Das Zeichen Des Dunklen Gottes
murmelte Stoiko.
»Was soll das heißen?« Die Überraschung des Kabcar war nicht gespielt. Offenbar war er immer noch der Meinung, Sinured lenken zu können, wie er wollte.
»Was genau habt Ihr damals von dem Wesen verlangt?«, wollte der Vertraute wissen und fuhr sich über den Schnauzer. »Erinnert Euch genau.«
»Ich habe ihn schwören lassen, dass er das tarpolische Volk in Ruhe lässt und dass er alle einstigen Besitzungen Tarpols für mich zurückerobert«, zählte Lodrik grob auf.
»Alle einstigen tarpolischen Besitzungen«, wiederholte sein Gegenüber leise. »Wenn Ihr dabei keine zeitliche Beschränkung gemacht habt, sollten wir uns schnell einen Geschichtsalmanach besorgen, um die größte Ausbreitung Tarpols nachzuprüfen. Ich habe den Verdacht, dass Ihr mit Eurem frommen Wunsch mehr angerichtet habt, als Ihr damals ahntet. Sinured ist gewitzt und bösartig.«
»Aber ich meinte damit, dass er Borasgotan zurückschlägt«, verteidigte sich der junge Mann, der nun auch unsicher wurde. »Aber ich werde Arrulskhân zunächst seine eigenen Methoden zu schmecken geben. Nach dem Mordversuch an mir und dem Gifttod der Brojaken habe ich nicht vor, an der Landesgrenze anzuhalten.« Grimmig starrte er in seine Tasse. »Er hat angefangen, ich trage die Fackel des Krieges nun zurück. So weit meine Truppen kommen.«
Sachte schüttelte Stoiko seinen Kopf. »Herr, bitte, das bringt nichts. Auch wenn Euer studierter Vetter etwas anderes gesagt haben sollte, lasst es sein.«
»Nein. Das bin ich den Toten auf dem Schlachtfeld, den verbrannten Dörfern und sogar den heimtückisch gemeuchelten Großbauern schuldig«, widersprach der junge Mann bestimmt. »Ich werde den gleichen Schutzgürtel für mein Land installieren, wie Arrulskhân es für sich haben wollte, wenn auch aus anderen Motiven. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass dieser Streifen nicht groß genug sein kann.« Lodrik stürzte das heiße Getränk hinab. »Eigentlich sind mein Land und meine Untertanen erst sicher, wenn dieser Wahnsinnige aus dem Weg geräumt ist. Und Hustraban hat ebenfalls eine Lektion verdient.«
»Ihr redet jetzt wie ein echter Bardri¢ aus alten Tagen«, kommentierte Stoiko das Gehörte. »Euer Vater wäre stolz auf Euch.« Unwillkürlich huschte der Blick des jungen Mannes zum metallenen Kästchen auf dem Kaminsims, in dem sich die Asche seines Erzeugers befand. »Ich hoffe, dass ich ebenfalls noch lange stolz bleiben darf. Vergesst nicht zu viel von dem, was ich Euch gelehrt habe.« Der Vertraute schenkte ihm Tee nach. »Wie verkraftet Ihr die Trennung von Norina?«
Geistesabwesend sah Lodrik aus dem Fenster. »Ich vermisse sie schrecklich«, gestand er sich und seinem Vertrauten ein. »Diese eine Nacht mit Aljascha hat alles zerstört. Dabei liebe ich sie immer noch, andererseits fühle ich mich zu meiner Cousine hingezogen.« Er schwieg einen Moment. »Und dann sind da noch die Gerüchte, dass sie und Waljakov eine Liaison hätten. Das würde ich nicht ertragen. Ihr habe ich die Treue gehalten. Wenn man es genau nimmt, war diese Nacht nur eine Pflichterfüllung. Aber sie hintergeht mich mit meinem eigenen Leibwächter.«
»Ihr seid Euch sehr sicher, was diese Angelegenheit angeht, Herr.« Stoiko deutete auf das Schachbrett. »Lasst uns eine Partie spielen. Wie früher. Das lenkt Euch ab.«
Lodrik hob die Augen, argwöhnisch funkelte er den älteren Mentor an. »Weißt du etwas über die beiden? Ist es wahr, was man sich erzählt? Sie waren doch oft gemeinsam an deinem Bett, als sie dich besuchten? Haben sie sich irgendwie verraten?«
»Sie waren so oft bei mir wie kein anderer in diesem Palast«, bei diesen Worten sah er den jungen Mann vielsagend an, »aber bemerkt habe ich nichts. Sie sind kein heimliches Paar, glaubt mir.« Routiniert stellte er die Figuren auf. »Ihr fangt an.«
»Der Gedanke daran, dass sie mich tatsächlich betrogen haben könnte, macht mich verrückt.« Der Kabcar ließ nicht locker. In seinem Inneren gerieten die Gefühle in Wallung.
»Es ist nur Euer Gedanke, Herr. Es gab die Tat niemals. Das schwöre ich Euch, wenn mein Wort Euch noch etwas bedeutet.«
»Natürlich tut es das.« Kaum beruhigt machte Lodrik den ersten Zug. Es klopfte und Waljakov kam herein.
Der Kabcar zwang sich, seinen Blick auf die Figuren zu richten, während seine Freunde ein belangloses Gespräch begannen.
Als er das stilisierte Gesicht der weißen Schachkönigin sah,
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