Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Abgrunds. Geistesabwesend kratzte er an der gespaltenen Unterlippe.
    Weit unten im Tal konnte er die Lagerfeuer des Geeinten Heeres als kleine helle Punkte erkennen. Varész wischte sich die Wassertropfen aus dem Gesicht, die von den Gischtschleiern der Repolfälle stammten. Es hatte einige Mühe gekostet, die Posten zügig zu umgehen und die Steilhänge zu erklimmen. Mehr als fünfzig seiner Leute hatte er allein beim Aufstieg eingebüßt, drei Dutzend waren dem Repol zum Opfer gefallen.
    Das bereitete ihm die größte Sorge. Nicht dass ihm die Verluste Leid täten, aber wenn eine der Leichen zufällig im Lager entdeckt werden sollte, würde man dort aufmerksam. Und die Gefahr einer vorzeitigen Entdeckung stieg mit jeder Minute, die sich der Plan verzögerte.
    Seine Männer hatten ihm gemeldet, eine Frau an den oberen Fällen gesehen zu haben. Als er aber in aller Eile mit einem Spähtrupp nach der unliebsamen Besucherin fahndete, entdeckte er zu seiner großen Erleichterung keine Spuren. Entweder die Leute hatten sich getäuscht oder die Frau machte sich nichts aus den Vorgängen.
    Die anderen tausend Mann, die er aus dem Hauptkontingent mit sich führte, schufteten in drei Meilen Entfernung, und zwar mit großem Erfolg, wie er an den rapide schwindenden Wassermassen absehen konnte, die auf den Felsabbruch zutrieben und sich in die Tiefe stürzten.
    Der Feldherr wandte sich ab und ritt zurück.
    Die Männer stellten die Grabarbeiten ein und bildeten eine Kette. Sie reichten kleine, mit einer Schicht aus Teer versiegelte Holzfässchen durch. Eins nach dem anderen verschwand in den gewaltigen Schächten, die rechts und links des Repolufers in den Fels getrieben worden waren.
    »Wollt ihr wohl schneller arbeiten, Ausgeburten der Faulheit!«, hörte er Widock die Soldaten antreiben. »Es wird höchste Zeit.«
    Telisor fluchte und stemmte sich aus dem Dreck. Grinsend hielt ihm Hetrál die Hand hin, um ihm aufzuhelfen.
    »Wie macht Ihr das, Meister Hetrál?«, wollte der Königssohn wissen. »Seht Ihr selbst im Dunkel und Nebel? Den Ast muss Tzulan dorthin gelegt haben.«
    Der Ast, über den Ihr gefallen seid, lag schon sehr lange dort, sprach der Turît mit den Händen. Er ist von Moos bewachsen, und die ersten Ameisen haben sich eingenistet. Tzulan muss ihn vor langer Zeit dorthin geworfen haben. Seid nun leise.
    Telisor schlich hinter dem Kunstschützen her und versuchte, keine Geräusche beim Laufen zu machen.
    Die Repolfälle hatten sie vor Stunden hinter sich gelassen, die Gruppe aus insgesamt zehn Männern teilte sich danach auf, um in alle Himmelsrichtungen kundschaften zu können.
    Hetrál und er bahnten sich einen Weg nach Süden, aber Telisor rechnete nicht damit, hinter den eigenen Linien auf den Feind zu stoßen. Vermutlich würde der gegnerische Stratege seine zweitausend Mann im Osten platziert haben, um einen Flankenangriff durchzuführen. Zumal der Schutzgürtel, der in Hustraban von den Tzulandriern errichtet worden war, nicht allzu weit entfernt lag.
    Ihre Vorräte reichten notfalls für eine Woche, sollten sie länger unterwegs sein. Oder sich verirren, was sich der Königssohn durchaus zutraute. Nachts durch einen Wald zu kriechen gehörte nicht zu den Stärken, die er als Thronfolger haben musste. Aber es war ihm ein dringendes Anliegen, nach diesem Varész zu suchen.
    Aus dem Nieseln war ein anhaltender Dauerregen geworden, der in den Stoff des wattierten Waffenrocks eindrang und ihn schwerer werden ließ. Telisor fluchte, aber der Turît erklärte ihm mit der Gebärdensprache, die der Königssohn vor Jahren von ihm am heimischen Hof erlernt hatte, dass die Regengeräusche ihre eigenen übertönten.
    »Ich hoffe, sie übertönen auch den Husten, den ich mir einfangen werde«, beschwerte sich der junge Mann.
    Der Kunstschütze blieb stehen und deutete nach rechts. Wortlos folgte ihm Telisor und stand bald neben ihm am Ufer des Repol. Im breiten Flussbett schlängelte sich ein dünnes Rinnsal. An Stelle des reißenden Stromes floss etwas, das man nicht einmal als Wildbach bezeichnen konnte.
    »Wo ist das Wasser hin, Meister Hetrál?«, fragte Telisor mit großen Augen. »Es müsste bei dem Niederschlag sogar angeschwollen, und nicht verschwunden sein.«
    Ich habe keine Ahnung, gestand sein Begleiter. Es sah flussaufwärts, wo sich die Umrisse eines Berges abhoben. Was ist da oben? »Da ist der Walgora, wenn ich mich richtig an die Karte erinnere«, gab der Königssohn Auskunft. »Aber den Berg hatte

Weitere Kostenlose Bücher