte einen Blick zur Decke und reichte die Dokumente am Tisch herum.
Kaum hatte der Angorjaner seinen Namenszug mit großem Schwung daruntergesetzt, sprang er auf und verließ den Raum.
Alana sah ihm besorgt hinterher. »Ich entschuldige mich für meinen Gemahl. Aber er ist es nicht gewohnt, Demütigungen hinzunehmen.« Sie blickte vorwurfsvoll zu Moolpár.
Er lächelte und zeigte seine Reißzähne. »Seid versichert, wir hegen keine Feindschaft mehr gegen Euch. Uns liegt nichts daran, andere Armeen zu vernichten, auch wenn es keine Schwierigkeit bereiten würde. Wir möchten nur in Frieden leben.« Der Botschafter tippte auf das Papier. »Und das garantiert uns wenigstens einen Waffenstillstand.«
»Seid gewarnt«, bemerkte die Regentin, während sie signierte. »Wir sind ein stolzes Reich, das nicht leicht vergisst.«
»Ihr meint wohl, Ihr seid stolz und vergesst nicht so leicht, wenn man Euch besiegt hat?« Das Lächeln des Kensustrianers schwand nicht. »Ihr seid bei uns behandelt worden, wie es sich gehörte, oder? Wir hätten Euch und Euren Gemahl in jener Nacht auch umbringen können. Und wenn Ihr Euch das nächste Mal im Spiegel betrachtet, freut Euch, dass Ihr es noch könnt,« er beugte den Oberkörper ein wenig nach vorne und stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte, »weil Kensustria es zuließ.«
Mit hochrotem Kopf schritt die Frau hinaus. Baraldino tauchte aus seiner Versenkung wieder auf, um ebenfalls seine Unterschrift zu leisten.
»Ich soll Euch übrigens einen schönen Gruß ausrichten.« Moolpár nahm einen Brief aus der Tasche. »Der ist für Euch. Von Commodore Gial Scalida. Ihr kennt ihn doch noch, Euren ehemaligen Vorgesetzten?«
»Ach? Ich dachte, er sei schon tot?«, entschlüpfte es dem Palestaner. »Ihr habt ihn leben lassen? Hat er gewinselt und gewimmert, um sein schäbiges Leben behalten zu dürfen?«
»So wie Ihr es getan hättet?«, meinte der kensustrianische Diplomat hintergründig. »Nein, er hat nicht gebettelt. Er verstand, dass er in seinem Leben einige Fehler gemacht hat. Und er sagte uns damals in Tersion, als es um die Schwarze Flotte ging, exakt voraus, welche Winkelzüge Ihr in den Verhandlungen anwenden würdet.«
»Aber, aber, Wertester«, schwächte Baraldino selbstgefällig ab. »Winkelzüge würde ich es nicht nennen. Verhandlungsgeschick, Gespür, das alles passt doch viel besser.« Er lehnte sich in die Polster und erbrach das Siegel. Ohne großes Interesse überflog er die Zeilen, dann zog sich die Stirn in Falten, das Tuch wedelte hektisch hin und her. Der Palestaner fummelte am Kragen und lockerte ihn ein wenig, bevor er den Blick hob.
»Wo ist denn der gute Scalida in diesem Augenblick?«, fragte er mit gleichgültiger Stimme. »Er schreibt, er habe eine neue Berufung gefunden.«
Der ältere der Kensustrianer nickte. »Er arbeitet in einem unserer Stützpunkte als Quartiermeister und wird, wenn wir uns seiner Loyalität sicher sind, weiter aufsteigen. Vielleicht als Berater bei zukünftigen Treffen. Wir haben festgestellt, dass die Palestaner durchaus ein gewisses Talent fürs Verhandeln haben.«
Baraldino wirkte merkwürdig beruhigt. »Und er hat niemals verlangt, nach Palestan zurückzukehren?«
»Wir haben es ihm freigestellt, was er tun möchte. Aber er meinte, die Schmach sei zu groß, um in sein Heimatland zu gehen. Und er sei von einem Untergebenen verraten worden, was er nicht noch einmal erleben wollte«, erläuterte Moolpár. »Er ist sehr zufrieden, auch wenn er der Kaste der Niederen angehört.«
Der Commodore lächelte erleichtert, tupfte sich den Schweiß von der Stirn und
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