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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zeigte sich durch die seltsamen Vorgänge weit über dem K’Tar Tur wesentlich verbreitert. Die Kante des Felsens war nach unten abgerutscht und hatte große Stücke des Ufers mit hinabgezogen. Vom Strom konnte J’Maal immer noch nichts sehen.
    Dafür donnerte es wieder, nur viel, viel leiser. Staubwolken, wie bei dem Spektakel eben, waren nicht zu entdecken.
    »Was, bei Taralea der Allmächtigen, geht hier vor?«, schrie König Tarm, der auf seinem Pferd angesprengt kam und in die Höhe starrte. »Was für eine Schweinerei wurde da ausgeheckt?«
    »Wenn ich das wüsste, Majestät«, wunderte sich der Tersioner und warf den Schlägel achtlos in den Matsch. »Aber ich denke, es ist nichts, was uns zum Vorteil gereicht.«
    Tarm deutete auf einen Boten. »Du, richte den Kommandanten aus, sie sollen sofort ihre Männer aus dem Tal schaffen. Sie sollen alles stehen und liegen lassen, nur raus hier.« Der Mann rannte los. »Das gilt auch für Euch, Tersioner. Nehmt die Beine in die Hand.«
    J’Maal setzte zu seiner Erwiderung an, aber ein gurgelndes Geräusch aus großer Höhe ließ die beiden Männer herumfahren.
    Neue, dreckig braune Wassermassen schossen über den Steilhang hinaus, warfen sich rauschend in die Tiefe und trafen wie der Hammerschlag eines Gottes auf die Oberfläche des Sammelbeckens. Die Wogen, die sich eben fast beruhigt hatten, schwollen an und schwappten diesmal weiter heraus.
    Und der Zufluss ebbte nicht ab. Der Repol ergoss sich wütend ins Tal, als habe er seit Jahrhunderten nur auf diese eine Gelegenheit gewartet, und verlor dabei nichts an seiner Stärke. Ganze Baumstämme und Uferbrocken wurden mitgeschwemmt.
    Die Fluten breiteten sich aus und rollten auf das Lager des Geeinten Heeres zu.
    Hetrál, Telisor und vier weitere Späher, die unterwegs zu ihnen aufschlossen, hatten gerade keuchend vor Anstrengung eine Anhöhe erreicht, die eine Meile vom Lager entfernt lag, als vom Wasserfall her ein ohrenbetäubendes Donnern und Krachen zu hören war.
    Der Königssohn und seine Begleiter blickten starr vor Entsetzen auf das Schauspiel, das ihnen geboten wurde. Enorme Wassermengen schossen in die Tiefe und ließen den Repol das Tal fluten. Die Befürchtungen des Meisterschützen hatten sich bestätigt.
    »Meister Hetrál! Seht!« Telisor glaubte, Menschen zu erkennen, die an den Ufern des Wasserfalls riesige Fässer heranrollten und sich daran zu schaffen machten. Bei einigen kippten sie den Inhalt in den Strom, andere der hölzernen Behältnisse ließen sie vollständig mittreiben. Sie stürzten in die Tiefe und zerschellten entweder auf ihrem Weg nach unten an Felsvorsprüngen oder verschwanden in den Gischtwolken.
    »Was tun sie da? Sind das die Männer des Kabcar?« Verzweifelt rüttelte Telisor an der Panzerung des Meisterschützen, der mit steinernem Gesicht die Vorkehrungen beobachtete. »Wir müssen etwas dagegen tun.«
    Wir sind zu weit entfernt, antwortete Hetrál. Was auch immer geschieht, Ulldrael der Gerechte möge den Leuten im Tal beistehen.
    Nachdem die Behälter geleert oder zu Wasser gebracht worden waren, trat ein einzelner Bogenschütze nach vorne. Er entzündete einen Brandpfeil, gut in der Dunkelheit als glimmender Punkt erkennbar, und schoss ihn ab.
    Der Pfeil zog seine leuchtende Bahn kometengleich über die Kaskade und tauchte am Ende seines scheinbar endlosen Fluges in das Wasser ein.
    Doch das Feuer des Pfeils erlosch nicht. Flammen schlugen stattdessen an der Einschlagstelle hoch und setzten den Repol in Brand.
    Nun glich der Wasserfall einem brennenden Vorhang, vierhundert Schritt hoch und von atemberaubender, todbringender Schönheit.
    Der über die Ufer getretene Strom darunter verwandelte sich in eine glühende Schlange, die das Lager König Tarms mit seinen mehr als fünfzigtausend Bauern, Kriegern und Rittern, Wagen, Zelten und Pferden verschlang, hinfort spülte und gleichzeitig zu Asche verbrannte.
    Nur wenige Krieger der einstmals großen Streitmacht konnten sich auf kleinere Hügel retten, Hetrál schätzte ihre Zahl auf knapp fünftausend. Der Rest war mitgerissen worden. Von ihrem Spähposten aus erschien das Durcheinander schrecklich, Mensch und Tier strampelten in den abfließenden Wassermassen um ihr Leben oder schleppten sich mit letzter Kraft auf höher gelegene Bereiche des Tals. Qualmwolken verdunkelten den sich allmählich hell färbenden Himmel.
    Als sich der Repol wieder beruhigt hatte und das Feuer auf ihm verloschen war, gingen Telisor, der

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