Das Zeichen Des Dunklen Gottes
gehen. Danach lasse ich sie von den Modrak hierher bringen!«
»Ich vermute, Ihr habt herausgefunden, wohin Eure einstige Geliebte entschwunden ist? Wie erfreulich.« Der Mann mit den silbernen Haaren hatte zunächst aufmerksam gelauscht, nickte und ordnete die Zeichnungen vor sich. »Dann wird es wohl das Beste sein, wenn ich Paktaï sofort auf den Weg schicke, nicht wahr?«
Die Genannte trat in voller Rüstung aus dem Schatten hinter Lodrik wie aus dem Nichts hervor.
Ausdruckslos wie immer sah sie zunächst zu dem Konsultanten, danach verbeugte sie sich vor dem jungen Mann. »Ich werde sie finden und das ausführen, was Ihr mir aufgetragen habt.«
Verwundert blickte Lodrik sie an. »Ich könnte schwören …«
»Denkt nicht weiter darüber nach, Hoher Herr«, kam es beschwichtigend von Mortva. »Sie ist lautlos wie der Gedanke. Und ebenso schnell, wie sie schon öfter bewiesen hat. Du kennst deinen Auftrag.«
Paktaï bewegte sich nicht. »Ich werde Schwierigkeiten bekommen, sobald ich das Meer erreiche. Ich bin zwar schnell, aber ich unterliege gewissen Einschränkungen, die früher nicht galten.«
»Was denn? Ihr auch?« Lodrik schüttelte den Kopf, dass der blonde Pferdeschwanz umherflog. »Seid Ihr etwa verwandt mit den Modrak?«
Die unheimliche Kämpferin wirkte herablassend. »Nein. Gewiss nicht, Hoher Herr. Solche Kreaturen sind zu niedrig, um …«
»… um sich auch nur weiter mit ihnen zu befassen«, ergänzte der Konsultant freundlich und schnitt der Frau somit das Wort ab. »Ich traue dir durchaus zu, dass du eigenständig eine Lösung finden wirst. Nun geh und sei erfolgreich. Benutze die Tür.« Der Kabcar fand die letzte Anweisung zwar merkwürdig, dachte sich aber nichts weiter dabei, als Paktaï hinausging. »Sie wird Euch nicht enttäuschen. Bald haben wir Kundschaft von Ihr«, versicherte ihm sein Vetter.
Einen Augenblick überlegte Lodrik, ob er nach den Plänen schauen sollte, ließ es aber dann doch sein. Er war absolut nicht in der Stimmung, sich mit Technischem herumzuärgern. Lieber wollte er sich noch mit seiner Gattin vergnügen.
»Ich möchte«, gab er Anweisung, während er zur Tür schritt, »dass Ihr morgen Vorbereitungen für unsere Abreise treffen lasst. Es hat zu schneien begonnen, und das soll nicht der Grund sein, weshalb ich nicht nach Telmaran gelange. Übermorgen möchte ich unterwegs sein.«
Mortva erhob sich zufrieden. »Wie Ihr befehlt, Hoher Herr.« Er tippte auf die Papiere. »Das trifft sich übrigens äußerst gut. Wir werden eine böse Überraschung für das Geeinte Heer im Gepäck haben.«
Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Turandei, Königspalais, Winter 443 n.S.
Lubshá Nars’anamm, Gemahl von Alana II., Regentin von Tersion, rollte mit den braunen Augen, die mächtigen Muskeln zuckten unter den teuren Stoffen seiner Kleidung. Die filigranen Schmuckbänder um die Oberarme drohten, von den sich plötzlich auftürmenden Fleischgebirgen gesprengt zu werden.
Beruhigend legte seine Frau die Hand auf sein Bein. Aber auch ihrem Antlitz war sehr leicht zu entnehmen, dass es sie Überwindung kostete, still zu bleiben. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, trug sie ein schlichtes blaues Kleid, Schnitt und Stoff sahen unbekannt aus. Ein Geschenk ihrer Entführer.
König Perdór saß an der Mitte der Tafel, kraulte sich hektisch die grauen Bartlöckchen und blinzelte angespannt zum anderen Ende, an dem ein gelassener Kensustrianer saß.
Moolpár der Ältere hatte einen Berg von Pralinen vor sich stehen, schob sich andächtig eine davon in den Mund und zerbiss sie langsam. Niemand im Verhandlungszimmer sagte etwas, die Kaugeräusche des kensustrianischen Diplomaten klangen damit doppelt so laut. Der Krieger genoss seinen Auftritt, auch wenn er es nicht durch seine Mimik verriet.
Commodore Parai Baraldino seufzte so laut, dass man die Kritik an dem zähen Verhandlungsverlauf unmissverständlich hörte. Genervt wedelte sich der Palestaner mit dem Taschentuch vor dem Gesicht herum. Perücke und Brokatkleider saßen passgenau, und er verbreitete mit seinem Parfüm einen aufdringlichen Geruch.
Als Moolpár nach einem weiteren Konfekt greifen wollte, erzeugte das Tuch des Commodore einen peitschenartigen Knall. »Nun ist es aber genug, Exzellenz Botschafter, mit Verlaub und aller Höflichkeit«, entfuhr es Baraldino verärgert. »Wir sind hier, um ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeichnen. Wenn Ihr Euch auf Kosten unseres Gastgebers mästen wollt, dann
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